Der HCB-Skandal in Kärnten beherrscht seit Wochen die österreichischen Schlagzeilen. Ein Einzelfall ist die Verseuchung von Milch und Fleisch mit Umweltgiften leider nicht. Immer wieder wurden in Österreich in den letzten Jahren teils dramatische Umweltskandale aufgedeckt.
1. Grundwasserverseuchung in Korneuburg (2010)
Im Sommer 2012 wurde bekannt, dass das Grundwasser im niederösterreichischen Korneuburg jahrelang durch Abwässer der Firma Kwizda Agro kontaminiert wurde. Ermittlungen zufolge wussten die Verantwortlichen schon seit 2010 von Lecks in den Abwasserrohren, ergriffen aber aus Furcht vor Umsatzeinbußen und Produktionsausfällen erst zwei Jahre später Sanierungsmaßnahmen. Die im Wasser nachgewiesene Menge an Pestiziden ist zwar für Menschen nicht schädlich, wohl aber für Bienen und bestimmte Pflanzen, wie Erdäpfel oder Paradeiser. Ein Gerichtsverfahren gegen die verantwortlichen Kwizda-Mitarbeiter wurde im November 2014 gegen Zahlung hoher Bußgelder eingestellt. Das Unternehmen hat bereits Millionenbeträge in die Grundwassersanierung investiert, die entstandenen Schäden sollen zu 90 Prozent behoben sein.
2. Asbest bei Sanierung der Praterbrücke (2013)
Bei der Probesanierung der Praterbrücke auf der A23 wurde im Frühjahr 2013 krebserregender Asbest gefunden. Die Arbeiter waren dem giftigen Stoff über Wochen hinweg schutzlos ausgesetzt. Die für die Sanierung der Brücke verantwortliche ASFINAG steht seitdem in der Kritik, da die Brücke vor den Arbeiten nicht sorgfältig auf Schadstoffe geprüft worden war. Die Sanierung der Brücke gestaltet sich nun deutlich aufwändiger und teurer als geplant: Allein die erforderlichen Schutzmaßnahmen bei der Asbestbeseitigung sollen rund 1,7 Millionen Euro kosten. Die Arbeiter, die im Frühjahr unwissend ohne Schutzkleidung arbeiteten, werden zwar nun regelmäßig untersucht, da gesundheitliche Schäden durch Asbest jedoch oft erst nach Jahren auftreten, ist das ganze Ausmaß dieses Bauskandals noch gar nicht abschätzbar.
3. Ölfässer in der Alten Donau (2012)
Nicht schlecht gestaunt haben freiwillige Helfer, als sie bei einer Reinigungsaktion hunderte Ölfässer auf dem Grund der Alten Donau entdeckten. Die Fässer dienten ursprünglich als Auftriebskörper an Bootsstegen und wurden einfach versenkt. Der Versuch, die ölverschmutzten Fässer zu bergen, endete für den Leiter der Freiwilligenaktion zunächst mit einer Anzeige wegen vorsätzlicher Beeinträchtigung der Umwelt. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Zwei Bezirksräte erstatteten 2013 – ebenfalls erfolglos - Anzeige gegen Umweltstadträtin Ulrike Sima, da diese trotz Kenntnis der Lage keine Maßnahmen ergriffen hatte. Inzwischen wurden die Fässer gehoben und entsorgt. Zur Rechenschaft gezogen wurde jedoch niemand, da sich die Altlasten keinem Besitzer mehr zuordnen ließen.
4. Kunststoffmüll in der Donau (2012)
Einer Studie der Universität Wien zufolge transportiert die Donau täglich rund 4,2 Tonnen Plastikmüll ins Schwarze Meer. Der zum Teil in Staatsbesitz befindliche Chemiekonzern Borealis führt bereits im Jahr 2010 eine ähnliche Studie durch – mit dem Ergebnis, dass auch Kunststoff aus dem Werk Schwechat in die Donau gelangt. Daraufhin wurde das Abwassersystem zwar überarbeitet, die Bevölkerung aber erst 2012 informiert. Inzwischen will man bei Borealis nichts mehr von einem Leck wissen. Stattdessen wird starker Regen im Jahr 2010 für die erhöhte Konzentration an Plastikteilchen in der Donau verantwortlich gemacht.
5. Illegaler Giftmüll auf der Fischer-Deponie (1987)
Ab 1972 wurde in der Fischer-Deponie in Niederösterreich Industrie- und Gewerbemüll gelagert, obwohl das Gebiet sich inmitten eines Grundwasser-Reservoirs befindet. Dabei wurden nicht nur die zulässigen Lagermengen überschritten, sondern auch Fässer mit Lösungsmittel- und Kunstharzresten entsorgt. 1982 wurde festgestellt, dass das Grundwasser der Mitterndorfer Senke mit Perchlorethylen kontaminiert war. Der Stoff gilt als krebserregend und kann zu Leber- und Nierenschäden führen. Erst nach einem jahrelangen Rechtsstreit konnte die Fischer-Deponie 1987 geschlossen werden. Die Sanierung dauerte bis 2005 und kostete 130 Millionen Euro. Dabei wurden 40.000 Tonnen gefährliche Abfälle und 900.000 Tonnen kontaminierter Schotter entsorgt.
6. Glykolwein-Skandal (1985)
Im Jahr 1985 wurde bekannt, dass österreichische Winzer ihrem Wein Diethylenglykol zugesetzt hatten, um die Weine süßer und aromatischer zu machen. Zwar waren die nachgewiesenen Konzentrationen des Frostschutzmittels nicht gesundheitsschädigend, das Vertrauen in die österreichischen Winzer wurde jedoch nachhaltig erschüttert. Insgesamt wurden 4 Millionen Liter Wein beschlagnahmt und schließlich entsorgt. Aufgeflogen war der Schwindel, als ein Winzer versuchte, große Mengen Glykol von der Steuer abzusetzen. Die Verantwortlichen wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, einer der Beschuldigten nahm sich das Leben. Als Folge des Skandals verfügt Österreich heute über die strengsten Qualitätskontrollen für Wein in ganz Europa.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.