Das Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz vor San Francisco war und ist ein Ort des Schreckens: Es galt einst als sicherster Knast der Welt, mit furchtbaren Haftbedingungen. Die Insel vor San Francisco soll auch böse Geister beherbergen - bis heute.
Zellentüren, die sich von selbst öffnen, Geistererscheinungen auf Fotos und gruselige Geräusche: Alcatraz ist nicht nur als Hochsicherheitsgefängnis berüchtigt. In den Gemäuern auf der Insel vor San Francisco soll es auch spuken. Kein Wunder: Dort sind furchtbare Dinge geschehen.
Alcatraz ist zwar heute eine Touristenattraktion. Aber viele der Besucher berichten im Internet von schauerlichen Erlebnissen. Geisterseher und Parapsychologen haben sich mit dem ehemaligen Gefängnis beschäftigt, aber auch sie haben keine Erklärung für die übernatürlichen Phänomene. Handelt es sich dabei nur um Märchen?
Die seltsame Frau auf dem Foto
Beispielsweise eine britische Lehrerin berichtet von einem seltsamen Erlebnis. Sie nahm ein paar Fotos mit ihrem Handy auf, als sie Alcatraz mit ihrem Freund besichtigte. Auf einem der Bilder war ihren Angaben nach eine dunkle Frauengestalt am Fenster zu erkennen - obwohl dort bei der Besichtigung gar niemand gestanden hatte. Zuerst dachte das Paar, dass sich jemand anderes in der Scheibe gespiegelt hatte.
Ein ehemaliger Wärter soll später angeblich erzählt haben, dass an genau dieser Stelle immer eine Frau gestanden hatte, die einen Gefangenen besuchte. So munkeln jedenfalls einige Geistergläubige in Blogs und Foren.
Der Tote aus dem Isolationstrakt
Aber das ist nur eine der Gruselgeschichten, die sich um Alcatraz ranken. Angeblich sollen sämtliche frühere Wärter von merkwürdigen Erlebnissen berichtet haben, durften das aber nicht öffentlich kundtun. Bis heute wollen Besucher vor allem in Zelle 14D im Isolationstrakt immer wieder bizarre Geräusche und wispernde Stimmen hören.
In dem winzigen Raum soll sich in den 1940er-Jahren Gerüchten zufolge Schreckliches zugetragen haben: Ein Gefangener habe der Geschichte nach allein in einer dunklen, kalten und leeren Zelle gesessem, in der es nicht einmal eine Toilette gab.
Manchmal tage- oder wochenlang wurden die Insassen so weggesperrt. Der Mann flehte die Aufseher stundenlang an, ihn herauszulassen. Er schrie, dass er glühende rote Augen sehe.
Doch urplötzlich war der Mann still. Am nächsten Morgen fanden die Wärter ihn tot auf dem Boden. Am Hals hatte er seltsame Würgemale. Aber was war passiert? Hatten die Wächter ihn ermordet? War es Selbstmord?
Oder hauste ein böser Geist in der Zelle, dessen Anwesenheit man heute womöglich noch spüren kann? Anderen Gruselerzählungen zufolge sollen mehrere Gefangene geklagt haben, dass sie bedrohliche Schatten und Stimmen wahrgenommen hatten.
Beweise für den Geist und die Geschichte gibt es nicht, wie auch für keines der anderen Phänomene in Alcatraz. Manche Stimmen meinen, dass einige Häftlinge angesichts der furchtbaren Haftbedingungen durchdrehten oder dass die Gruselgeschichten frei erfunden sind.
Die grauenhaften Haftbedingungen in Alcatraz
Woran es jedoch keine Zweifel gibt, ist dass Alcatraz ein schrecklicher Ort war. Von 1934 bis 1963 saßen dort insgesamt 1.576 Verbrecher ein, darunter Mörder und Schwerverbrecher wie Al Capone und der deutsche Spion Erich Gimpel.
Die Haftbedingungen waren extrem hart: In den winzigen, nur vier Quadratmeter großen Zellen gab es lediglich ein Bett, ein Waschbecken und eine Toilette.
18 bis 23 Stunden mussten die Insassen allein in der Zelle verbringen, oft jahrelang. Sie hatten Redeverbot, Arbeit galt als Vergünstigung für gute Führung. Besucher durften nur eine einzige Stunde pro Monat vorbeikommen. Die Insassen verpassten dem Gefängnis den Namen „Hellcatraz“.
Wer fliehen wollte, hatte Pech: Alcatraz galt als ausbruchsicher, das Wasser rund um die Insel war eiskalt und es gab starke Strömungen. Trotzdem versuchten ein paar Gefangene zu entkommen – und bezahlten wahrscheinlich mit ihrem Leben.
Unerklärlicher Hass und ein blutiger Aufstand
Kein Wunder, dass manche Insassen versuchten zu fliehen – oder durchdrehten. In der ehemaligen Wäscherei erstach ein Mann einen Mithäftling. Genau an der Stelle sollen Besucher heute noch Kälteschauer verspüren. In einer Dusche sind angeblich manchmal Banjoklänge zu hören. Dort übte Al Capone den Geschichten zufolge auf seinem Instrument.
Sagenumwoben ist auch einer der Korridore. Ein Radiomoderator, der sich über Nacht in Alcatraz einschließen ließ, verspürte in den Gängen plötzlich ein unerklärliches Gefühl von Hass.
Später stellte sich heraus: Genau dort hatte es 1948 einen blutigen Aufstand und einen Ausbruchversuch gegeben. Mindestens ein Wärter wurde erschossen.
Die Armee griff ein, die Soldaten warfen Handgranaten durch Löcher in der Decke – und töteten die Aufständischen. Es könnten die Geister der Toten und Gemarterten sein, die dort spuken, spekulieren manche im Internet. Vielleicht sind es auch noch ältere Gespenster.
Ein altes Gefängnis und verbannte Indianer
Denn die Insel hatte auch vor dem Bau des Alcatraz-Gefängnisses eine Tradition als Kerker: Unter grauenvollen Bedingungen wurden dort im 19. Jahrhundert Soldaten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg eingesperrt. Viele der Männer starben.
Aber schon viele hundert Jahre davor war Alcatraz ein Ort des Schreckens: Die Ohlone-Indianer verbannten angeblich unliebsame Stammesmitglieder dorthin, heißt es in dem Buch "Alcatraz Unchained". Sie waren sicher, dass böse Geister auf der Insel lebten.
Wahrscheinlich fanden die Ausgestoßenen von Alcatraz keinen Weg zurück aufs Festland. Sie harrten auf der Insel aus, bis sie starben. Für diese These sprechen Knochenfunde.
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