Eugene (dpa) - Blätter transportieren, klein schneiden und verarbeiten: Blattschneiderameisen sind wahre Meister im geschickten und kräftesparenden Arbeiten in verteilten Rollen.
US-Forscher haben faszinierende neue Einblicke in das Leben der Atta cephalotes gewonnen, die in einem komplexen Staat und in enger Symbiose mit bestimmten Pilzen leben. Diese züchten sie als Nahrung auf einem Nährboden aus Blattstückchen.
Ryan Garrett von der University of Oregon und Kollegen fanden nun heraus, dass die Ameisen eine Strecke von drei Kilometern, und damit eine Million mal ihre eigene Körperlänge, schneiden müssen, um einen Quadratmeter Blätter zu zerlegen. Diese kräftezehrende Aufgabe erledigen sie so energiesparend wie möglich.
"90 Prozent des Blattschneidens finden im Ameisennest statt, und Ameisen wählen dazu Stückchen aus, die weniger Schneidearbeit erfordern", schreiben Garrett und sein Team im Journal "Royal Society Open Science". Die Ameisen seien dabei bemerkenswert geschickt: Oft benutzen sie drei ihrer Beine als Drei-Punkt-Standfläche und bearbeiten oder halten mit den anderen drei Beinen das Blattstück.
Sie durchbeißen es, lecken Kleinstlebewesen ab und durchlöchern es - die Forscher vermuten, um die Pilzsporen besser einpflanzen zu können. Dann setzen sie die mit einem Ameisen-Sekret als "Mörtel" versehenen Blattstückchen wie ein Maurer in ihre schwammartigen Pilzgärten ein, wo die heranwachsenden Pilze anschließend aufwendig umsorgt werden. Ohne die Hege der Ameisen wiederum würden die Pilze von einem Schlauchpilz befallen und absterben.
In der Versuchsanordnung im Labor stellten die Forscher fest, dass die Ameisen bevorzugt kleinere, vorperforierte Blattstücke aus dem Freien in ihren unterirdischen Bau trugen und das Zerkleinern zu 90 Prozent erst im Bau erfolgte. Garrett und sein Team vermuten, dass dort vor allem junge Ameisen mit noch unbeschädigten Kiefern diese Arbeit erledigen - und so den Energieaufwand insgesamt möglichst gering halten.
Über das hochkomplexe, arbeitsteilige Leben der Blattschneiderameisen ist schon viel geforscht worden. Die renommierten Biologen Bert Holldöbler und Edward Wilson nennen ihre Staaten im Pulitzerpreis-gekrönten Buch "The Ants" einen "perfekten Superorganismus" und zählen sie zu den sieben Weltwundern des Tierreichs. Die gigantischen unterirdischen Bauten können bis zu 50 Quadratmeter umfassen.
Zudem weiß man bereits, dass die Blätter-schleppenden Ameisen zugleich auch winzige Pygmäen-Ameisen tragen. Diese wehren als eine Art "Fliegenklatsche" tödliche parasitische Fliegen ab, die sonst Eier in den Nacken der Transportameisen legen würden.
Forscher aus Würzburg fanden heraus, dass die zumeist in den Tropen und Subtropen Amerikas lebenden Tiere ein ausgeklügeltes internes Benachrichtigungssystem haben, um neue Weidegründe schnell und effektiv abzugrasen - bevor ihnen andere Ameisenvölker zuvorkommen. © dpa
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