(fa) Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der University of Bradford in Großbritannien haben das Geheimnis um die Grau- und Weißfärbung der Haare im Alter gelüftet.
Graue oder weiße Haare entstehen beim Altern ganz natürlich dadurch, dass durch Reaktionen mit aggressiven Sauerstoffverbindungen immer weniger Farbpigmente gebildet werden.
"Ausgangspunkt des gesamten Prozesses ist Wasserstoffperoxid, das wir auch als Bleichmittel kennen", erklärt Univ.-Prof. Dr. Heinz Decker vom Institut für Biophysik der Universität Mainz. "Bei zunehmendem Alter wird es in den Haaren vermehrt gebildet und verhindert schlussendlich die Herstellung des Farbpigments Melanin."
Woher kommt das Wasserstoffperoxid?
Beim menschlichen Stoffwechsel entsteht in geringen Mengen Wasserstoffperoxid (H2O2). Der junge, gesunde Körper zerlegt diese Verbindung in seine Bestandteile Wasser (H2O) und Sauerstoff (O). Mit zunehmendem Alter nimmt die Konzentration an Wasserstoffperoxid im Körper zu, weil der alternde Körper mit dessen Abbau nicht mehr nachkommt. Den Grund dafür haben die Wissenschaftler jetzt auf molekularer Ebene entschlüsselt.
Warum Haare grau werden - der molekulare Vorgang
Das aggressive Wasserstoffperoxid wird im menschlichen Körper durch das körpereigene Enzym Katalase in seine harmlosen Bestandteile Wasser und Sauerstoff zerlegt. Mit zunehmendem Alter lässt dieser Reinigungsprozess nach, denn die Katalase-Konzentration sinkt. Dadurch wird Wasserstoffperoxid weniger stark abgebaut als in einem jungen Körper, und die Wasserstoffperoxid-Konzentration steigt an.
Die direkte Folge dieses Anstiegs: Das vermehrt vorhandene aggressive Wasserstoffperoxid reagiert mit seiner Umgebung - so wie Eisen auf Sauerstoff-Verbindungen mit Rost und Fotos mit Ausbleichen reagieren. Dieser "Bleichungsprozess" erfolgt im Körper mit dem Enzym Tyrosinase - und dieses Enzym ist für die Produktion von Melanin verantwortlich. "Durch diesen Oxidationsvorgang wird die Funktion des Enzyms Tyrosinase so stark beeinträchtigt, dass es kein Melanin mehr bilden kann", erläutert Decker.
Eisen rostet, Fotos vergilben, Haare werden grau
Melanin ist für die Pigment-Produktion im Körper verantwortlich: Es gibt Haaren seine Farbe und unserer Haut Bräune, wenn wir in der Sonne waren. Wird Melanin jedoch nicht mehr gebildet, dann wird auch immer weniger Farbstoff in die Haare eingelagert - die natürliche Haarfarbe verblasst so im wahrsten Sinne des Wortes. Das immer stärker fehlende Farbpigment Melanin lässt die Haare zuerst grau und - wenn es ganz fehlt - schließlich weiß aussehen.
Die Wissenschaftler nehmen an, dass dieser Ausbleich-Mechanismus wahrscheinlich auch zur so genannten Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) führt, bei der die Haut wegen zu geringer Melaninbildung stellenweise weiß wird.
Mit der Aufklärung dieser Vorgänge hoffen die Forscher, in Zukunft Mittel gegen graue Haare entwickeln zu können.
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