Sei es Alkoholverzicht oder eine andere Art, bewusster zu leben: Am 5. März beginnt für viele Menschen die alljährliche Fastenzeit. Der bekannte Benediktinermönch Anselm Grün hat einen Tipp für eine ungewöhnliche Fastenübung.
Der Benediktinermönch Anselm Grün hat einen Tipp für die Fastenzeit, der nichts mit dem Verzicht auf Alkohol oder Süßigkeiten zu tun hat: "Man könnte sich eine Woche vornehmen, dass man nicht über andere redet, auch nicht in Gedanken. Das tut gut", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
Was ist die Fastenzeit?
- Die Tradition des Fastens kommt in den meisten großen Weltreligionen vor. Die traditionelle Fastenzeit im Christentum dauert von Aschermittwoch bis Karsamstag vor Ostern, also in diesem Jahr vom 5. März bis zum 19. April. Sie wird teils auch Passionszeit genannt und soll an die Leidensgeschichte von Jesus bis zu seiner Kreuzigung erinnern, der an Karfreitag gedacht wird.
- Christen fasten in dieser Zeit für 40 Tage und besinnen sich so auf ihren Glauben. Sonntage werden jedoch nicht mitgerechnet, sodass die Fastenzeit 46 Tage dauert. Traditionell wird unter Fasten der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel oder eine Reduktion der Nahrungsaufnahme verstanden. Ähnliche Traditionen gibt es im Judentum vor Jom Kippur sowie im Islam im Ramadan.
- Auch abgesehen von religiösen Motiven "fasten" viele Menschen und reduzieren in dieser Zeit etwa ihren Social-Media-Konsum.
"Die Fastenzeit könnte eine Reinigung und Verwandlung der Gesellschaft sein. Wenn ich faste, dann bin ich viel achtsamer, dann kann ich die Luft besser spüren, wenn ich spazieren gehe, die Sonne, den Wind. Dann ist man einfach viel mehr in den Sinnen und sensibler."
"Fasten braucht eine positive innere Haltung."
Verzichten müsse nichts Negatives sein. "Verzichten hat immer einen negativen Touch. Aber schon Sigmund Freud hat gesagt, wer nicht verzichten kann, der kann auch nie ein starkes Ich entwickeln. Verzichten gehört zur inneren Freiheit", sagte der 80-Jährige. "Wenn ich jedes Bedürfnis sofort erfüllen muss, bin ich abhängig, dann lebe ich nicht selber, sondern werde gelebt."
Freude auch während der Fastenzeit
Grün erinnerte an den Ordensgründer Benedikt, der gesagt habe, man solle die Fastenzeit nicht grimmig, sondern in Freude auf Ostern leben. "Fasten braucht eine positive innere Haltung. Wenn ich mich mit Fasten bestrafe, weil ich zu viel gegessen habe, dann hat es keine gute Wirkung."
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Grün lebt in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach in Unterfranken. Er ist über kirchliche Kreise hinaus bekannt als Autor zahlreicher Bücher, spiritueller Begleiter und Referent. (dpa/bearbeitet von tar)