Sarah Brightman fliegt ins All – und will dort ein Lied singen. Damit ist sie nicht die erste, wohl aber die erste professionelle Sängerin. Weltraumtourismus ist kein Selbstverständlichkeit: So kommen Urlauber in die Weiten des Raums.
Zehn Tage will die britische Sängerin Sarah Brightman ab 1. September auf der Internationalen Raumstation ISS verbringen. Der Höhepunkt ihres Besuchs: Sie möchte ein eigens komponiertes Lied singen, das ein TV-Sender live auf die Erde übertragt. Den Song muss sie gemeinsam mit ihrem Ex-Ehemann Andrew Lloyd-Webber allerdings noch komponieren. Er soll "zur Idee des Weltraums" passen.
Damit ist die 54-Jährige nicht die erste, die in der Schwerelosigkeit ein Lied zum Besten gibt. Der kanadische Weltraumpilot Chris Hadfield etwa begeisterte im Mai 2013 mit seiner Version von
48 Millionen Euro für ein paar Tage im All
Brightman kann sich jedoch mit dem Titel "erste professionelle Sängerin im All" schmücken. Dafür gibt die Britin eine Menge Geld aus: Sie will zwar nicht verraten, was der Ausflug in den Weltraum kostet, aber in den Medien ist von 48 Millionen Euro die Rede, die Brightman nach eigener Aussage selbst zahlt.
Ihr Reiseveranstalter Space Adventures wirbt damit, dass jeder Interessierte ebenfalls zu einem Ausflug starten und einer von erst 600 Menschen werden kann, die bisher im All waren.
Die Firma brachte bisher sieben Touristen auf die ISS. US-Multimillionär Dennis Tito verbrachte als erster Space -Adventure-Reisender 2001 fast acht Tage auf der Station. Seine Reise kostete damals 20 Millionen US-Dollar. Die Preise sind inzwischen drastisch gestiegen: Andere Abenteurer legten bis zu 35 Millionen Dollar hin. Ein Spaziergang im All kostet offenbar bis zu 15 Millionen Dollar extra.
Billiger ist das Kreisen um die Erdumlaufbahn
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Erde zu verlassen: Space Adventures möchte künftig in Kooperation mit einem russischen Unternehmen auch Flüge rund um den Mond anbieten. Je zwei Passagiere sollen in einem umgebauten Sojus-Raumschiff zum Erdtrabanten reisen. Zwei reiche Touristen haben wohl schon einen Vertrag unterschrieben, bei einem Preis pro Person von 150 Millionen US-Dollar.
Doch ist Space Adventures keineswegs Monopolist, beim Alltourismus wird die Konkurrenz größer. Der bekannteste Wettbewerber ist Virgin Galactic. Das Raumflugzeug SpaceShipTwo von
Ursprünglich wollte Virgin Galactic erste All-Reisende schon 2012 in den Weltraum schicken, doch musste die Firma einige Rückschläge einstecken. Im Oktober 2014 stürzte das SpaceShipTwo zum Beispiel in der kalifonischen Wüste bei einem Testflug ab, ein Pilot starb. Branson hält trotzdem an seinen Plänen fest, die ersten Flüge sollen noch 2015 stattfinden. Angeblich gibt es viele Interessenten, darunter auch Prominente wie Lady Gaga und Ashton Kutcher.
Sechs Minuten Schwerelosigkeit für 100.000 Dollar
Im Oktober 2015 will auch "Lynx MK2" zu einem einstündigen Flug auf eine Höhe von 110 Kilometern abheben – sechs Minuten Schwerelosigkeit inklusive. Mit dabei ist der Österreicher Andreas Rottensteiner, der seinen Flug gewonnen hat, der normalerweise 100.000 Dollar kosten würde.
An einem Raumschiff, das Passagiere knapp über die Weltraumgrenze bringen soll, arbeitet auch die europäische Firma Astrium Space Transportation. Darüber hinaus planen weitere Unternehmen All-Flüge und sogar Weltraumhotels.
Monatelange intensive Vorbereitung
Wer ins All reisen will, kann aber nicht einfach einsteigen: Monatelange intensive Vorbereitung ist Pflicht. Rottensteiner etwa hält sich mit Sport fit, darunter Laufen, Fahrradfahren und Schwimmen. Auch eine mentale Ausbildung gehört dazu, bei der die Touristen unter anderem lernen, mit Nervosität umzugehen.
Sarah Brightman trainiert nach eigener Auskunft täglich ab 6 Uhr und das bis zu 16 Stunden. Unter anderem muss sie 72 Stunden im Freien bleiben, lernen, sich von sehr kleinen Essensrationen zu ernähren sowie Übungen in einer Unterdruckkammer absolvieren.
Singen will Brightman übrigens erst am Ende ihres zehntägigen Aufenthaltes, weil sich ihr Körper erst an die Schwerelosigkeit gewöhnen soll. Jeder zweite Astronaut leidet trotz der intensiven Vorbereitung an einer Raumkrankheit mit Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und Übelkeit. Dazu kommt eine Veränderung des Körpers: Unter anderem verteilen sich die Körperflüssigkeiten anders, die Halsvenen schwellen an, das Gesicht quillt auf und die Nasennebenhöhlen schließen sich. Keine gute Voraussetzung für ein Weltraumkonzert, aber die Symptome bessern sich meist nach wenigen Tagen.
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