Hattiesburg (dpa) - Winzige Rubinkehlkolibris können immense Strecken von mehr als 2000 Kilometern nonstop zurücklegen.
Das berichten US-Ornithologen, die das Flugverhalten der nur etwa drei Gramm schweren und kaum zehn Zentimeter langen Kolibris (Archilochus colubris) auf dem Weg in die Winterreviere untersucht haben.
Die Minis mit dem im Sonnenlicht bunt schillernden Gefieder ziehen ab Ende August vom Osten der USA zum Überwintern nach Mittelamerika. Auf dieser 3000 Kilometer langen Reise, die im Schnitt 62 Tage dauert, liegt auch die nördliche Küste des Golfs von Mexiko. Ob die Rubinkehlkolibris diesen überqueren oder an der Küste entlang fliegen, ist noch nicht vollständig geklärt.
Theodore Zenzal und Kollegen von der University of Southern Mississippi in Hattiesburg konnten aufgrund der gemessenen Flügelspanne und des Gewichts der Vögel jedoch am Computer simulieren, dass vor allem männliche Kolibris rund 2.200 Kilometer ohne Unterbrechung fliegen können. Über ihre Ergebnisse berichten sie im Fachjournal "The Auk: Ornithological Advances".
Das Forscherteam kennzeichnete von 2010 bis 2014 im Spätsommer insgesamt mehr als 2700 Kolibris an ihren Nistplätzen in Alabama mit Radiotranspondern, Farb- oder vor allem Aluminiumbändern. Das Flug- und Rastverhalten von einem Teil der Tiere konnte dann durch Radiotracking oder auch durch Fangnetze nachvollzogen werden.
Dabei bestätigte sich auch die Vermutung der Forscher, dass ältere Vögel früher losfliegen und ihr Ziel zeitiger und in besserer Verfassung erreichen als Jungvögel. Zwischen weiblichen und männlichen Kolibris waren die Unterschiede hingegen wesentlich geringer. Meist dauerten die diversen Zwischenstopps zur Rast und Futteraufnahme nur ein bis vier Tage.
"Besonders interessant daran war, dass manche der Vögel während der Migration ihr Gewicht effektiv verdoppelten und trotzdem in der Lage waren zu fliegen", erläuterte Zenzal. Das sei umso erstaunlicher, als es manche fülligere Kolibris nach dem Messen und Freilassen kaum auf den nächsten Ast schaffen würden.
"Es ist interessant zu sehen, dass die Einjährigen nach den Erwachsenen fliegen und auch ein anderes Zwischenstopp-Verhalten haben", kommentierte der Kolibri-Spezialist Chris Clark von University of California in Riverside. Die Experten vermuten, dass Jungvögel wegen der besseren Orientierungsmöglichkeiten die Küstenroute bevorzugen, während die Älteren möglicherweise 1000 Kilometer über das offene Meer fliegen. © dpa
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