Groß Mohrdorf (dpa) - Wegen der sibirischen Kälte in Nord- und Ostdeutschland fliehen derzeit Tausende Kraniche in Richtung Süden. Durch die Vereisung der Gewässer, den gefrorenen Boden und die Schneedecke haben die Vögel jetzt Schwierigkeiten, ausreichend an Nahrung zu gelangen.
Auch fehlten geschützte Plätze zum Übernachten, begründete der Leiter des Kranich-Informationszentrums, Günter Nowald, in Groß Mohrdorf bei Stralsund die "Winterflucht".
Wegen des milden Wetters im Dezember verharrten bislang mehr als 10 000 Kraniche in Deutschland, darunter im Großraum Berlin und in der Diepholzer Moorniederung (Niedersachsen). Kleinere Trupps blieben auch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Der Frost hätte aber nun Tausende Kraniche veranlasst, in Richtung Frankreich zu fliegen, sagte Nowald. In den vergangenen Tagen seien viele Zugtrupps mit teils Hunderten Vögeln über Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in Richtung Süd bis Südwest gezogen. Frankreich und Spanien sind die traditionellen Überwinterungsplätze der Kraniche, von denen sie im Frühjahr wieder nach Norden zurückkehren.
Einzelne Kraniche trotzen jedoch weiterhin der Kälte, wie der Vorsitzende der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg- Vorpommern, Klaus-Dieter Feige, sagte. Sie harren in der Nähe ihrer Brutplätzen aus. Nahrung finden die Vögel auf nicht komplett geräumten Maisfeldern. Auch einzelne Rotmilane und sogar mediterrane Silberreiher seien noch in Mecklenburg-Vorpommern gesichtet worden. Vögel, die in Trupps zusammen sind, stimulieren sich dagegen untereinander zur Kälteflucht, wie Feige erläuterte.
Auch Wildgänse weichen den kalten Temperaturen aus. Nordische Gänse wie Bless- und Saatgänse, die sich Mecklenburg-Vorpommern als Winterquartier ausgesucht hatten, ziehen bis Holland weiter, wie der Ornithologe berichtete. Sie könnten 24 Stunden nonstop fliegen. Andere Wintergäste blieben - etwa Bergfinken aus Finnland und Karelien, die in den Wäldern reichlich Bucheckern finden. © dpa
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