Forscher an der Medizinischen Universität Innsbruck haben eine neue Behandlungsmethode bei Herzmuskelschwäche entwickelt. Dem Team gelang es, Herzmuskelzellen mit einer Stoßwellentherapie wieder aufzuwecken.

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Eine an der Medizinischen Universität Innsbruck entwickelte Behandlungsmethode dürfte für Menschen mit Herzmuskelschwäche eine deutliche Verbesserung bringen. Einem Forscherteam gelang es, Herzmuskelzellen mit einer Stoßwellentherapie in Kombination mit einer Bypass-Operation wieder aufzuwecken. Dadurch soll die Pumpleistung des Herzens nachhaltig verbessert werden, sprachen die Wissenschaftler von einer "bahnbrechenden Behandlung" für Betroffene.

Infrage kommt die Behandlung für Patientinnen und Patienten, bei denen Herzmuskelzellen infolge mehrere Herzinfarkte zugrunde gingen und Narben zurückließen. Herzmuskelzellen im Randbereich des geschädigten Gewebes fallen bei einem Herzinfarkt in eine Art "Winterschlaf", teilte die Meduni mit. Ein Teil des Herzmuskels ist dadurch chronisch mit Blut unterversorgt. Mit der Bypass-Operation, dem häufigsten großen chirurgischen Eingriff in der westlichen Welt, kann lediglich die verbliebene Pumpleistung erhalten, aber nicht wieder verbessert werden.

"Schlafende Zellen" wieder aufwecken

Hier soll die neue Behandlungsmethode ins Spiel kommen: Die "schlafenden Zellen" werden nämlich durch die Stoßwellentherapie wieder aufgeweckt und die Pumpleistung des Herzens nachhaltig angekurbelt. "Erstmals ist es damit möglich, den Herzmuskel substanziell und anhaltend zu verbessern", sagte Michael Grimm, Direktor der Univ.-Klinik für Herzchirurgie in Innsbruck. "Wir wissen, dass alle fünf Prozentpunkte Verbesserung der Pumpleistung eine signifikante Reduktion der Spitalswiederaufnahmen und eine Verlängerung der Lebenserwartung bringt. Unsere Methode hat im Schnitt eine Verbesserung von fast zwölf Prozentpunkten gezeigt. Das ist spektakulär", schilderte Projektleiter Johannes Holfeld.

Im Rahmen der Forschung wurde eine klinisch randomisierte Studie mit 65 per Zufallsgenerator in zwei Gruppen zugeordneten Patientinnen und Patienten durchgeführt. Eine Gruppe erhielt die standardisierte Bypass-Operation, die zweite Gruppe wiederum die OP in Kombination mit Stoßwellen. "Die Effekte waren noch deutlicher als wir erwartet hatten und so konnten wir schon zu einem frühen Zeitpunkt die signifikante Verbesserung des Herzmuskels nachweisen", sagte Holfeld. Inzwischen liegen bereits Langzeitergebnisse der ersten, vor vier Jahren im Rahmen der Studie mit der Kombination Bypass und Stoßwellen behandelten Patienten vor. "Wir sehen, dass der Effekt stabil bleibt. Das Herz erholt sich und bleibt dann fit", freute sich Klinikdirektor Grimm. Die Studie wurde nun im European Heart Journal publiziert.

Stoßwellengerät soll 2025 auf den Markt kommen

Durch die Stoßwellen werden Bindegewebszellen in Gefäßwandzellen umgewandelt, zudem bilden sich Blutgefäße neu. "Das bedeutet, dass in den chronisch mit Blut unterversorgten Herzmuskel neue Blutgefäße einsprossen und dieser dadurch wieder aktiv zur Pumpleistung des Herzens beiträgt", erklärte Holfeld.

Ein Großteil der Forschung wurde in Innsbruck durchgeführt. Zudem wurde ein Spin-off Unternehmen gegründet, in dem das Stoßwellengerät entwickelt wurde. Es soll 2025 auf den Markt kommen. 1,4 Millionen Menschen sind weltweit von der Erkrankung betroffen. Die Forschenden gingen nun davon aus, dass mehr als ein Drittel von der Behandlung profitieren werde. (APA/aks)

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