Ob Christbaumtauchen oder Frauentragen: Die Vorweihnachtszeit hält so manchen Brauch bereit. Doch wer weiß eigentlich noch, wieso ein Christbaum aufgestellt wird oder warum ein Kletzenbrot eine Heirat stiften kann?
Alle Jahre wieder verwandelt sich der Kurort Bad Sauerbrunn im nördlichen Burgenland zur Adventzeit in ein Christbaumdorf. Fantasievolle Weihnachtsbäume, geschmückt von Vereinen, Organisationen und Privatpersonen, locken viele Schaulustige. Auch im eigenen Heim stellen wir zu Weihnachten jedes Jahr einen Christbaum auf – aber warum eigentlich?
Schon der Name ist irreführend, denn der Brauch stammt aus vorchristlicher Zeit. Zur Wintersonnenwende holte man sich immergrüne Zweige als Symbole des Lebens und der Fruchtbarkeit ins Haus. Sie erinnerten in kalten, dunklen Wintertagen daran, dass der Frühling wiederkehren würde.
Im Mittelalter peppten wohlhabendere Bürger die Tannen, Latschenkiefern und Fichten mit Äpfeln und Naschwerk auf. Österreich verdankt den Christbaum der Gattin von Erzherzog Karl, der Napoleon bei Aspern besiegte, brachte den ersten Christbaum nach Österreich. 1816 stellte Henriette von Nassau-Weilburg hierzulande das erste Exemplar auf. Erst Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich der Christbaum als traditioneller Weihnachtsbrauch flächendeckend durch.
In Gmunden findet seit 1966 am Samstag vor Weihnachten das alljährliche Christbaumtauchen statt. Dabei wird ein vollständig geschmückter Christbaum im Traunsee versenkt. Taucher bringen diesen im Rahmen eines Festakts - und immer noch leuchtend - wieder an Land. Der Erfinder Sepp Höller unterstützt mit dieser Aktion das SOS-Kinderdorf Altmünster und das Kinderasyl Gmunden. Zusätzlich soll der Menschen gedacht werden, die über die Jahre im See verunglückt sind. Wie die Christbaumbeleuchtung unter Wasser am besten zu bewerkstelligen sei, testete Höller vorab in der heimischen Badewanne.
Anklöpfeln war ein Orakelbrauch
Aber nicht nur Christbäume und Adventkranz machen deutlich, dass es weihnachtet. Im Tiroler Unterinntal ziehen jedes Jahr an den Donnerstagen zwischen dem 8. und 24. Dezember als Hirten verkleidete Burschen umher und klopfen an die Türen. Sie erinnern die Bewohner mit Liedern wie "Das ist die stillste Zeit im Jahr" an die Besinnlichkeit des Advent. Vielerorts ist das Anklöpfeln auch als Adventsingen bekannt.
Anklöpfeln hat seine Wurzeln in alten Orakelbräuchen zum Jahreswechsel, mit denen man in die Zukunft schauen wollte. Wer nämlich zur richtigen Stunde an Stallwände klopfte, konnte angeblich hören, wie die Haustiere von den Toten des kommenden Jahres redeten.
Frauentragen ist christlichen Ursprungs
Einen offensichtlich christlichen Hintergrund hat hingegen das Frauentragen, auch Wandermadonna genannt. Auf diese Weise wird unter anderem in Oberösterreich der Heiligen Familie gedacht. Dabei wird im Advent ein Marienbild oder eine Marienstatue von Familie zu Familie getragen.
Das Bild bleibt über Nacht im Haus. Die Anwesenden singen gemeinsam, lesen sich Geschichten oder Verse vor und essen feierlich. Einen besonderen Bekanntheitsgrad hat die Madonna von Mariazell erlangt, die seit 1947 grenzüberschreitend zwischen Österreich und Kroatien weitergegeben wird.
Kletzenbrot als Liebesbeweis
Auch kulinarisch hat die Weihnachtszeit bekanntlich viel zu bieten. Ein traditionelles Brauchtumsgebäck ist das Kletzenbrot. Das Früchtegebäck besteht meist aus gedörrten Birnen – den Kletzen – und anderem Dörrobst sowie Nüssen. Es symbolisiert Fruchtbarkeit und wird als Glücksbringer gesehen. Das Kletzenbrot wird am Heiligen Abend angeschnitten.
Das knusprige Endstück, der Schwartling, galt früher bei jungen Burschen als Liebesbeweis. Doch auch für die Frauen hatte es eine ganz besondere Bedeutung: Schaffte es ein Mädchen in der Adventszeit, neun Schwartlinge zu sammeln, verhieß ihr das eine Heirat im folgenden Jahr.
Das Kletzenbrot aßen schon die Kelten. Über die Jahrhunderte galt es in Zeiten, in denen kaum Süßes auf den Tisch kam, als spezieller Gaumenschmaus - denn die Früchte geben dem Brot einen süßen Geschmack.
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