Wie Aspirin vor Metastasen schützt, warum der Blick in die Natur Schmerzen lindert und interessante Neuigkeiten aus der Zeit der Dinosaurier – das sind die guten Nachrichten im März.
Die tägliche Flut an negativen Nachrichten lässt viele frustriert, traurig, wütend oder mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück. Trotzdem werden negative Schlagzeilen mehr gelesen als positive Meldungen – vermutlich aus einem evolutionsbiologischen Grund: Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu bewahren. Deshalb reagiert es auf Schreckensmeldungen besonders sensibel und speichert negative Informationen intensiver ab.
Aber: Doomscrolling, also gezielter und massiver Konsum von negativen Nachrichten, kann der psychischen Gesundheit schaden. Das belegen zahlreiche Studien. Positive Informationen wirken da wie ein willkommenes Gegengewicht. Sie verdeutlichen, dass es auch konstruktive Lösungen für ein gutes Miteinander und eine bessere Zukunft gibt. In diesem Sinne: Hier sind die guten Nachrichten des Monats.
Das natürlichste Schmerzmittel: Der Blick in die Natur
Dass Zeit in der Natur das Stresslevel senkt und den Parasympathikus aktiviert, der als Teil des vegetativen Nervensystems die Entspannung einleitet, ist belegt. Nun hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Wien außerdem herausgefunden, dass Naturerfahrungen auch ohne direkten Kontakt mit der Natur akute körperliche Schmerzen lindern können. Auch den Grund dafür haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermittelt. Um zu klären, welcher Mechanismus hinter dem schmerzlindernden Effekt steckt, wurde die Hirnaktivität von Studienteilnehmern, die von Schmerzen geplagt wurden, im MRT aufgenommen.
Was ist der Parasympathikus?
- Sympathikus und Parasympathikus sind Teile des Nervensystems. Der Sympathikus steigert die körperliche Leistungsfähigkeit bei Beanspruchung und der Parasympathikus stellt in Ruhephasen grundlegende Aufgaben wie die Verdauung in den Fokus. Darüber informiert die AOK.
Während sie im MRT lagen, wurden ihnen drei unterschiedliche Videos gezeigt: ein Naturvideo, eine Aufnahme von Innenräumen und ein städtisches Szenario. Beim Betrachten der Videos mussten sie ihr Schmerzlevel bewerten. Gleichzeitig wurde ihre Hirnaktivität gemessen. Spannend: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewerteten ihre Schmerzen beim Betrachten der Naturszenen nicht nur als weniger stark. Auch die mit Schmerzverarbeitung verbundenen Gehirnregionen waren weniger aktiv. Anders als oft vermutet, handelt es sich also nicht um einen Placebo-Effekt.
Doktorand Max Steininger von der Universität Wien vergleicht die Schmerzverarbeitung mit einem Puzzle. Demnach würden die verschiedenen Teile des Puzzles im Gehirn unterschiedlich verarbeitet werden. Sie bestimmen beispielsweise die emotionale Reaktion auf den Schmerz bestimmen – also wie gut jemand den Schmerz aushalten kann oder ihn vielleicht sogar als unerträglich empfindet. Andere Teile übermitteln Körpersignale. Sie senden Informationen über die Stelle, von der der Schmerz ausgeht und wie stark er ist.
Während Placebos die emotionale Reaktion auf Schmerzen lindern, führten die Naturvideos dazu, dass das Gehirn die Signale des Körpers über Ort und Intensität des Schmerzes anders verarbeitet. Die Ergebnisse werten die Forscher als wichtige Hinweise darauf, wie Schmerztherapien zukünftig durch naturbasierte Ansätze ergänzt werden könnten.
Was sind Placebos?
- Ein Medikament ohne Wirkstoff wird "Placebo" oder "Scheinmedikament" genannt. Dabei können Betroffene beispielsweise eine Schmerzlinderung empfinden, obwohl das Medikament wirkstofffrei ist. Darauf weist die AOK hin.
Aspirin als Schutz vor Metastasen?
