Das Verfehlen von EU-Zielen beim Klimaschutz könnte Deutschland einer Studie zufolge bis zu 60 Milliarden Euro kosten.
Wenn die jetzigen Trends sich fortsetzten, werde Deutschland seine Verpflichtungen beim Treibhausgas-Sparen für die Jahre 2021 bis 2030 "um konservativ geschätzte 616 Millionen Tonnen CO2" verfehlen, heißt es in einer neuen Untersuchung der Denkfabriken Agora Energiewende und Agora Verkehrswende. Der Ausgleich durch den Ankauf von Emissionsrechten könnte im nächsten Jahrzehnt insgesamt 30 bis 60 Milliarden Euro kosten. Bereits für 2021 liege das Kostenrisiko bei 600 Millionen bis 1,2 Milliarden Euro.
Deutschland kann internationales Ziel nicht einhalten
Hintergrund ist, dass Deutschland beim Klimaschutz nicht nur ein nationales Ziel für 2020 und ein internationales Ziel für 2030 hat. Für die Bereiche Verkehr, Heizungen, Agrar, Müll und Kleingewerbe - also jenseits von Großindustrie und Stromproduktion - schreibt die EU CO2-Budgets für jedes Jahr vor.
2016 hat die Bundesrepublik das Budget erstmals um 1,8 Millionen Tonnen CO2 gerissen. Da sie zuvor ihre Pflichten übererfüllt hatte, bleibt noch ein gewisser Spielraum, der aber bis 2019 aufgebraucht sein dürfte, wie Daten des Bundesumweltministeriums schon Anfang des Jahres zeigten.
Klimaschutz wird Sache des Bundesfinanzministeriums
Um die EU-Verträge zu erfüllen, muss Deutschland dann Emissionsrechte von Staaten kaufen, die weniger Treibhausgase ausstoßen, als sie dürften. Überschüssige Emissionsrechte seien 2020 noch reichlich vorhanden, würden dann aber deutlich knapper - und damit teurer.
Agora rechnet mit 50 bis 100 Euro pro Tonne. "Klimaschutz ist daher von jetzt an auch Sache des Bundesfinanzministers", kommentierte Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. "Unterlassene Klimaschutzbemühungen in Deutschland werden für den Steuerzahler zu einer teuren Angelegenheit." © dpa
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