Entspannt spazieren gehen, ohne fünffache Verriegelung Auto fahren, eine vertrauenswürdige Polizei und ein funktionierendes Rechtssystem zu haben, das Straftäter verfolgt und zur Rechenschaft zieht: All das sind Zustände, die man in manchen Orten der Welt nur als Wunschvorstellung kennt.

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Es gibt Städte, in denen Schießereien mitten auf der Straße zum Alltag gehören, Drogenbosse ganze Viertel kontrollieren, religiöse Fanatiker den Gang zum Bäcker in einen Spießrutenlauf mit dem Tod verwandelt haben, Bürger gezwungen sind, Geschäftsgewinne als Abgaben an Kriminelle zu zahlen, und in denen die Polizei darin involviert ist, oder sich nicht traut, einzuschreiten.

Mogadischu, Somalia: Anarchie als Alltag

Mogadischu, das ist die Hölle. Eine Regierung gibt es de facto seit 20 Jahren nicht mehr, Infrastruktur auch nicht, und die noch vorhandenen Gebäude gleichen zerlöcherten Trümmern. Die Schießereien können völlig unvorhergesehen losgehen, unterschiedliche Clans bekämpfen sich wahllos Tag und Nacht. Sobald man auch nur einen Fuß vor die Türe setzt, riskiert man eine Kugel im Kopf. In Mogadishu sind mehr Waffen im Umlauf als Lebensmittel. Kinder ballern damit wild herum.

Da die Gewehre selten in einem akkuraten Zustand sind, läuft man laut Ashwin Raman "ständig Gefahr, eine Kugel abkriegen, die einem gar nicht galt". Der krisenerfahrene Journalist, der bereits aus Kriegsgebieten wie Afghanistan und Irak berichtet hat, erzählte in einem Interview mit "teleschau" "noch nie zuvor so viele tote Menschen gesehen zu haben wie dort. Sobald irgendwo eine Leiche liegt, bildet sich eine Menschentraube, und die Leute zücken ihre Handys, um sie zu fotografieren."

Die Entführungs- und Piraterie-Gefahr ist so hoch, dass Mogadishu nur noch von einem Flieger angeflogen wird, der dort einen ultrakurzen Zwischenstopp einlegt. Passagiere werden laut Raman schnell hinausgetrieben, "weil die Piloten Angst haben, überfallen zu werden."

Bagdad, Irak: Leben inmitten von Brutalität und Unberechenbarkeit

In Bagdad herrscht eine Fassade der Normalität, aber ständig lauert die Gefahr, zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Die Bedrohung durch ein Selbstmordattentat ist allgegenwärtig. Man weiß nicht, wem man vertrauen kann, und wem nicht - jede zweite Entführerbande trägt eine Polizeiuniform. Bombenanschläge und Feuergefechte werden erbarmungslos auf belebten Märkten, Moscheen und sogar Schulen verübt.

An Straßenrändern sind Sprengfallen installiert, die durch vorbeifahrende Fahrzeuge entzündet werden können. Der Krieg und die nun unkontrolliert ausgebrochenen Rivalitäten zwischen den ethnischen Fraktionen und militanten Gruppen des Landes haben aus Bagdad, der einstigen Kulturhauptstadt der arabischen Welt, einen unberechenbaren Ort gemacht, der den Alltag seiner Bürger brutalisiert. Fanatiker der traditionell rivalisierenden Bevölkerungsgruppen, die 1921 durch die Grenzziehung der Briten zusammengewürfelt wurden, versuchen nun gewaltsam und ohne Rücksicht auf Verluste ihre Interessen gegeneinander durchzusetzten.

Ciudad Juárez, Mexiko: Drogengeschäft als Industrie

Zwischen Ciudad Juárez und dem amerikanischen El Paso liegen nur der Rio Grande und eine Grenze. Diese geographische Lage hat aus Juárez eine der gefährlichsten Städte der Welt gemacht. Von hier aus wird die Hälfte des in Amerika konsumierten Kokains in die USA geschleust.

Die Drogenkartelle kämpfen verbissen um die Vormachtstellung - es geht um sehr viel Geld. Die Stadt ist arm, die Arbeitslosigkeit extrem hoch. Im Zuge der Globalisierung haben die Unternehmen hier zugemacht. Allein 15.000 Minderjährige gehören in Juárez Drogenkartellen an. Wenn man in diesem Milieu nicht auf andere schießt, ist man schnell selbst tot.

Ciudad Juárez hat die weltweit höchste Mordrate außerhalb eines Kriegsgebiets - laut ARD starben 2009 hier mehr Zivilisten als in ganz Afghanistan. In den letzten Jahren haben sich die Drogenkämpfe von den Vororten bis in die Innenstadt ausgebreitet, so dass sie auch das Leben unbeteiligter Einwohner und Touristen bedrohen. Laut ARD-Korrespondent Stefan Schaaf sind in das Morden "auch Polizisten und auch Militärs verwickelt."

