Wenn es draußen ungemütlich und winterlich ist, gehört beim Spaziergang außer Mütze, Schal und Handschuhen auch ein Taschentuch zur Ausrüstung. Denn nicht selten beginnt nun auch noch die Nase zu tropfen. Warum aber ist es so, dass bei kälteren Temperaturen die Nase läuft, auch wenn man eigentlich gar nicht verschnupft ist? Dieser Frage gehen wir in unserer Serie "Nachgefragt" auf den Grund.
Für ein ideales Klima
Es ist ein wiederkehrendes Winter-Phänomen: Ohne dass Schupfen- oder Grippeviren zugeschlagen haben oder eine allergische Reaktion vorliegt, tropft die Nase, wenn es kräftig kalt ist. Der Grund dafür liegt in der Funktion der Nase, die die Atemluft filtern, befeuchten und anwärmen soll. Jeden Tag strömen zwischen 10.000 und 20.000 Liter Luft durch unser Riechorgan. Da braucht es gute Schleimhäute, um immer die ideale Temperatur und Feuchtigkeit zu gewährleisten.
Um auch in "Stresssituationen" optimal arbeiten zu können, werden die Nasenschleimhäute im Winter stärker durchblutet, wobei sich auch mehr Sekret bildet. Denn für den Kampf gegen Viren oder Allergene werden jetzt mehr körpereigene Abwehrstoffe benötigt. Die Nasenschleimhaut schwillt an. Es wird Flüssigkeit produziert, die Krankheitserreger und Fremdstoffe wie Allergene entfernen und so für eine optimale Atemluft sorgen soll. Diese Luft darf nicht zu trocken und nicht zu kalt sein. Klappt alles einwandfrei, ist auch bei niedriger Außentemperatur die Luft in Sekundenbruchteilen auf 30 Grad erwärmt und damit auch unschädlich für die unteren Atemwege und die Lunge. Hier liegt ein Grund dafür, dass man, wenn es kalt ist, auch beim Sport möglichst immer durch die Nase atmen sollte.
Schützender "Überlauf"
Bewegen wir uns im Kalten, löst das in der Nase einen ähnlichen Reiz aus wie beispielsweise Staub - sie reagiert gewissermaßen verschnupft. Dank ihrer Temperaturfühler signalisiert die Nase dem Gehirn eine Untertemperatur. Sofort werden die sogenannten Nasenmuscheln in der Nasenhöhle mit warmem Blut versorgt, sie schwellen an und können die Luft schneller erwärmen. Das geschieht nicht, ohne dass auch die Bildung von Nasensekret angekurbelt und erhöht wird, und zwar in einem überreichlichen Maß. So kommt es, dass ein Überschuss nach vorn aus der Nase läuft und das Taschentuch nötig macht.
Dieses Nasensekret wird übrigens ständig, also nicht nur bei Kälte, gebildet, um die Schleimhäute feucht zu halten. Normalerweise fließt es aber unbemerkt in den Rachen ab. Zu den positiven Effekten der verstärkten Schleimproduktion zählt dabei nicht nur, dass sich nun keine Fremdpartikel festsetzen können, sondern auch, dass die im Winter üblicherweise kalte und trockene Luft erwärmt und befeuchtet wird. Die Schleimhäute selbst werden "geschmiert" und so vor kleinen Rissen geschützt. Krankheitserreger haben keine Chance, sich einzunisten und zu vermehren.
Vorsicht bei anhaltendem Schleimfluss
Es besteht also kein Anlass zur Sorge, wenn die Nase bei Kälte tropft. Im Gegenteil, es ist der normale Schutzmechanismus des Körpers. Nur wenn dieser Vorgang auch bei mildem Wetter anhält, sollte ein Arzt konsultiert werden. Dann könnte es sich um eine gestörte Funktion der Blutgefäßnerven der Nasenschleimhaut handeln, die der Mediziner "hyperreaktive Rhinopathie" nennt. Sie ist eine mögliche Folge von Chemikalien, Medikamenten oder einer Schwangerschaft, kann aber auch durch zu viel Alkohol oder den zu langen Gebrauch von Nasentropfen ausgelöst werden.
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