Tom Cruise und Will Smith werben dafür, "King of Queens"-Star Leah Rimini hat die Nase gewaltig voll davon und Jennifer Lopez wurde von ihrem Vater danach erzogen: Den Grundsätzen der Scientology. So verbreitet die Sekte von L. Ron Hubbard ist, so umstritten ist sie auch. Wir wollen wissen, woran die Mitglieder dieser Gemeinschaft wirklich glauben.
Als L. Ron Hubbard, der Gründer von Scientology, am. 24. Januar 1986 verstarb, stand es nicht besonders gut um die Sekte. Sie hatte mit vielen Austritten zu kämpfen, nachdem es innerhalb der eigenen Reihen zu Unstimmigkeiten hinsichtlich der Führungsriege gekommen war.
David Miscavige, Hubbards rechte Hand zu Lebzeiten, sicherte dessen Vermächtnis schließlich und erlangte in den USA sogar die vollständige Anerkennung für Scientology als Religion.
Miscavige ist heute offizielles Oberhaupt des Scientology-Kollektivs. So groß die Anhängerschaft auch ist, so umstritten sind die Sekte und ihre Intentionen. Doch woran glauben deren Mitglieder wirklich?
Wer an Scientology glaubt, der soll erlöst werden
Scientology selbst sieht sich nicht als Sekte, sondern als Religion. Eine Religion, die dem Menschen ein gewisses Grundverständnis von sich selbst, der Welt und unterschiedlichsten Universen zuspricht. Dieses ermöglicht es ihm angeblich, sich fern seiner Erziehung und seiner Gene zu entwickeln.
Glaubt man dem, was die Info-Broschüre von Scientology über den Menschen sagt, so ist er ein von Grund auf gutes, unsterbliches geistiges Wesen, das weit mehr als nur ein Leben lebt und alles kann. Einfach alles. Sollte jemand etwas nicht können, etwa Tennis spielen, dann lautet die Erklärung: Jeder kann Tennis spielen – nur eben nicht zu jedem Zeitpunkt seiner Existenz.
Es scheint ein kleiner Trost zu sein, dass es vielleicht im nächsten Leben mit einer Karriere als Roger-Federer-Nachfolger klappt. Ist der Mensch mit sich, seiner Umwelt und den Universen im Reinen, so darf er sich angeblich auf die Erlösung freuen.
Dafür muss man nicht mal explizit glauben – sondern einfach nur akzeptieren, dass das, was Scientology predigt, wahr ist. Irdische Besitztümer und der Glaube an die Erkenntnisse der heutigen Wissenschaft stehen einem hierbei nach Auffassung der Scientologen leider extrem im Weg.
Die Sache mit dem Thetan
Nein, ein Thetan ist nicht dasselbe wie ein Titan. Unter einem Thetan verstehen Scientologen einen bestimmten Teil des Bewusstseins des Menschen. Nämlich den Teil, der sich dessen bewusst ist, dass er ein Bewusstsein hat.
Die Herleitung hierfür scheint simpel: Wir sagen, wir haben einen Körper, eine Seele, einen Geist – nicht, wir sind ein Körper, wir sind eine Seele, wir sind ein Geist. Körper und Co. sind also ein Besitztum, aber nicht das, was uns ausmacht.
Allein hierdurch soll deutlich werden, dass der Mensch weit mehr als nur Gliedmaßen und Innereien ist, sondern vielmehr ein Wesen, ein Bewusstsein, eine Intelligenz. Es heißt also nicht "mein Thetan", sondern "Ich". Thetanen, also wir, jeder einzelne von uns besitzt zwar einen Körper und einen Geist, ist aber eben etwas anderes. Soweit die Theorie.
Aller guten Dinge sind acht
Wer überleben will, der muss das in acht Dynamiken machen. "Dynamiken" bedeuten bei Scientology unterschiedliche Entwicklungsebenen. Von der Ebene des Drangs nach dem eigenen Überleben über den des Überlebens der Familie, der Gruppe, aller Menschen, aller Lebewesen und des Universums arbeitet man sich hin zum Drang nach dem Überleben als geistiges Wesen.
Wer seine Spiritualität festigt, der erreicht auch die achte Dynamik – den Drang nach dem Überleben als Unendlichkeit. Wer hier ankommt, hat seine persönliche Beziehung zum höchsten Wesen, allgemein bekannt als "Gott", aufgebaut und verstanden. Scientology hilft dabei, in allen Dynamiken besser zu überleben – denn allein ums Überleben geht es im Leben eines Menschen. Sind Sie noch dabei? Gut. Denn jetzt wird es außerirdisch.
Gott – oder doch eher Xenu?
Xenu stammt aus einem Buch von L. Ron Hubbard. Er wird als außerirdischer Herrscher vorgestellt, dessen vergangene Taten sich angeblich auf das heutige Leben der Menschen auswirken.
Was klingt wie ein spannender Sci-Fi-Film ist offenbar tatsächlich Teil der scientologischen Lehre, die Anhängern der Sekte in der Ausbildung näher gebracht wird. Allerdings wohl wirklich nur dort, denn wenn die Xenu-Theorie in der Öffentlichkeit behandelt wird, droht angeblich auch gerne Ärger seitens der Vereinigung.
Aufgrund der Komplexität und mutmaßlichen Brisanz der Geschichte hier nur die Kurzfassung: Alle Menschen, wie sie heute auf der Erde leben, sind die Abfallprodukte einer intergalaktischen Überbevölkerung.
Weil sie auf anderen Planeten und Sternen keinen Platz mehr hatten, ließ Xenu die Menschen von Psychologen mit Alkohol und Drogen betäuben und entführte sie zu einem neuen Planeten. Dort wurden die Menschen an Vulkanen abgeladen, in denen wiederum Wasserstoffbomben gezündet wurden.
Das, was nach der Vernichtung der Körper noch übrig war, waren jede Menge Thetanen, die durch stundenlange Kinofilme gefügig und traurig gemacht wurden. Sie können sich denken, worauf das Ganze hinausläuft: Nur Scientologen sind in der Lage, aus diesem Dilemma einen Ausweg zu finden. Details hierzu? Streng geheim.
Was absurd klingt, hat Millionen von Anhänger
Zu jedem Zeitpunkt geht es bei Scientology um die Beziehung zu sich selbst, den Universen und anderen Lebewesen. Der große Leitsatz lautet: Es ist möglich, über den Verstand, den Geist und das Leben Bescheid zu wissen. Und zwar vor allem dann, wenn man sich Scientology Einblick gewährt. Mehr als 10.000 Kirchen, Missionen und Gruppen von Scientology in 167 Ländern vertreten diesen Ansatz und erreichen damit mehrere Millionen Mitglieder - immer begleitet von wachsamen Kritikern.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.