Wölfe sind meist scheu - dieser eine jedoch nicht. "Kurti" kam den Menschen zu nah, soll sogar einen Hund gebissen haben. Am Mittwochabend wurde das Tier im Heidekreis getötet.

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Ursprünglich sollte der Rüde eingefangen und in ein Gehege gebracht werden. Dann hieß es, er solle betäubt und dann eingeschläfert werden. Nun wurde er abgeschossen - das Ministerium meldete: "letal entnommen".

War Kurti wirklich so gefährlich? Für Schlagzeilen sorgte er jedenfalls schon länger: Immer wieder näherte er sich in den vergangenen Monaten Menschen bis auf wenige Meter. Mitte Februar war er einer Spaziergängerin mit Kinderwagen und Hund hinterhergelaufen. Auch soll er sich an einem Zaun der Flüchtlingsunterkunft in Bad Fallingbostel zum Schlafen hingelegt haben.

Dann wurde am Wochenende im Landkreis Celle der angeleinte Hund einer dreiköpfigen Familie von einem Wolf mit Sendehalsband gebissen. Das Ministerium macht Kurti verantwortlich: Es gebe nur zwei Wölfe mit Sendern in Niedersachsen, hieß es.

"Die Sicherheit des Menschen steht immer an erster Stelle", hatte Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) schon mehrfach betont. Die Tötung des Wolfs sei aber das letzte Mittel. Versuche eines schwedischen Experten, den Wolf - zum Beispiel mit Gummigeschossen - zu vergrämen und ihn so auf Dauer vom Menschen fernzuhalten, schlugen allerdings fehl.

Und nun ist es endgültig: Kurti ist tot. Es war der erste im Auftrag der Landesregierung getötete Wolf seit der Rückkehr der Tiere nach Niedersachsen. Schon die Vergrämungsversuche waren eine Premiere.

Mehrere Wölfe sind ums Leben gekommen

Der erste Wolf, der in Niedersachsen in den vergangenen Jahren gewaltsam zu Tode kam, ist Kurti allerdings nicht. Nach Angaben des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wurden bereits in den Jahren 2003 und 2007 Wölfe in Niedersachsen erschossen.

So berief sich 2003 ein Jäger im Landkreis Hildesheim auf Notwehr, als er einen ausgebrochenen Gehegewolf tötete. 2007 töteten Jäger einen wildlebenden Wolf im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Mehrere Tiere wurden seither zudem im Straßenverkehr getötet - der Landesbetrieb listet bis April neun Fälle auf.

Bundesweit mussten nach Auskunft des Bundesamtes für Naturschutz bereits mehrere Wölfe eingeschläfert werden, weil sie verletzt waren, meist nach Autounfällen. "Das Einschläfern erfolgt in solchen Fällen nach eingehender tierärztlicher Untersuchung und mit Genehmigung der Naturschutzbehörde", erklärte eine Sprecherin.

Wolfsexperte Frank Faß, Leiter des Wolfcenters Dörverden, zeigte Verständnis für die Tötung Kurtis. "Man darf vielleicht sogar von einer gewissen historischen Entscheidung im bundesdeutschen Wolfsmanagement sprechen", sagte er. "Es gilt, die Entscheidung des niedersächsischen Umweltministers Stefan Wenzel und der Staatssekretärin Almuth Kottwitz zu würdigen und mitzutragen."

Faß nannte in diesem Zusammenhang den Wolf die "heilige Kuh des Artenschutzes".

Auch die Landesjägerschaft begrüßte den Schritt. "Aus unserer Sicht war die Entscheidung des Umweltministeriums richtig", sagte Sprecher Florian Rölfing. "Eine dauerhafte Unterbringung des Wolfes in einem Gehege wäre aus Tierschutzsicht fragwürdig gewesen", hatte er zuvor erklärt.

Ein in Freiheit aufgewachsenes Wildtier wie der Wolf werde sich an ein Gehege nicht gewöhnen.

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