In der Weihnachtszeit bekommen die Paketdienste in Österreich himmlische Konkurrenz: Christkindl, Nikolo und Weihnachtsmann verteilen ebenfalls Geschenke – zumindest an die braven Kinder. Doch was hat es mit den drei Sagengestalten eigentlich auf sich und wer ist für wen zuständig?
Der Heilige Nikolaus
Die Figur des Nikolaus oder Nikolo beruht auf der Legende vom Bischof Nikolaus von Myra, der im 4. Jahrhundert Geschenke an arme Kinder verteilt haben soll. Bis ins 16. Jahrhundert war der Nikolo der Hauptgabenbringer in Österreich. Unterstützt wird er bis heute vom Krampus, der die weniger braven Kinder bestraft. Geschenke gab es bis zur Reformation nur am 6. Dezember, dem Namenstag des Heiligen Nikolaus. Das eigentliche Weihnachtsfest war früher eine strenge Kirchenveranstaltung.
Auch der Brauch, dass Kinder am Vorabend des 6. Dezember ihre Stiefel vor die Tür stellen, um diese mit guten Gaben füllen zu lassen, geht auf den Heiligen Nikolaus zurück: Um drei armen Jungfrauen die Ehe zu ermöglichen, soll er an drei Tagen in Folge Geld und Geschenke für die Mitgift durchs Fenster geworfen haben. Heute landen meist Süßigkeiten, Äpfel und Nüsse in den bereitgestellten Schuhen. Der erste Schokoladennikolaus wurde übrigens um das Jahr 1820 herum produziert.
In einigen Gegenden wird der Nikolaustag mit besonderen Bräuchen begangen. Beim Nikoloumzug im steirischen Mitterndorf knallen beispielsweise riesige in Stroh gehüllte Maskengestalten, die Schabmänner, ihre Peitschen. Im Vintschgau wird der Nikolaus mit dem ohrenbetäubenden Lärm von Kuhglocken und Bockshörnern beim "Nikolaus-Aufwecken" geweckt.
Das Christkind
Im Zuge der Reformation betrat im 16. Jahrhundert plötzlich eine neue Figur die weihnachtliche Bühne: das Christkind. Da Martin Luther die Heiligenverehrung der Katholiken rundweg ablehnte, war in der reformierten Kirche kein Platz mehr für den Heiligen Nikolaus. Stattdessen brachte nun der "heilige Christ" die Geschenke, und das auch nicht mehr am 6. Dezember. Als neuer Tag für die Bescherung wurde der Tag der Geburt Jesu eingeführt. Dem Volk war der "heilige Christ" als Vertreter von Jesus Christus jedoch zu wenig greifbar, und so entwickelte sich über die Jahre das Christkindl als engelsgleiche Gestalt, wie wir es heute kennen. Schnell setzten sich das Christkind und das neue Datum auch bei den Katholiken in Bayern und Österreich durch. In vielen Familien bringt das Christkind heute nicht nur die Geschenke, sondern schmückt auch den Weihnachtsbaum.
Obwohl das Christkind also ursprünglich eine Erfindung der Protestanten war, wird der Brauch heute vor allem in den katholischen Gebieten des deutschsprachigen Raums gepflegt. Kinder, die dem Christkind ihren Wunschzettel schicken wollen, können sich an das Christkindlpostamt im Christkindlweg 6 in 4411 Christkindl wenden. Hier werden jedes Jahr Tausende Briefe beantwortet.
Der Weihnachtsmann
Im späten 17. Jahrhundert übernahm in vielen deutschsprachigen Gebieten wieder der Nikolaus die Geschenkeverteilung, ging aber zunehmend in der Gestalt des Weihnachtsmanns auf. Entscheidend zur Verbreitung des Weihnachtsmanns beigetragen hat sicher auch der deutsche Dichter Hoffmann von Fallersleben, der 1835 das Lied "Morgen kommt der Weihnachtsmann" schrieb. Anders als in der Schweiz und in Deutschland ist der Weihnachtsmann in Österreich aber nach wie vor in erster Linie eine Werbefigur, die in der Fußgängerzone Zettel verteilt. Für die Geschenke ist in den meisten Familien konfessionsunabhängig noch immer das Christkindl zuständig. Lediglich in Niederösterreich hat der Weihnachtsmann das Christkind in der Beliebtheit abgelöst.
Entgegen der heute üblichen Legende kommt der Weihnachtsmann allerdings nicht vom Polarkreis: Mit den niederländischen Einwanderern gelangte der Nikolaus-Brauch im 17. Jahrhundert nach Amerika, wo aus dem holländischen Sinterklaas bald der amerikanische Santa Claus wurde. Dieser vermischte sich zunehmend mit einer anderen Sagengestalt, dem englischen Father Christmas. Darstellungen aus dem frühen 19. Jahrhundert zeigen bereits einen Weihnachtsmann mit rotem Mantel und Rauschebart statt Bischofsstab und Mitra. Die Unterscheidung zwischen Weihnachtsmann und Nikolaus gibt es heute nur noch im deutschsprachigen Raum.
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