Kiel/Hamburg (dpa) - Mindestens 1,6 Millionen Tonnen Munition allein in deutschen Küstengewässern und vielleicht das Zehnfache auf dem Meeresboden in ganz Europa sind eine bisher unbewältigte Altlast zweier Weltkriege.
"Das ist ein titanisches Problem", sagte der schleswig-holsteinische Umweltminister
Das Konzept sieht vor, beispielsweise eine Mine durch den Roboter zu bergen und dann den Sprengstoff zu verflüssigen und auf einer schwimmenden Plattform zu verbrennen. Von der Munition bliebe nur Schrott übrig. Das könnte gefährliche Tauchereinsätze und Sprengungen vermeiden und auch Schweinswale und andere Meeresbewohner schonen, die unter den von Sprengungen verursachten Schallwellen leiden.
Einen Prototypen kündigte die maßgeblich am Projekt beteiligte Hamburger Firma Heinrich Hirdes EOD Services GmbH für 2017 an. Dann soll die Funktionsfähigkeit an Minen-Dummies erprobt werden. Die auf die Kampfmittelräumung im Meer spezialisierte Firma hofft auf eine dramatische Kostensenkung, wie der technische Direktor Jan Kölbel sagte. Bisher koste es rund 60 000 Euro, eine einzige Mine am Tag zu sprengen. Die Robotertechnik soll es auch ermöglichen, nicht nur bei Tageslicht zu arbeiten, sondern 24 Stunden am Tag.
Nach Jahrzehnten der Ignoranz werde das Problem der Munitions-Altlasten im Meer mittlerweile endlich zur Kenntnis genommen, sagte Minister Habeck. Mit einem Erfolg des auf drei Jahre angelegten Projektes könnte es eine wirtschaftliche Lösung geben. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert es mit rund 3,2 Millionen Euro. Die Firma Hirdes investierte ebenfalls rund drei Millionen Euro.
Wann die geplante neue Technik für die Praxis verfügbar sein wird, ist noch offen. Ebenso unklar ist, in welchem Umfang sie tatsächlich zum Einsatz kommen wird. Das hängt davon ab, welche Priorität der Bund der Beseitigung der Altlasten im Meer gibt und wie viel Geld er dafür bereitstellen wird. "Jahrzehntelang wurde dieses Kriegserbe im Prinzip quasi nur verwaltet und im wahrsten Sinne des Wortes liegen gelassen", sagte Habeck. Das Roboter-Projekt, an dem auch das Fraunhofer-Institut und die Uni Leipzig beteiligt sind, könne einen Paradigmenwechsel bedeuten. © dpa
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