(jw) - Der Nobelpreis ist die wohl höchste Auszeichnung, die sich ein Wissenschaftler vorstellen kann. Doch um sie verliehen zu bekommen, bedarf es nicht immer entschlüsselter Gensequenzen oder Elementarteilchenphysik.

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Am 30. September war es wieder soweit: "Der Ig-Nobelpreis 2010" wurde verliehen. Der Kürzel "Ig" leitet sich vom englischen Wort "ignoble" ab und bedeutet "schändlich", "schmachvoll" oder "unedel". Die Elite-Universität Harvard verleiht die humorvolle Auszeichnung seit 1991 für skurrile oder unnütze wissenschaftliche Errungenschaften.

Die Auszeichnung für "Medizin" ging an Simon Rietveld und Ilja van Beest aus den Niederlanden. Sie fanden heraus, dass man Asthma mit Achterbahnfahrten behandeln kann. Der emotionale Stress einer Achterbahnfahrt scheint positive Auswirkungen auf die empfundene Atemnot zu haben.

Neuseeländische Wissenschaftler ergatterten dieses Jahr den Preis für "Physik". Sie fanden im Experiment heraus, dass man auf vereisten Bürgersteigen seltener ausrutscht, wenn man sich Socken über die Schuhe zieht.

Auch aktuelle Katastrophen können zu einem Ig-Nobelpreis führen. So bekamen die Wissenschaftler Eric Adams, Scott Socolofsky und Stephen Masutani aus den USA sowie der britische Ölkonzern BP den Preis für "Chemie", indem sie den alten Glauben widerlegten, dass sich Wasser und Öl nicht mischen.

"Fellatio verlängert bei Flughunden die Paarungszeit", lautet der Titel der Forschungsarbeit, die den Ig-Nobelpreis für "Biologie" einsackte. Das ist erfreulich für die kleinen Pelztiere. Stolze Preisträger sind die Zoologen aus China und der Brite Gareth Jones.

Das Projekt aus der Kategorie "Technik" dürfte die Zoologen eventuell auch interessieren. Die Britinnen Karina Acevedo-Whitehouse, Agnes Rocha-Gosselin und Diane Gendron aus Mexiko entwickelten eine Methode um Schleimausscheidungen eines Wales mithilfe eines ferngesteuerten Helikopters aufzusammeln.

Haben Sie sich auch schon immer gefragt, welche Gefahren auf bärtige Männer in mikrobiologischen Laboren lauern? Nein? Ein paar amerikanische Wissenschaftler aus Maryland hingegen schon. Sie ermittelten im Experiment, dass sich die Mikroorganismen in den Bärten der Wissenschaftler verfangen und verdienten sich somit den Ig-Nobelpreis für "Öffentliche Gesundheit".

Mit dem Preis für "Transportplanung" wurden Wissenschaftler aus Japan und Großbritannien bedacht. Mit Hilfe von Schleimpilzen ermittelten Sie die optimale Streckenführung für Eisenbahnschienen.

Fluchen tut gut. Glauben Sie nicht? Richard Stephens, John Atkins und Andrew Kingston aus Großbritannien haben genau mit dieser Annahme den diesjährigen "Friedenspreis" abgeräumt. Damit untermauern sie das weitverbreitete Verhalten, zu fluchen wenn man sich wehgetan hat.

Der Ig-Preis für "Management" ging in diesem Jahr an die Universität Catania nach Italien. Dort erbrachte man den mathematischen Beweis, dass Unternehmen effizienter arbeiten würden, wenn sie Mitarbeiter per Zufall beförderten.

Aber nicht nur Naturwissenschaftler wurden mit Preisen bedacht. Ironischerweise erhielten die Manager der Banken Goldman Sachs, AIG, Lehman Brothers, Bear Stearns, Merrill Lynch und Magnetar den Ig-Nobelpreis "Wirtschaft" für die Entwicklung und Förderung neuer Methoden, Geld zu investieren: mit Gewinnmaximierung und geringeren Risiken für die Weltwirtschaft.

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