(crb) - Im Kampf gegen den Klimawandel mangelt es der Menschheit wahrlich nicht an kreativen Ideen. Der neueste Streich: Der peruanische Ingenieur Eduardo Gold malt die Anden weiß an.

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Wie der "Tagesspiegel" berichtet, will Gold mit seiner Organisation "Glaciares de Peru" 70 Hektar Felsen auf drei peruanischen Anden-Gipfeln weißen. Als einer von 26 Gewinnern des Wettbewerbes "100 Ideen zur Rettung des Planeten" wird er dabei mit 200.000 US-Dollar durch die Weltbank unterstützt.

Bis Ende Juni gelang es ihm und seinem Team zwei Hektar auf dem einst gletscherbedeckten Chalon Sombrero wieder in strahlendes Weiß zu tauchen. Dafür rührt er mit vier Arbeitern in über 4.700 Metern Höhe ein Gemisch aus Kalkpulver und Wasser an und überzieht damit die Felsen.

Der physikalische Hintergrund zu Golds Idee ist, dass die weiße Farbe einen Großteil des einfallenden Sonnenlichts reflektiert und so die Umgebung kühl hält. Das kann funktionieren: Auch die Griechen streichen ihre Häuser weiß, um sie im Sommer kühl zu halten. Gold hofft, durch die weiße Farbe ein kühleres Mikroklima zu schaffen, so dass bald wieder Schnee auf den Felsen liegen bleibt und die Gletscher zurückkehren.

Denn in den letzten 35 Jahren sind die Gletscher der peruanischen Anden laut der südamerikanischen Zeitung "El Universo" um 22 Prozent zurück gegangen. Da die Gletscher wichtige Wasserspeicher sind, wird Peru nun immer trockener: Die Versorgung der Küstengebiete mit Frischwasser ist im gleichen Zeitraum um zwölf Prozent gesunken.

Das Projekt ist nicht ohne Vorbilder: Einer der Unterstützer von Golds Idee ist der US-Energieminister und Nobelpreisträger Steven Chu. Er förderte den Bau weißer Dächer in New York, mit ganz ähnlichem Ziel: Mit dem Abschmelzen der Gletscher nehmen die reflektierende Oberflächen auf der Erde ab. Mehr Sonnenlicht kommt auf dem Boden an und erwärmt diesen. Die künstlichen weißen Flächen sollen das ausgleichen und die Sonnenenergie ins All zurück schicken.

Auch in unseren Breiten versucht man auf ähnliche Art und Weise Gletscher zu retten: Bereits seit Jahren wird im Sommer der Gletscher auf der Zugspitze in weiße Folie eingepackt. Auch in der Schweiz versucht man so Gletscher zu retten.

Golds Projekt provoziert aber auch Widerspruch: Als glatten "Blödsinn" bezeichnete Perus Umweltminister Antonio Brack die Idee. Die 200.000 Dollar könnten anders wesentlich sinnvoller eingesetzt werden. Die Anden weiß zu streichen würde 1,5 Milliarden US-Dollar kosten und der Anstrich müsse alle paar Jahre erneuert werden, so Brack laut "El Universo".

Auch der Gletscherforscher Thomas Condom ist skeptisch, so der "Tagesspiegel": Seiner Meinung nach wird der Effekt nur lokal bleiben. Zu schwierig sei es, den Plan auf einem größeren Gebiet anzuwenden. Zudem seien nicht nur Temperatur und Sonneneinstrahlung, sondern auch die Niederschlagsmenge für das Abschmelzen der Gletscher verantwortlich.

Trotz aller Zweifel und Kritik will Gold standhaft bleiben und weitermachen.

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