• Hula-Hoop ist ein zurzeit beliebter Fitnesstrend, ist gesund und macht zudem auch noch Spaß.
  • Warum aber dreht sich ein Hula-Hoop-Reifen eigentlich?
  • Ein Physiker erklärt anhand anschaulicher Beispiele, welche Kräfte beim Reifendrehen wirken.

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Es ist der Fitnesstrend der Saison: Hula-Hoop begeistert Jung und Alt. Nicht zuletzt, da der Sport auch pandemiegerecht im eigenen Wohnzimmer ausgeübt werden kann. Doch wie funktioniert das eigentlich mit dem Hula-Hoop-Reifen? Wie schaffen wir es, ihn oben zu halten?

"Würde man ein Foto von jemandem machen, der einen Hula-Hoop-Reifen um seine Hüften schwingt, sähe man etwas sehr Seltsames", sagt Diplom-Physiker Gerhard Samulat im Gespräch mit unserer Redaktion. "Es sähe so aus, als würde eine unsichtbare Kraft den Reifen so kräftig gegen die Hüfte der Person drücken, dass der Reifen nicht runterfällt."

Die Zentrifugalkraft bringt den Hula-Hoop zum Rotieren

Die physikalische Kraft, die hier wirkt, ist die Zentrifugalkraft. "Bei sich drehenden Körpern wirkt eine Kraft nach außen", erklärt Samulat. Das kann man leicht selbst ausprobieren: Man befestigt einen Gegenstand mit einer Schnur beispielsweise an seiner Hosenschnalle und beginnt, sich erst langsam und dann immer schneller zu drehen. "Mit ein wenig Geschick saust der Gegenstand bald durch die Luft. Die Schnur spannt sich und hebt sich, und bei ordentlichem Schwung steht sie nahezu waagerecht zum Boden. Schön zu beobachten ist das beispielsweise bei Hammerwerfern."

Mehr als waagerecht gehe aber nicht, sagt Samulat. Allerdings könnten sehr starke Kräfte entstehen. Was auch der Grund für den typischen Schrei eines Hammerwerfers sei.

Ähnlich funktioniert der Hula-Hoop-Reifen. Wobei dieser nicht durch eine Schnur mit dem Körper verbunden ist, sondern "durch sich selbst", wie Samulat sagt. "Das am Körper anliegende Teil entspricht dem Knoten der Schnur an der Hose, der am weitesten vom Körper entfernte Teil dem Gegenstand."

Physikalisches Hula-Hoop mit einem Ehering

Der Physiker probiert den Hula-Hoop-Effekt an seinem Schreibtisch aus: "Man stülpe einen Ring über einen dünnen Zylinder und lasse den Ring mit etwas Schwung um den Zylinder kreisen. Ich habe das gerade selbst mit einem Bleistift und meinem Ehering probiert."

Mit etwas Geschick kann man erreichen, dass der Ring dauernd in Bewegung bleibt. "Dazu muss man mit dem Stift ebenfalls kleine kreisende Bewegungen machen – und zwar genau so schnell, wie sich der Ring drehen soll. Die Physik sagt uns, dass es mit etwas größeren Ringen einfacher ist als mit einem Ehering. Je größer der Umfang des Ringes, desto langsamer – und kontrollierter – können die Bewegungen sein."

So hält man den Hula-Hoop oben

Bei Hula-Hoop-Könnern sieht das wunderbar gleichmäßig und mühelos aus. Wie schaffen es diese, den Reifen dauerhaft oben zu halten? Auch hier hat Samulat einen Tipp.

"Wichtig ist, dass die Kreisbewegung, die man macht, der Bewegung des Reifens ein wenig vorläuft. Physiker sprechen von Phasenverschiebung. Nur so erhält der Reifen einen Impuls, der ihn in Schwung hält. Das ist so ähnlich wie beim Anschubsen einer Schaukel – nur eben im Kreis und kontinuierlich."

Fitness für und mit Taille

Hula-Hoop ist nicht umsonst der aktuelle Fitness-Hype. Eine Studie der University of Waterloo fand heraus, dass man mit Hula-Hoop-Training den Taillenumfang deutlich reduzieren kann.

"Schaden kann es nicht, wenn man eine Taille besitzt", sagt Samulat. "Sonst muss man neben der Drehbewegung dem Ring mit der Hüfte auch immer wieder einen kleinen Impuls nach oben mitgeben, damit er nicht langsam zu Boden fällt."

Hula-Hoop-Reifen gibt es in den unterschiedlichsten Varianten. Darunter Schaumstoffreifen für Anfänger oder extra schwere Modelle zur Stärkung der Rumpfmuskulatur. Einige Fabrikate kommen mit Massagenoppen. Bei manchen der Fitnessreifen lassen sich Größe und Gewicht sogar individuell einstellen.

"Grundsätzlich gilt: Je größer und schwerer der Reifen, desto einfacher", heißt es auf der Website "hula-hoop-ratgeber.de". Große Reifen seien eher für Anfänger geeignet, da man so mehr Zeit beim Rotieren habe.

Gerhard Samulat erklärt den Effekt: "Es kann nicht schaden, wenn der Hula-Hoop-Reifen etwas schwerer ist, damit er über einen möglichst großen Vorrat an potenzieller Energie verfügt." Allerdings könne man auch das übertreiben. "Sobald die Masse des Ringes sehr groß wird, muss man mehr gegenhalten, damit einen der Reif nicht aus dem Gleichgewicht bringt."

Ein Physiker gibt Kleidungstipps fürs Training

Zudem sollte der Fitnessreifen zumindest an der am Körper anliegenden Innenseite eher glatt sein, damit die Reibung zwischen dem Reifen und dem Körper die Sache nicht zu schwer macht. "Glatte, enganliegende Kleidung ist also einem weiten Pelzmantel vorzuziehen", witzelt Samulat.

Lässt der Physiker eigentlich selbst auch den Hula-Hoop-Reifen kreisen? "Das Geschick dazu habe ich nie entwickelt", sagt Samulat. "Ich glaube, ich denke einfach viel zu viel darüber nach, wenn ich es versuche. Berufskrankheit."

Über den Experten: Dipl.-Phys. Gerhard Samulat ist Vorstandsreferent in der Geschäftsstelle der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Gerhard Samulat
  • Website von hula-hoop-ratgeber.de
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