Kurz vor einem Gewitter, wenn es besonders schwül und drückend ist, tauchen oft winzige Insekten auf, die alles belagern: Gewittermücken, auch Gewittertierchen genannt. Doch was hat es mit den nur wenige Millimeter großen Insekten auf sich und wie kann man sie bekämpfen?
Weltweit sind rund 5.500 verschiedene Arten der kleinen Insekten bekannt. In Mitteleuropa leben etwa 400 Arten. In der Fachsprache heißen Gewittertierchen Thripse oder Fransenflügler (Thysanoptera). Die Bezeichnung Thysanoptera setzt sich aus den griechischen Wörtern "Thysanos" (Franse) und "Pteron" Flügel zusammen.
Betrachtet man die Insekten genauer, versteht man, wie sie zu ihrem wissenschaftlichen Namen kamen: An den Rändern ihrer Flügel sind feine Fransensäume zu sehen.
Auch die umgangssprachlichen Bezeichnungen Gewittermücken und Gewittertierchen ergeben Sinn: Kurz vor einem Gewitter treten sie vermehrt auf, zuweilen in Schwärmen.
Warum tauchen Gewittermücken bei Gewitter auf?
Fransenflügler werden auch als Luftplankton bezeichnet, da sie – wie Plankton im Meer von den Wassermassen – von Luftmassen bewegt werden. Ihre gefransten Flügel machen sie nicht zu großen Flugakrobaten, dafür können sie Hunderte Kilometer weit durch die Luft schweben. Bei schwülem Wetter bewegt der Luftdruck die Gewittermücken nach unten. Auch deshalb tauchen sie oft auf, bevor es gewittert.
Der Biologe Manfred R. Ulitzka erforscht die kleinen Insekten. Auf seiner Internetseite und seinem Instagramprofil erklärt er, dass Gewittertierchen vermutlich auf elektrische Feldschwankungen, also die Spannung in der Luft, reagieren. Ab einer gewissen Feldstärke stellen sie ihre Flugaktivität ein und landen. Dafür nutzen sie jedes beliebige Objekt. Von gelber und heller Kleidung und auch von verschwitzter Haut fühlen sich Gewittertierchen besonders angezogen, so Ulitzka.
Sind Gewittertierchen gefährlich?
Anders als Stechmücken haben die meisten Gewittermücken es nicht auf Blut abgesehen, sondern auf Schweiß. Um den Schweiß aufzusaugen, dringen sie mit ihrem Mundwerkzeug in die Haut ein. Mögliche Folgen sind Juckreiz und Entzündungsreaktionen bei sensiblen Personen, so Experte Ulitzka in einem Beitrag auf seiner Website.
Landet eine Gewittermücke im Auge, kann sich eine Bindehautentzündung entwickeln, informiert das Umweltbundesamt. Als wirklich gesundheitsschädlich für den Menschen gelten Fransenflügler jedoch nicht.
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An Pflanzen können Gewittermücken jedoch Schäden hinterlassen, wenn sie diese in großen Massen befallen. Je nach Art saugen Fransenflügler Pflanzensaft aus Blättern und Blüten. Einige ernähren sich von Pilzen oder Totholz – oder saugen andere Insekten wie Blattläuse, Milben oder andere Fransenflügler und deren Larven aus. Die deutschen Pflanzenschutzämter listen 26 einheimische Thripse als Schädlinge auf.
So werden Sie Gewittermücken an Pflanzen los
Nur wenige der über 5.000 Thrips-Arten gelten als Schädlinge – viele von ihnen sind Nützlinge und harmlos. Von Gewittermücken befallene Pflanzen können jedoch verkümmern oder in ihrem Wachstum gehindert werden, da sie den Zellsaft anzapfen. Besonders ärgerlich ist ein Befall, wenn sie sich in Gemüsebeeten oder Gewächshäusern niederlassen. Dann können sie mitunter gravierende Ernteschäden verursachen. Auch an Zimmerpflanzen oder im Garten können Fransenflügler Spuren hinterlassen.