Gaza-Stadt: Die Stadt ohne Hoffnung

Armut, Verzweiflung, Eingesperrtsein und das Fehlen jeglicher Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben aus Gaza einen der gefährlichsten Orte der Welt gemacht. Das ist kein Wunder, wenn man sich die Statistiken anschaut.

Laut "Spiegel-Online" sind 89 Prozent der Bevölkerung arm, über 60 Prozent arbeitslos, und seitdem die Hamas regiert, hat nicht nur Israel seine Grenzen gesperrt und den Handel in Gaza damit fast vollständig zum Erliegen gebracht, sondern auch die internationalen Hilfsgelder sind ausgeblieben - so dass auch die Gehälter des Öffentlichen Dienstes nicht mehr bezahlt werden konnten. Über die Hälfte der Einwohner von Gaza sind auf die Nahrungsmittel-Pakete angewiesen, um zu überleben.

Anhänger der radikalislamischen Hamas und Fatah-Partei bekämpfen sich, zusammen kämpft man gegen Israel, Israel vergilt mit Bombardierungen und Beschuss, während 1,5 Millionen verarmte und perspektivenlose Menschen auf einem 40 Kilometer langen und zehn Kilometer breiten Streifen eingepfercht sind.

Port-au-Prince, Haiti: Verbrechen ohne Vergeltung

Seit dem schweren Erdbeben auf Haiti sind die ohnehin dürftigen staatlichen Strukturen dieses verarmten Staates eingebrochen, und Kriminelle können seitdem unbestraft ihr Unwesen treiben. Sexueller Missbrauch von Frauen und Kindern, Entführungen, Überfälle, Mord, Bandenkriminalität, Drogen- und Kinderhandel, und gewaltsame Auseinandersetzungen mitten in der Stadt gehören in Port-au-Prince zum Alltag.

Internationale Soldaten und Polizisten versuchen der Lage Herr zu werden. Dazu kommt die Gefährdung durch eine Cholera-Epidemie und das Fehlen einer adäquaten Gesundheitsversorgung. Das deutsche Außenministerium warnt dringend davor, ohne die volle Unterstützung von Organisationen mit solider Infrastruktur, Evakuierungsoptionen und medizinischer Unterstützung nach Haiti einzureisen.

Caracas, Venezuela: Mordzahlen als Gutenmorgennachricht

Die Woche in Caracas beginnt damit, dass auf allen Medien die Zahl der Morde vom Wochenende durchgegeben werden - meistens zwischen 90 und 150 pro Wochenende. Die ereignen sich fast ausnahmslos in den Armendistrikten im Westen und Osten der Stadt - den No-Go-Areas, in denen nachts oftmals auf offener Straße mit Maschinengewehren herumgeschossen wird. Aber auch alle anderen Viertel der Stadt werden von der Kriminalität ein Mitleidenschaft gezogen.

Am helllichten Tage fahren Mopeds mit schwer bewaffneten Jugendlichen an im Stau stehenden Autos vorbei und lassen sich Wertsachen und Geldbeutel aushändigen. Bei den für Caracas typischen "Express-Entführungen" muss das Opfer solange Bargeld abheben und mit der Kreditkarte einkaufen, bis diese vollständig ausgeschöpft ist.

Johannesburg, Südafrika: Erste und dritte Welt nebeneinander

Die Gefährlichkeit von Johannesburg rührt von seinen extremen sozialen Unterschieden her. Die reichste Vororte von Johannesburg, wo sich die vielen Millionäre der Stadt in zum Teil schlossgroßen Villen hinter Sicherheitszäunen, Elektrodraht, und mit eigenem Sicherheitspersonal zu schützen versuchen, liegen direkt neben Alexandra, dem ärmsten Township der Metropole, in dem 70 Prozent der Menschen arbeitslos sind.

Johannesburg ist überbevölkert mit Südafrikanern aus ländlichen Gebieten, die Arbeit suchen, aber auch Millionen Flüchtlingen aus anderen afrikanischen Ländern die hier ihr Glück versuchen, und das Problem der Armut und Arbeitslosigkeit verschärfen. Johannesburg ist berüchtigt für seine Hauseinbrüche und Straßenkriminalität, und insbesondere dem "Hijacking", bei dem Autos, die an einer Kreuzung oder vor einer Einfahrt halten, von bewaffneten Gangs überfallen werden. Kriminelle zögern nicht davor, bei dem kleinsten Widerstand zu schießen. Zeitweise hat die Zahl der Morde die Anzahl der Verkehrstoten übertroffen. Durch Überwachungsmaßnahmen hat sich die Lage die letzten Jahren allerdings ein bisschen entschärft.

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