Der Sommer bleibt weiter unberechenbar: Nach dem durchwachsenem Wetter der vergangenen Tage folgen Schwüle und Gewitter. Doch das sind längst nicht die einzigen Kapriolen, die das Wetter derzeit schlägt.
Der Juli hat in Sachen Wetter bisher vor allem mit Dauerregen und Hochwasser von sich reden gemacht. Doch auch der Vorgängermonat hatte seine Extreme: Das amerikanische "National Climatic Data Center" erklärte den Juni 2014 zum heißesten Monat auf der ganzen Welt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1880. Demnach lag die mittlere Temperatur über Land und Wasser im Juni mit 16,22 Grad um 0,72 Grad über dem Mittel des 20. Jahrhunderts. Der japanische Wetterdienst "Japan Meteorological Agency" (JMA) sieht den Monat ebenfalls als rekordverdächtig. Nach der Analyse des JMA rangiert der Juni 2014 0,32 Grad über dem Mittel von 1981 bis 2010, beziehungsweise 0,68 Grad über dem Schnitt im 20. Jahrhundert.
In Europa war es jedoch anders. Während es im Südwesten im Juni 2014 mit ungefähr drei Grad zu warm war, hatten Finnland und das Baltikum ein oder zwei Grad zu kühle Temperaturen.
Schneemassen an der US-Ostküste - Dürre in Kalifornien
Anfang des Jahres litt die nordamerikanische Ostküste dagegen unter zu viel Kälte und Massen von Schnee. Ein Sturm nach dem anderen suchte die östlichen Meeresregionen in den USA im Winter 2013/14 bis in den tiefsten Süden des Bundesstaates Georgia heim. Die Kalifornier erlebten aber einen der schönsten Winter seit Jahren – und eine der größten Trockenperioden seit 1880. 34 Monate dauerte die schleichende Dürre, Trinkwasser war Mangelware. Erst Anfang Februar 2014 gaben Regenfälle im Golden State wieder Anlass zum Aufatmen. Zuvor hatten Wissenschaftler der Universität Berkeley Befürchtungen geäußert, der Bundesstaat könnte die größte Trockenheit seit 500 Jahren erleben.
Mit zunehmender Häufigkeit messen die Meteorologen in jüngster Vergangenheit offenbar Rekordtemperaturen. Zudem treffen extreme Niederschläge ganze Regionen unvorbereitet und Stürme von bisher nicht gekannter Stärke ziehen herauf. Im November 2013 verwüstete der Taifun Haiyan große Teile der Philippinen. Mit Windstärken von bis zu 380 Stundenkilometern gilt er als stärkster Sturm, der jemals an Land gemessen wurde. Mehr als 10.000 Menschen starben in einer Schneise der Verwüstung.
Die Verbindung zu dem vom Menschen verursachten Klimawandel scheint zumindest im Fall von Haiyan überdeutlich. "Stoppt den Wahnsinn!", rief ein philippinischer Abgeordneter auf der UNO-Klimakonferenz im November 2013 in Warschau. Die Welt müsse endlich verbindliche Regelungen zur Verringerung der Treibhausgase beschließen. Greenpeace betonte die Dringlichkeit dieser Forderung. Der Taifun sei das Menetekel der Warschauer Konferenz, zitiert "Spiegel Online" einen Aktivisten der Umweltschutzorganisation.
Tornado-Welle und schwere Überschwemmungen
Andere extreme Stürme gehen nicht auf klimatische Veränderungen zurück. Das gilt zum Beispiel für die Tornado-Welle, die im April 2011 Teile der amerikanischen Südstaaten verwüstete. An einem einzigen Tag tobten mehr Wirbelstürme über das Land als jemals zuvor. Hatte diese Katastrophe etwas mit dem globalen Klimawandel zu tun? Der Meteorologe Howard Bluestein von der Oklahoma State University verneinte dies in einem Interview mit der "Huffington Post". "Stürme wie dieser kommen alle zehn bis zwanzig Jahre vor." Die meisten seiner Kollegen sehen es ähnlich.
Die Grenzregion zwischen China und Russland konnte sich Mitte 2013 vor Regen kaum retten. Entlang des Flusses Amur kam es zwischen Ende Juli und Mitte August zu schweren Überschwemmungen. Auf russischer Seite sprach man von der schlimmsten Flutkatastrophe seit 120 Jahren. Auch in Europa sorgten heftige Regenfälle für Rekorde. Der Wetterdienst in Österreich meldete im Mai doppelt so hohe Niederschläge wie zu dieser Jahreszeit sonst üblich. Bei Hochwassern in Deutschland musste in 55 Landkreisen Katastrophenalarm ausgerufen werden.
Dass der Mensch seinen Beitrag zur beschleunigten Erderwärmung und somit zum Klimawandel leistet, sehen fast alle Wetterexperten als erwiesen an. Dies zeigt eine 2013 veröffentlichte Studie der University of Queensland. Auch wenn die Ursachen für Wetterextreme nicht immer eindeutig zu benennen sind – viele Regionen der Erde müssen sich wohl in Zukunft auf den Ausnahmezustand als Normalzustand einstellen.
© Glutamat
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.