Eine Tonfrequenz hilft bei Reiseübelkeit, ein Kaugummi soll Virusübertragungen eindämmen und Bär Noah kann endlich wieder zufrieden brummen – das sind die guten Nachrichten im April.
Die tägliche Flut an negativen Nachrichten lässt viele frustriert, traurig, wütend oder mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück. Trotzdem werden negative Schlagzeilen mehr gelesen als positive Meldungen – vermutlich aus einem evolutionsbiologischen Grund: Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu bewahren. Deshalb reagiert es auf Schreckensmeldungen besonders sensibel und speichert negative Informationen intensiver ab.
Aber: Doomscrolling, also gezielter und massiver Konsum von negativen Nachrichten, kann der psychischen Gesundheit schaden. Das belegen zahlreiche Studien. Positive Informationen wirken da wie ein willkommenes Gegengewicht. Sie verdeutlichen, dass es auch konstruktive Lösungen für ein gutes Miteinander und eine bessere Zukunft gibt. In diesem Sinne: Hier sind die guten Nachrichten des Monats.
Einfaches Mittel gegen Reiseübelkeit
Nicht nur vielen Kindern wird auf längeren Reisen übel, auch Erwachsene können an der Reisekrankheit leiden. Sie entsteht, wenn das Gehirn durch passive Bewegung im Auto, auf dem Schiff oder im Flugzeug widersprüchliche Signale von Augen, Gleichgewichtsorgan und Körperwahrnehmung erhält. Wenn das Ihre Vorfreude auf die Fahrt in die Ferien trübt, könnte diese Nachricht Ihre Stimmung heben.
Forscher der japanischen Universität Nagoya haben nun herausgefunden, dass die Symptome der Reisekrankheit durch eine einminütige Beschallung beider Ohren mit einer monoton brummenden Tonfrequenz von 100 Hertz gelindert werden können. Für die Studie wurden Mäuse und Menschen verschiedenen Bewegungen ausgesetzt und mit der Frequenz beschallt – ohne zu wissen, warum sie den Ton hören.
Bei den menschlichen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern genügte bereits eine einminütige Beschallung. Dabei wurde ihre Körperbalance besser und die Frequenz hatte auch positive Effekte auf unbewusst gesteuerte Körperreaktionen, wie Herzschlag oder Magenempfinden. Durch die Vibration wurden die winzigen Kalksteinchen, die im Gleichgewichtsorgan im Innenohr Schwerkraft und Beschleunigung wahrnehmen, stimuliert. Die Frequenz kann also Störungen, die durch schwankende Fortbewegungsmittel ausgelöst werden, entgegenwirken.
Die Methode könnte zukünftig eine nicht-medikamentöse Hilfe für Betroffene darstellen – ohne Nebenwirkungen wie Benommenheit, die bei vielen Medikamenten gegen Reiseübelkeit häufig auftreten.
Wie ihre Methode in der Praxis eingesetzt werden kann, etwa über tragbare Geräte, müssen die Forscher nun erarbeiten. Bis dahin können Sie den Ton über einen Online-Tongenerator erstellen und mithilfe von Kopfhörern eine Minute lang hören – aber nicht zu laut! Die WHO rät bei Kindern zu einer maximalen Kopfhörer-Lautstärke von 75 Dezibel, bei Erwachsenen sollten es höchstens 80 sein.
Braunbär schläft nach seiner Befreiung eine Woche lang
Gebrummt wird auch hier, aber vor Zufriedenheit: Ein etwa vier Jahre alter syrischer Braunbär fristete sein ganzes Leben in einem kleinen, dunklen Käfig in Armenien. Der eisige Boden und die katastrophalen Bedingungen ermöglichten es ihm nicht, sich ausreichend zu bewegen oder zu schlafen.
Nachdem der Bär entdeckt worden war, befreiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tierschutzorganisationen IAR und FPWC ihn aus dem Verschlag. In einem Rettungszentrum für Wildtiere wird Noah, so heißt der Braunbär jetzt, zunächst intensiv medizinisch versorgt. Anschließend beginnt seine Rehabilitation.
Nach seiner Rettung schlief Noah in seinem Übergangszuhause erst einmal eine Woche lang durch – weich gebettet auf einer dicken Schicht Stroh. Für ihn hat jetzt das vermutlich schönste Kapitel seines Lebens begonnen. Doch das gilt nicht für alle: Neben Spenden für die hohen Behandlungs- und Unterbringungskosten bitten die Tierschützer außerdem darum, sich für die Befreiung der vielen anderen Bären in Armenien einzusetzen. Sie werden unter ähnlichen Bedingungen wie Noah gehalten und als Attraktion auf Märkten, in Hotels und Restaurants zur Schau gestellt.
Kaugummi soll Virusübertragung eindämmen
Während der Corona-Pandemie entwickelten Forscher der University of Pennsylvania einen Kaugummi auf Basis von genetisch modifizierten Pflanzen. Beim Kauen setzt er das Protein ACE2 frei, das im menschlichen Blut und Speichel enthalten ist. Nach einer Corona-Infektion docken die Viren mit ihrem Spike-Protein an den ACE2-Rezeptoren der Zellen an. Der ACE2-Kaugummi kann damit einen großen Teil der Viren im Mund binden.