Acetylsalicylsäure, kurz ASS, kennen viele unter dem Markennamen Aspirin. Sie lindert nicht nur Schmerzen, der Wirkstoff kann auch Krebsmetastasen reduzieren. Neu ist diese Erkenntnis nicht. Forscherinnen und Forschern der University of Cambridge in Großbritannien ist es nun allerdings gelungen, den komplexen Mechanismus dahinter zu entschlüsseln. Die Studie dazu wurde im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht.
Kurz zusammengefasst: Bestimmte Krebszellen können, wenn sie sich vom Primärtumor lösen und in die Blutbahn gelangen, die Blutplättchen dahingehend verändern, dass sie das Molekül Thromboxan A2, kurz TXA2, vermehrt freisetzen. Die Krebszellen profitieren davon, denn TXA2 schirmt diese vor den sogenannten T-Zellen ab. Das Immunsystem schickt T-Zellen, auch Killerzellen genannt, los, wenn es körperfremde Strukturen erkennt.
Lesen Sie auch
Sie sollen die Krebszellen eigentlich vernichten. Abgeschirmt vom Molekül TXA2 schaffen die Krebszellen es jedoch, diese Killerzellen zu umgehen und sichern so ihr Überleben. ASS verringert die Ausschüttung von TXA2, da es ein Enzym in den Blutplättchen hemmt, das an der Produktion von TXA2 beteiligt ist. Bedeutet: Der Deckmantel fällt weg und die Krebszellen werden von den Leibwächtern des Immunsystems, den T-Zellen, erkannt und angegriffen.
Da die meisten Krebspatienten an Metastasen und seltener am Primärtumor sterben, haben Erkenntnisse zu ihrer Behandlung einen hohen Stellenwert. Da ASS aber auch Nebenwirkungen hat und bei hoher Einnahme zu Blutungen führen kann, müsse die schützende Wirkung vor Metastasen gegen das Blutungsrisiko abgewogen werden, wie die Forscher schreiben.
Dino-Ära: Fellfarbe von Urzeit-Tieren geklärt
Zum Abschluss noch eine interessante Nachricht für diejenigen, die sich über neue Entdeckungen aus der Ära der Dinosaurier freuen. Forscher der Chinesischen Universität für Geowissenschaften konnten die Fellfarbe von sechs fossilen Säugetieren bestimmen, die im Nordosten Chinas gefunden wurden. Sie besiedelten zusammen mit Dinosauriern den Planeten vor 150 Millionen Jahren. Einige dieser Tiere lebten vermutlich auf Bäumen, andere unterirdisch oder konnten durch die Luft gleiten.
Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensformen waren sie nicht bunt, gefleckt oder getigert. Die urzeitlichen Tiere hielten sich lieber bedeckt und gingen einheitlich gut getarnt mit dunkelbraunem Fell ihrer Wege. Die Forscher gehen davon aus, dass die Natur den nachtaktiven Tieren den dunklen Pelz als Schutz vor Feinden mitgab. Außerdem führt dunkles Fell zu einer schnelleren Erwärmung. Dadurch kühlten die kleinen Tiere wahrscheinlich nicht so schnell aus.
Welche Farbe die Tiere hatten, konnten die Wissenschaftler anhand von gut erhaltenen versteinerten Pigmentzellen herausfinden. Sie gehen davon aus, dass sich die vielseitige Muster- und Farbgebung heute lebender Säugetiere erst nach dem Aussterben der Dinosaurier entwickelt hat.
Verwendete Quellen
- Max-Planck-Gesellschaft: Wie beeinflusst die Natur das Gehirn?
- Universität Wien: Natur verrgingert körperliche Schmerzen: Verarbeitung von Schmerzsignalen im Gehirn wird reduziert
- nature.com: Naturerfahrung erzeugt analgetische Effekte, indem sie auf die nozizeptionsbezogene neuronale Verarbeitung einwirkt
- nature.com: Aspirin verhindert Metastasen, indem es die durch Thrombozyten-TXA2 verursachte Unterdrückung der T-Zell-Immunität begrenzt
- science.org: Mesozoische Mammaliaformen beleuchten die Ursprünge der Fellfärbung