Eine Studie zeigt, dass Waldrodungen das Klima noch stärker erwärmen als angenommen und Forschende fordern "Bäume mit Migrationshintergrund", um Wälder in Europa als CO2-Speicher zu erhalten. Einen kleinen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten auch neue Verkehrsschilder in Wien – sowie ein Vulkanausbruch im Südpazifik.

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Die Auswirkungen der Klimakrise sind in den vergangenen Jahren spürbarer geworden: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten. Die globale Erwärmung zu bremsen und die Folgen beherrschbar zu halten, ist eine unserer größten Herausforderungen.

Was ist der aktuelle Stand der Forschung? Was tun Politik und Wirtschaft? Und gibt es auch Erfolge zu berichten? In unserer Serie halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden.

Der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga war gut fürs Klima

Als am 15. Januar 2022 der submarine Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha'apai im Südpazifik ausbrach, löste das einen Tsunami aus, der schwere Schäden auf den Inseln des Tonga-Archipels verursachte. Doch der Ausbruch hatte offenbar auch einen positiven Effekt: Laut einer Studie des Geomar-Forschungszentrums in Kiel wurde durch den Vulkanausbruch das Wachstum winziger Meeresalgen, des sogenannten Phytoplanktons, erheblich verstärkt.

Bei der Eruption wurden tonnenweise vulkanisches Material wie Asche und Gestein in die Atmosphäre geschleudert und regneten von dort auf Land und Meer nieder. Dadurch gelangten unter anderem große Mengen Eisen ins Meerwasser – weit mehr, als dort normalerweise zu finden ist. Auf das Phytoplankton hatte das offenbar einen düngenden Effekt.

Für das Klima ist das eine gute Nachricht: Denn je mehr Phytoplankton im Meerwasser wächst, desto mehr Kohlendioxid wird der Luft entzogen, was wiederum zu einer Verringerung der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre führt.

Ein ähnlicher Effekt wurde bereits nach der Eruption des Pinatubo auf den Philippinen im Juni 1991 beobachtet: Der Ausbruch bremste den CO2-Anstieg in der Atmosphäre laut einer Studie um 1,5 ppm (parts per million) pro Jahr – und das für mehrere Jahre.

"Unterstützte Migration" von Bäumen: Wie der Wald der Zukunft aussehen könnte

Unsere Wälder sind gigantische Kohlenstoffspeicher: Sie nehmen CO2 aus der Atmosphäre auf und bilden daraus Biomasse wie Holz, Wurzeln und Blätter. Damit spielen Wälder eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Doch damit das so bleibt, müssen sich die Wälder verändern – denn nicht alle Baumarten sind gegen die bevorstehenden Klimaveränderungen gewappnet. Schon heute geben die Wälder in Deutschland laut Bundeswaldinventur aufgrund von klimabedingten Schäden mehr Kohlenstoff ab, als sie aufnehmen können.

Ein einfaches Aufforsten reicht nach Ansicht von Expertinnen und Experten allerdings nicht aus, um die Wälder als Kohlenstoffspeicher zu retten. Vielmehr braucht es eine "unterstützte Migration", wie Forschende des österreichischen Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) in Zusammenarbeit mit Forstwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus ganz Europa in einer Studie betonen.

"Unterstützte Migration" ist eine Strategie, bei der Baumarten ausgewählt werden, die am besten an die zukünftigen Klimabedingungen angepasst sind. Damit könnte die derzeitige CO2-Speicherfunktion des Waldes nicht nur beibehalten, sondern sogar noch erhöht werden, glauben die Forschenden.

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Dafür müssten die häufig genutzten Nadelbaumarten durch widerstandsfähigere Laubbaumarten ersetzt werden. Eine Fichte aus Polen könnte mit dem künftigen Klima in Deutschland demnach besser zurechtkommen als eine heimische Fichte. Auch Kiefern aus dem Baltikum oder Buchen aus Südfrankreich wären in Deutschland zukünftig besser aufgestellt, da sich diese Arten bereits über Generationen an wärmeres oder trockeneres Klima angepasst haben.

Studie: Großflächige Waldrodungen erwärmen Klima stärker als angenommen

Wälder spielen nicht nur als Kohlenstoffspeicher eine entscheidende Rolle für das Klima: Durch die Verdunstung von Wasser über ihrem Blätterdach wirken sie wie natürliche Klimaanlagen für die Erde. Wo kein Wald ist, kann sich der Boden deutlich stärker aufheizen.

Dieser Effekt ist laut Forschenden der Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus China bei großflächiger Abholzung offenbar noch stärker als bisher angenommen.

In Computersimulationen und Beobachtungen konnten die Forschenden in einer Studie nachweisen, dass über gerodeten Gebieten die Wolkenbildung nachlässt. Betroffen sind vor allem tiefliegende Wolken, die viel Sonnenlicht reflektieren und dadurch besonders stark zur Abkühlung des Klimas beitragen. Dadurch wird die kühlende Wirkung der Wälder um fast die Hälfte reduziert.

Wien testet klimafreundliche Verkehrsschilder aus Holz

Um den Klimawandel aufzuhalten, müssen die großen Hebel betätigt werden – doch damit tut sich die Politik noch schwer. Aber auch kleine Projekte können einen Beitrag leisten. Ein Beispiel dafür liefert die österreichische Hauptstadt Wien.

Am Christian-Broda-Platz im Westen der Stadt wurden nun erstmals 46 Verkehrsschilder aus Holz aufgehängt, wie der ORF berichtet. Hergestellt werden die Holzschilder in Wien aus Pappeln und Birken, die aus Mitteleuropa stammen.

Während sich die Holzschilder optisch kaum von den klassischen Verkehrsschildern unterscheiden, haben sie dennoch einen entscheidenden Vorteil: Sie verursachen bei der Produktion nur ein Drittel der CO2-Emissionen. Mit einer Haltbarkeit von rund 20 Jahren sind sie genauso langlebig wie die Aluminiumschilder – und können danach sogar kompostiert werden.

Einen Haken haben die Holzschilder jedoch: Sie kosten mit etwa 100 Euro rund doppelt so viel wie klassische Verkehrsschilder. Dennoch hält die Stadt Wien an der Idee der selbst entwickelten Holzschilder fest. Auch in anderen Teilen der Stadt sollen schrittweise Holzschilder angebracht werden.

Verwendete Quellen

Erderwärmung

Trotz Klimabemühungen der letzten drei Jahre: Erderwärmung nimmt stetig zu

In den letzten drei Jahren gab es keine Verringerung der Erderwärmung, trotz der Bemühungen und Pläne der Länder zur Reduzierung des Klimawandels.
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