Die Viruslast im Mundraum, über den die Viren durch Husten, Niesen oder sprechen überwiegend übertragen werden, ging dabei um bis zu 95 Prozent zurück. Eine Infektion über die Atemwege kann mit diesem Ansatz zwar nicht verhindert, die Verbreitung könnte durch eine geringere Viruslast im Mund aber eingedämmt werden.
Jetzt haben die Forscher einen neuen klinischen Kaugummi mit dem Protein FRIL aus der Helmbohne entwickelt. FRIL hat eine antivirale Wirkung gegen verschiedene Viren, wie Influenza- oder Herpesviren. Bereits eine kleine Menge des Proteins in einem Kaugummi, der den Anforderungen der US-Arzneimittelbehörde FDA entspricht, senkt die Viruslast im Mundraum demnach deutlich.
Neben der Eindämmung von viralen Infektionskrankheiten bei Menschen untersuchen die Forscher derzeit auch, ob das Bohnenpulver zur Bekämpfung der Vogelgrippe eingesetzt werden kann. Zu diesem Zweck geben sie das Pulver ins Vogelfutter. In den USA führte die Vogelgrippe zum Tod von Millionen Legehennen – und zu einem massiven Eier-Engpass.
Bahnbrechender neuer Licht-Prozessor für KI-Systeme
Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich. Immer leistungsstärkere KI-Modelle benötigen enorme Mengen an Rechenleistung und Energie. Klassische Chip-Technologien geraten bei der Verarbeitung dieser großen Datenmengen an ihre Grenzen. Spezielle Prozessoren, die auf die Anforderungen von KI-Systemen zugeschnitten sind, sind deswegen essentiell. Sie können die enormen Datenmengen verarbeiten und den Energieverbrauch senken.
Das Start-up Lightmatter aus dem Silicon Valley hat einen lichtbasierten Prozessor für KI-Anwendungen entwickelt, der genau das kann. Der Envise-Prozessor schafft es, große Datenmengen von komplexen KI-Modellen mit Lichtgeschwindigkeit energiearm zu verarbeiten. Dieser sogenannte Photonik-Prozessor überträgt dabei Informationen mit Licht, klassische Prozessoren arbeiten hingegen mit Elektronen. Der Vorteil: Licht ist deutlich schneller als elektrische Signale und benötigt weniger Energie.
Die Technologie könnte ein wichtiger Baustein für eine Zukunft sein, in der KI immer häufiger und in immer mehr Bereichen zum Einsatz kommt. Auch in Deutschland werden photonische Rechner entwickelt. Der Physiker Wolfram Pernice von der Universität Heidelberg wurde für seine Forschungsarbeit an einem Photonik-Computer, der ähnlich wie ein Gehirn arbeitet, mit dem Leibniz-Preis 2025 ausgezeichnet.
Neues Naturgefahrenportal ist online
Viel Gutes ist noch in der Entwicklung, das neue Naturgefahrenportal des Deutschen Wetterdienstes (DWD) kann schon jetzt genutzt werden. Es soll Haushalten, Gemeinden und Personen unterwegs dabei helfen, geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Das Portal informiert über verschiedene Naturgefahren und gibt Einschätzungen sowie Empfehlungen, wie man sich während und nach einer Katastrophe verhalten sollte:
- In der Maske kann der aktuelle Standort eingegeben werden, um sich über aktuelle Naturgefahren vor Ort zu informieren.
- Die Warnungen sind in vier farbige Warnstufen eingeteilt. Symbole informieren über die Art der Gefahr, beispielsweise Hochwasser, Nebel, Sturm oder Hitze.
- In der Rubrik "aktuelle Warnungen" werden Gefahren angezeigt.
- Unter "Vorsorgen und Handeln" können Informationen über vorsorgliche Schutzmaßnahmen, akute Handlungsempfehlungen während der Gefahrenlage und hilfreiche Tipps zum Verhalten danach abgerufen werden.
Verwendete Quellen
- J-Stage: Just 1-min exposure to a pure tone at 100 Hz with daily exposable sound pressure levels may improve motion sickness
- WHO: Noise exposure limit for children in recreational settings: review of available evidence
- internationalanimalrescue.org: Noah's Rescue Appeal
- internationalanimalrescue.org: Armenian Bears
- PubMed: Debulking SARS-CoV-2 in saliva using angiotensin converting enzyme 2 in chewing gum to decrease oral virus transmission and infection
- sciencedaily.com: An antiviral chewing gum to reduce influenza and herpes simplex virus transmission
- lightmatter.co: A New Kind of Computer
- Deutsche Forschungsgemeinschaft: Prof. Dr. Wolfram Pernice – Gottfried Wilhelm Leibniz-Preisträger 2025
- Naturgefahrenportal (NGP) des Deutschen Wetterdienstes