Am Kreml in Moskau ist an den sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin erinnert worden. Der Weltraumpionier, der 1968 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, wäre am Samstag 85 Jahre alt geworden.
Ein Offizier, 68 Kilogramm schwer und nur 1,65 Meter groß, sollte der Sowjetunion in der Raumfahrt den ganz großen Triumph bescheren. Juri Gagarin sei fit, humorvoll und gut aussehend, heißt es in einem Militär-Dokument, das wenige Monate vor seinem legendären Flug erstellt wurde: 1961 flog der Kosmonaut als erster Mensch ins All und schrieb damit Geschichte.
Ein anderer Flug wurde ihm sieben Jahre später zum Verhängnis. An diesem Samstag (9. März) wäre Gagarin 85 Jahre alt geworden.
Bis heute gilt der Raumfahrer mit seinem Lächeln in Russland als nationale Ikone, die sich auch mehr als 50 Jahre nach ihrem Tod gut vermarkten lässt. So kündigt die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos zu Gagarins Geburtstag an, künftig könnten Weltraumtouristen ähnlich wie der Kosmonaut um den Erdball fliegen. Wann das möglich ist, stehe aber noch in den Sternen, sagt ein Sprecher.
Am 12. April 1961 umrundete der damals 27 Jahre alte Kampfpilot in 108 Minuten einmal die Erde. Moskau bereitete ihm danach einen triumphalen Empfang. Er wurde zum sozialistischen Vorzeigehelden und über die Grenzen der Sowjetunion hinaus als erster Pop-Star des Ostblocks gefeiert. Straßen auch in der DDR wurden nach ihm benannt, und Kremlchef Nikita Chruschtschow empfing ihn.
Denn für die Sowjetunion war der Flug ein Meilenstein. Er wurde als Erfolg des Kommunismus über den Kapitalismus gesehen. Es war nicht der einzige: Die Sowjets schickten mit Hündin Laika 1957 das erste irdische Lebewesen ins All. Kosmonaut Alexej Leonow verließ 1965 als erster Mensch seine Raumkapsel. Und 1971 ging die erste Raumstation "Saljut 1" in Betrieb. Doch 1969 war es der Amerikaner Neil Armstrong, der als erster Mensch den Mond betrat.
"Sie sind ein Gagarin!"
Für die sowjetische Propaganda war Gagarin ein Glücksgriff. "Er wirkte sehr freundlich, hatte eine positive Ausstrahlung, nicht unbedingt typisch für Menschen in Russland", sagt Matthias Uhl vom Deutschen Historischen Institut in Moskau über den Kosmonauten, der 1934 als Sohn einer Bäuerin und eines Tischlers geboren wurde.
Das legendäre Lächeln kenne jeder, schreibt die russische Boulevardzeitung "Komsomolskaja Prawda" kurz vor dem Jahrestag. "Die Bedeutung dieses bescheidenen und netten Menschen geht weit über geografische oder politische Grenzen hinaus." Zu Menschen, die anderen etwas voraus hätten, sage man auch: "Sie sind ein Gagarin!"
Ein Museum in Smolensk, der Geburtsregion des Kosmonauten im Westen Russlands, ruft derzeit dazu auf, Bilder oder Videos mit einem typischen Gagarin-Lächeln zu machen. Diese Bilder sollten in sozialen Netzwerken mit dem Hashtag #SmileGagarin veröffentlicht werden.
In Russland wird in diesen Tagen vielfach an den Pionier erinnert, dessen Flug "eines der erstaunlichsten und freudigsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts" sei, bewirbt ein Sender sein Gagarin-Programm. Es gibt Ausstellungen zu dem Flug, der nicht ohne Risiko war.
"Alles war geheim. Ich dachte, er wäre ein Testpilot", erzählt Gagarins Nichte Tamara Filatowa der "Komsomolskaja Prawda". Er habe seiner Mutter geschrieben, er wolle auf eine lange Reise gehen. Als sie dann von dem Flug ins All im Radio gehört habe, sei sie sofort mit dem Zug nach Moskau gefahren - in Hausrock und Hausschuhen.
Russlands ehrgeizige Weltraumpläne
Damals wie heute verfolgt Russland ehrgeizige Pläne im Weltraum. Aktuell ist Russland die einzige Nation, die Menschen zur Internationalen Raumstation ISS fliegt. In mehr als zehn Jahren soll der erste Kosmonaut auf dem Mond landen. In der Region Nischni Nowgorod östlich von Moskau soll in den nächsten Jahren das erste private Kosmodrom gebaut werden. Von dort aus sollen Raketen mit Touristen abheben, die für viel Geld einen Blick vom Weltraum auf die Erde werfen möchten.
Gagarin prägte den Begriff vom "blauen Planeten". Doch in den Jahren nach seinem spektakulären Flug gab es Berichte über Wodka-Exzesse und Frauengeschichten. Am 27. März 1968 stürzte er beim Test eines Jagdflugzeugs vom Typ MiG-15 UTI bei Moskau ab. Bei einem Staatsbegräbnis wurde seine Urne in der Kremlmauer beigesetzt.
Um die Ursache des Absturzes ranken sich viele Legenden. "Ich würde ihn als aufgeklärt betrachten", sagt der Historiker Uhl. Mangelnde Flugerfahrung, schlechtes Wetter und nicht eingehaltene Sicherheitsstandards hätten zum Zusammenstoß mit einem Wetterballon geführt. Es sei ein Geheimnis darum gemacht worden. "Man wollte nicht glauben, dass der erste Kosmonaut im All kein Fliegerass war." © dpa
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