Sich im Wasser zu erleichtern, ist eines der vielleicht letzten Tabus unserer Zeit. Doch ist das eigentlich wirklich so schlimm?
Offiziell machen das nur Kinder. Doch heimlich pinkeln auch Erwachsene hin und wieder ins Meer. Natürlich weit weg von anderen Badegästen und nur dann, wenn die nächste Toilette viel zu weit entfernt ist. Doch eigentlich ist gar nichts dabei, sich im Meer zu erleichtern. Das sagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der American Chemical Society (ACS) schon lange.
Ins Meer machen? Gar nicht so schlimm
In einem ihrer Videos liefert die ACS dann auch Gründe dafür: Der Hauptgrund ist, dass alles, was im menschlichen Urin enthalten ist, sowieso schon im Meer ist. Urin besteht zu 95 Prozent aus Wasser – also H2O. Hinzu kommen etwa ein bis zwei Prozent Natrium und Chloride. Das Meerwasser besteht zu 96,5 Prozent aus H2O. Zudem hat es einen höheren Gehalt an Natrium und Chloriden.
Ist es in Ordnung, in den Ozean zu pinkeln?
Das Hauptabfallprodukt unseres Urins ist Harnstoff und gilt als ungiftig. Er besteht zu fast 50 Prozent aus Stickstoff, welcher sich mit Wasser verbindet und so Wasserpflanzen und Algen als Nährstoff dient. Aber gilt das auch für Badeseen? Ja, auch da nährt unser Urin Algen und andere Wasserpflanzen. "Die sind zwar harmlos, manche Besucher finden das allerdings nicht sonderlich ästhetisch", sagte Matthias Oloew, Pressesprecher der Berliner Bäder-Betriebe, dem Online-Magazin "TravelBook".
Darum sollten Sie nicht in den Badesee bieseln
Bei Badeseen komme es allerdings auf die Größe des Gewässers an. Das Meer ist so riesig, dass menschlicher Urin quasi gar nicht ins Gewicht fällt. Viele Meerestiere entlassen deutlich mehr Urin in den eigenen Lebensraum. Bei größeren Badeseen verhält sich das ähnlich.
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Der Experte betonte aber: "Alles, was dazu beiträgt, in den See Nährstoffe einzutragen, sollte man vermeiden." Bei kleineren Seen ist das Algenwachstum durch Urin nicht unerheblich. "Hierbei ist im Wesentlichen das Verhältnis von Gesamteintrag und Gewässergröße entscheidend", sagte Michael Häckl vom Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie dem Reisemagazin. Für den Naturschutz und andere Badegäste sei es jedoch in keinem Fall von Vorteil, ins Wasser zu urinieren.
In den Pool pinkeln? Keine gute Idee
Und wie sieht es mit Poolwasser aus? Hier findet die ACS klare Worte. In den Pool zu pinkeln, sollte man besser lassen. Wenn Chlor und Urin aufeinandertreffen, kann das ungenehme chemische Reaktionen zur Folge haben. Einer Studie zufolge entsteht dabei die Verbindung Trichloramin, die gesundheitsschädigend sein kann. Es kann sich etwa reizend auf Augen-, Nasen- und Rachenschleimhäute auswirken oder die Atemwege irritieren. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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