Da Thripse versteckt in Ritzen oder in der Erde leben oder durch Luftmassen mobil sind, sind sie nicht leicht zu entdecken. Hinweise für einen Befall können ein silbriger Belag auf Blättern oder braune Stellen an Blatträndern sein. Kotflecken auf der Unterseite von Blättern weisen ebenfalls auf einen Befall hin. Auch hinter verkümmerten Trieben oder Wachstumsstörungen können die Insekten stecken.
Wer Gewittertierchen bekämpfen will, muss nicht sofort zu chemischen Mitteln greifen, die auch anderen Lebewesen schaden. Ein Wasserstrahl reicht manchmal schon aus, um sie von einer Pflanze zu entfernen. Auch ein starker Regen verringert die Zahl der kleinen Insekten. Hilft Wasser nicht, kann Seifenlauge Gewittertierchen bekämpfen. Bei starkem Befall empfiehlt das Umweltbundesamt, die Pflanze zu vernichten.
Gewittermücken in der Wohnung bekämpfen
Fransenflügler überwintern eng aneinander geschmiegt an warmen Orten wie Ritzen von Geräten, Gebäuden oder in Böden. Wer Gewittertierchen bekämpfen will, die sich in der Wohnung eingenistet haben, hat folgende Möglichkeiten:
- Sichtbare Tiere einsaugen und den Staubsaugerbeutel umgehend entsorgen, da sie sonst herauskrabbeln können.
- Auch kleine Ritzen, sogar in elektronischen Geräten, dienen den Insekten als Winterquartier und sollten ebenfalls mit dem Staubsauger gereinigt werden.
- Zimmerpflanzen regelmäßig mit Wasser besprühen oder abduschen.
- Leben die Tiere im Substrat, muss es ausgetauscht werden.
- Gelbe oder blaue Klebefallen für Fliegen aufhängen. Auch Gewittermücken werden von ihnen angelockt.
Was kann ich vorbeugend gegen Gewittertierchen tun?
Ein naturnaher Garten, in dem sich Nützlinge wie Marienkäfer oder Florfliegen wohlfühlen, ist für Gewittermücken ein eher ungemütliches Terrain. Die Nützlinge sind natürliche Feinde der kleinen Insekten. Auch Bohnenkraut und Kamille im Beet können dazu beitragen, Thripse fernzuhalten. Das Umweltbundesamt rät, die Erde regelmäßig zu lockern und Mulch zu streuen. Zudem sollten die Pflanzen gut bewässert werden.
Pflanzenknollen sollten Sie kühl lagern, da Fransenflügler Kälte nicht mögen. Um sie aus der Wohnung fernzuhalten, können Pollenschutzgitter an den Fenstern angebracht werden. Diese haben feinere Maschen als klassische Fliegengitter, durch die viele Gewittermücken mühelos in Innenräume gelangen können.
Gewittertierchen auf der Haut bekämpfen
Wer an schwül-heißen Tagen mit erhöhter Gewitterneigung gelbe, blaue oder helle Kleidung trägt, wird schneller zum Objekt der Begierde für Gewittermücken. Neutrale, erdige und dunkle Töne finden die Insekten weniger attraktiv. Auch Schweiß zieht Gewittertierchen an. Ein Fächer oder ein Tuch zum Abtupfen der Haut macht Sie für die kleinen Insekten weniger interessant.
Auch ein Körperpuder hilft, die Haut trocken zu halten. Eine Sonnenbrille schützt die Augen vor Gewittermücken – vor allem beim Radfahren. Und wenn Sie doch mal zur Landebahn für Gewittertierchen werden: einfach abstreifen und auf Regen hoffen.
Verwendete Quellen
- Thrips-ID: Gewittertierchen
- Rote-Liste-Zentrum: Fransenflügler (Thysanoptera)
- Umweltbundesamt: Fransenflügler
- Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen: Thripsbekämpfung im Gemüsebau
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