Der Klimawandel bedroht die weltweite Ernährungssicherheit und Klimapolitik beeinflusst, ob die Kluft zwischen Arm und Reich wächst oder schrumpft. Deutschland ist derweil zum Vorreiter beim Ausbau von Windkraftanlagen in Europa geworden und laut einem Strategiepapier ist das Verbrenner-Aus eine große Chance für die kriselnde deutsche Automobilindustrie. Das sind unsere aktuellen Klimanews.

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2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.

Die globale Erwärmung zu bremsen und die Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.

Klimawandel bedroht die globale Ernährungssicherheit

Wie sich der menschengemachte Klimawandel auf die Preisentwicklung von Lebensmitteln auswirkt, bekommen Verbraucherinnen und Verbraucher schon heute beim Kaffee deutlich zu spüren: Laut Recherchen des SWR sind die Rohkaffeepreise 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent gestiegen. Ertrag und Qualität der Kaffeebohnen leiden in den Anbaugebieten um den Äquator zunehmend unter Dürren und Starkregenereignissen.

Doch nicht nur die Kaffeebohne ist von dieser Entwicklung betroffen: Auch die Erträge anderer Nutzpflanzen wie Reis, Weizen, Mais oder Soja sind bedroht. Welche Auswirkungen die globale Erwärmung auf die weltweite Ernährungssicherheit haben könnte, hat nun eine aktuelle Studie der Aalto-Universität in Finnland untersucht. Die Forschenden analysierten die Auswirkungen von Temperaturanstieg, Niederschlag und Trockenheit auf 30 zentrale Nahrungspflanzenarten.

Demnach sind vor allem Regionen in niedrigen Breitengraden – also nahe dem Äquator – besonders gefährdet. Dort könnte die Nahrungsmittelproduktion bei einer globalen Erwärmung von mehr als drei Grad Celsius um bis zu 50 Prozent einbrechen. Viele der besonders betroffenen Regionen kämpfen bereits heute mit Ernährungskrisen und verfügen über geringe wirtschaftliche Resilienz.

Während Anbauflächen für Grundnahrungsmittel wie Reis, Weizen und Mais nahe dem Äquator schrumpfen, dürften sich die Bedingungen in mittleren und hohen Breitengraden voraussichtlich weniger fatal entwickeln und könnten laut einiger Modellberechnungen teilweise sogar zunehmen.

Die Auswirkungen der Klimakrise werden jedoch weltweit durch das globalisierte Nahrungsmittelsystem zu spüren sein. Um die Ernährungssicherheit langfristig zu gewährleisten, seien sowohl regionale Anpassungsstrategien als auch globale Klimaschutzmaßnahmen unverzichtbar.

Deutschland wird zum Vorreiter beim Ausbau von Windkraftanlagen

In Deutschland wurden 2024 Windkraftanlagen mit einer Kapazität von über vier Gigawatt (GW) auf dem Meer und an Land gebaut – und damit mehr als in jedem anderen Land in Europa, berichtet der Verband WindEurope.

Demnach liegt Großbritannien mit rund 1,9 GW auf Platz 2, gefolgt von Frankreich (rund 1,7 GW) und Finnland (rund 1,4 GW). Insgesamt wurden in Europa Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 13 GW neu gebaut – und damit deutlich weniger als erwartet. Grund dafür seien unter anderem schwerfällige Genehmigungsverfahren in einigen Ländern und ein langsamer Netzausbau.

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In Deutschland wurde hingegen im vergangenen Jahr siebenmal so viel Onshore-Windkraft genehmigt wie noch vor fünf Jahren. WindEurope hofft, dass die neue Bundesregierung das weiter fortsetzt – und andere Regierungen in Europa dem Beispiel folgen.

Bis 2030 sollen in der EU erneuerbare Energien 42,5 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs und damit 425 GW ausmachen. Für den Zeitraum von 2025 bis 2030 rechnet der Verband mit der Neuinstallation von 187 GW Windenergiekapazität in Europa, davon innerhalb der 27 EU-Staaten mit 140 GW.

Wie Klimapolitik die Kluft zwischen Arm und Reich beeinflussen kann

Klimapolitik betrifft nicht nur die Umwelt, sondern auch die soziale Gerechtigkeit. Eine aktuelle Studie im Fachmagazin "Nature Climate Change" zeigt: Je nachdem, wer die Kosten für den Klimaschutz trägt, hat das einen Einfluss darauf, ob die Kluft zwischen Arm und Reich größer oder kleiner wird.

Die Forschenden um Hauptautor Lucas Chancel haben zwei mögliche Szenarien untersucht:

  1. Die Reichen zahlen selbst: Wenn das reichste Prozent der Welt die Klimainvestitionen selbst übernimmt und daraus Gewinne erzielt, könnte ihr Anteil am weltweiten Privatvermögen bis 2050 von 38,5 Prozent auf 46 Prozent steigen.
  2. Eine Steuer für die Reichen: Wird der Klimaschutz durch eine Vermögenssteuer finanziert und gehen die Investitionen in öffentliches Eigentum über, könnte der Anteil der Superreichen am Privatvermögen auf 26 Prozent sinken.

Auch bei den produktiven Vermögenswerten (Kapitalstock), also allen Besitztümern oder Investitionen, die Einkommen oder Gewinne erzeugen, gäbe es große Unterschiede: Wenn der Staat die Klimainvestitionen finanziert, könnte sein Anteil am Gesamtvermögen bis 2050 auf über 110 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wachsen. Wenn jedoch nur private Unternehmen investieren, würde ihr Anteil auf 216 Prozent steigen, während das öffentliche Vermögen bei 80 Prozent stagnieren würde.

Die Forschenden fordern deshalb, dass die Politik die Klimainvestitionen gezielt steuert, um die Kluft zwischen Arm und Reich nicht weiter zu vergrößern – und sie im besten Fall zu verringern.

Verbrenner-Aus ist gut fürs Klima – und die deutsche Automobilindustrie

Ab 2035 dürfen neu zugelassene Fahrzeuge in der EU kein CO2 mehr ausstoßen. Darauf haben sich 2021 die EU-Mitgliedsstaaten geeinigt, um bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. Immer wieder ist allerdings zu hören, dass diese Vorgabe der Autoindustrie massiv schaden würde.

Ein internationales Forscherteam kommt in einem Strategiepapier im Rahmen des EMPOCI-Projekts jedoch zu einem anderen Ergebnis: Demnach könnte das Verbrenner-Aus die kriselnde deutsche Autobranche sogar stärken statt schwächen.

Das begründen die Forschenden unter anderem damit, dass durch das Verbrenner-Aus zukunftsorientierte Strategien gefördert werden. Europa müsse so schnell wie möglich zu den US-amerikanischen und chinesischen Vorreitern aufschließen – doch ohne klare politische Signale handele die Industrie oft zu zögerlich.

Beim Verbrenner-Aus einen Gang herunterzuschalten, wäre aus Sicht der Forschenden daher ein großer Fehler. Das würde zum einen die Glaubwürdigkeit der Politik untergraben, zum anderen gelänge wirtschaftlicher Erfolg nur mit ambitionierten Zielen.

Allerdings signalisierte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den europäischen Autoherstellern laut einem Bericht in der "Zeit" bereits eine mögliche Hintertür für das Verbrenner-Aus: Die Arbeit an der Überprüfung für 2035 solle beschleunigt werden – wobei uneingeschränkte Technologieneutralität ein zentrales Prinzip sei, so die Kommissionschefin.

Verwendete Quellen