München - Wenn Robben schwimmen, dann tun sie das nicht einfach so: Sie richten sich vielmehr bei längeren Strecken nach den Sternen. Damit haben Forscher womöglich eine völlig neue Art von Navigationssinn bei Tieren entdeckt.
Eine Forschergruppe von der dänischen Universität Odense um Björn Mauck hat jetzt in einem ungewöhnlichen Experiment mehr über die kognitiven Fähigkeiten der Meeressäugetiere herausgefunden. Die Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Animal Cognition“.
Das Eisbärenbecken im Kölner Zoo war Ort des Geschehens und wurde dazu besonders hergerichtet: Über dem Wasser konstruierte man eine Art schwimmendes Firmament. Ähnlich einem Planetarium wurde ein Leitstern an dessen Oberfläche projiziert. Die Forscher trainierten zwei Robben darauf, diesem Leitstern nachzuschwimmen. Sie richteten einen Laserpointer auf den Lichtfleck. Wenn die Versuchstiere in seine Richtung schwammen, belohnten sie die Robben für diese Leistung.
Unter einer originalgetreuen Projektion des Sternenhimmels ging das Experiment weiter: Den Tieren gelang es auch hier mit großer Genauigkeit, sich an den Erscheinungen zu orientieren. Dabei variierten die Wissenschaftler nach dem Zufallsprinzip die Ausrichtung des künstlichen Firmaments. Die Robben konnten sich auch auf diese Veränderungen einstellen. So liegt es für die dänischen Wissenschaftler nah, dass die Meeressäuger auch in freier Natur den Sternen folgen.
Dieses Phänomen der "Navigation nach den Sternen" war bislang nur bei Vögeln bekannt. Die Vögel orientierten sich aber anhand der Rotation der Himmelskörper um den Polarstern, wodurch sie die Nordrichtung finden. Die Robben wiederum können nach den neuen Experimenten sogar einzelnen, sich bewegenden Sternen nachschwimmen.
Das Vermögen der Meeressäuger, anhand sich bewegender Sterne auf die Richtung zu schließen, war bisher unbekannt. Möglicherweise ist die „Navigationstechnik“ der Robben noch weiter ausgeprägt, vermuten die Wissenschaftler aus Dänemark.
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