Ein russisches Teleskop soll ungeheuer starke Radiosignale von einem mehr als 90 Lichtjahre entfernten Stern empfangen haben. Könnten tatsächlich Aliens an dem Phänomen beteiligt sein? Forscher haben ihre Zweifel.

Mehr zum Thema Weltraum

Als die Wissenschaftsseite "Sciencealert" diese Nachricht vermeldete, waren Fans von Alien-Theorien zunächst hellauf begeistert: Vom sonnenähnlichen Stern "HD 164595" soll ein mysteriöses und außergewöhnliches starkes Radiosignal empfangen worden sein.

Teleskop ist seit 1974 in Betrieb

Das Signal hat das russische Teleskop Ratan-600 demnach bereits im Mai vergangenen Jahres gemessen. Das riesige Instrument befindet sich im nördlichen Kaukasus und beobachtet dort seit 1974 Vorgänge im Weltall. Es ist das Radioteleskop mit dem weltweit größten Durchmesser.

"HD 164595" ist Teil des Sternbildes Herkules und liegt mehr als 90 Lichtjahre von der Erde entfernt. Von dem Himmelskörper ist bekannt, dass mindestens ein Planet ihn umkreist, auch ein ganzes Planetensystem kann dort nicht ausgeschlossen werden.

Paul Gilster, Buchautor und Verfasser des Blogs "Centauri Dreams", hält die Messung für durchaus relevant: "Das Signal ist für die Ratan-600-Forscher provokant genug, um eine permanente Überwachung dieses Ziels zu erwägen."

Experten sind skeptisch

Der Befund sei dem Experten zufolge Anlass, weitere diesbezügliche Forschungen durchzuführen. Allerdings verpasste er den Hoffnungen von Fans der Alien-Theorien gleichzeitig einen Dämpfer: "Niemand behauptet, dass es sich hier um das Werk einer außerirdischen Zivilisation handelt."

Auch die renommierten Astronomen Eric Korpela und Seth Shostak sind sehr skeptisch. Korpela arbeitet für die Universität in Berkeley, Kalifornien, und gibt zu bedenken, dass das Teleskop Ratan-600 einen ziemlich großen Frequenzbereich gescannt hat. Es kämen ihmzufolge also auch andere Ereignisse für die Messung infrage, die nur scheinbar von "HD 164595" ausgegangen sein könnten.

Energiebedarf wäre gigantisch

Shostak beschäftigt zudem die Frage nach dem nötigen Energiebedarf für solch ein mächtiges Signal. Seinen Berechnungen zufolge müsste von einer anderen Zivilisation eine Leistung von einer Billion Watt aufgebracht werden, um ein derartiges Signal durch das Weltall gezielt Richtung Erde zu verschicken.

Das entspreche ungefähr der Hälfte der gebündelten elektrischen Leistung aller Kraftwerke auf der Erde. Dieses Szenario entspreche einem Aufwand, der weit über dem liege, was Menschen zu leisten imstande wären. "Und es wäre auch kaum zu verstehen", so der Experte weiter, "warum jemand ausgerechnet unser Sonnensystem mit einem starken Signal ins Visier nehmen sollte". (fte)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.