Der BND und die Umweltorganisation Germanwatch warnen in zwei unabhängigen Studien vor den Auswirkungen der Klimakrise auf die nationale Sicherheit. Der Ukraine-Krieg verursacht höhere CO2-Emissionen im Luftverkehr und Japan will seine Treibhausgasemissionen bis 2040 drastisch senken. Das sind die aktuellen Klimanews.

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2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.

Die globale Erwärmung zu bremsen und die Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.

BND sieht nationale Sicherheit durch Klimakrise bedroht

Im Bundestagswahlkampf wird zwar viel über nationale Sicherheit gesprochen, allerdings wenig über den Klimawandel. Dabei hängen beide Themen eng miteinander zusammen, wie die Studie "Nationale Interdisziplinäre Klimarisiko-Einschätzung (NiKE)" zeigt. Darin warnt unter anderem der Bundesnachrichtendienst (BND) vor den Auswirkungen des Klimawandels auf die nationale Sicherheit. Zentrale Aussage des Reports: Wer über Sicherheit nachdenkt, muss auch das Klima berücksichtigen.

Im Vorwort der Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Metis-Institut der Bundeswehr-Universität München, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, dem Thinktank Adelphi Research sowie dem BND verfasst wurde, bezeichnet BND-Präsident Bruno Kahl die Folgen der globalen Erderwärmung als "eine der fünf großen externen Bedrohungen für unser Land" – neben Russland, China, Cyberkriminalität und internationalem Terrorismus.

Der Studie zufolge werden klimabedingte Wetterkatastrophen wie Dürren oder Überschwemmungen bis 2040 in Häufigkeit und Intensität zunehmen. Ernteausfälle und Preissteigerungen könnten Ressourcenkonflikte um Land, Wasser und Nahrung verschärfen und Migration erzwingen. Diese Entwicklungen setzten Staaten zunehmend unter Druck und bedrohen den wirtschaftlichen Wohlstand.

Daher müsse man davon ausgehen, dass "die Welt im Jahr 2040 ein weniger sicherer Ort sein wird", sagt BND-Präsident Kahl. Deutschland müsse sich darauf vorbereiten. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die den Bericht als Leiterin des Auswärtigen Amtes mit in Auftrag gegeben hat, mahnt im Vorwort: "Jedes Zehntelgrad weniger macht unser Land, Europa und die Welt sicherer. Deshalb müssen wir Emissionen jetzt senken – auch für unsere eigene Resilienz."

Klima-Risiko-Index 2025: Welche Länder den höchsten Preis in der Klimakrise zahlen

Der Klimawandel bedroht die gesamte Erde – doch nicht alle Länder sind gleichermaßen stark von den Auswirkungen betroffen. Der Klima-Risiko-Index 2025 der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch untersucht, in welchem Maße verschiedene Länder klimabedingten Extremwetterereignissen ausgesetzt sind.

Demnach waren die Karibikinsel Dominica, China und Honduras zwischen 1993 und 2022 weltweit am stärksten betroffen. In diesem Zeitraum starben weltweit fast 800.000 Menschen durch klimabedingte Ereignisse, die Schäden in Höhe von 4,2 Billionen US-Dollar verursachten.

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Besonders stark leiden die Länder des globalen Südens unter den Folgen der Klimakrise - doch auch Europa ist stark betroffen: Italien (2022 auf Platz 3 der am meisten betroffenen Länder), Griechenland (Platz 4) und Spanien (Platz 5) kämpfen zunehmend mit extremen Hitzewellen. Allein in Italien starben laut dem Bericht mehr als 38.000 Menschen an den Folgen hoher Temperaturen, insbesondere zwischen 2003 und 2022.

Deutschland belegt im Klima-Risiko-Index Platz 48 von 171 und liegt damit ebenfalls im oberen Drittel des Rankings. Die Hitzewellen der Jahre 2003, 2018 und 2022 sowie die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 verdeutlichen, dass selbst wohlhabende Länder wie Deutschland erheblichen klimatischen Risiken ausgesetzt sind.

"Aus unserer Sicht ist die Klimakrise eine der größten Sicherheitsbedrohungen, die es global gibt", sagt Klima-Referentin Vera Künzel von Germanwatch laut "Tagesschau" – und kommt damit zu einem ganz ähnlichen Ergebnis wie der zuvor erwähnte NiKE-Report des Auswärtigen Amtes.

Der Klima-Risiko-Index 2025 analysiert die Zahl der Todesopfer durch Extremwetter sowie die wirtschaftlichen Schäden. Auch indirekte Folgen für die Bevölkerung werden berücksichtigt. Die Untersuchung basiert auf Daten der internationalen Katastrophendatenbank EM-Dat und erfasst den Zeitraum von 1993 bis 2022.

Ukraine-Krieg verursacht höhere CO2-Emissionen im Luftverkehr

Aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine müssen viele Airlines inzwischen große Umwege in Kauf nehmen: Weil Russland den westlichen Fluggesellschaften den Überflug verboten hat und der ukrainische Luftraum aus Sicherheitsgründen gesperrt ist, wurden zahlreiche internationale Flugrouten umgeleitet. Das führt laut einer neuen Studie zu höheren CO2-Emissionen in der Luftfahrtindustrie – und damit zu einer Verschärfung der Klimakrise.

Für ihre Studie haben Forschende der University of Reading in Großbritannien Daten zu Flugrouten gesammelt und mithilfe von Modellsimulationen berechnet, wie viel zusätzlichen Treibstoff die Umwege erfordern. Dabei wurden auch Faktoren wie Windverhältnisse berücksichtigt.

Demnach hat der weltweite Luftverkehr 2023 rund ein Prozent (rund 8,2 Millionen Tonnen) mehr CO2 ausgestoßen als in einem vergleichbaren Jahr vor dem Ukraine-Krieg. Besonders betroffen von den geänderten Flugrouten waren Flüge zwischen Europa und Asien. Hier nahm der Treibstoffverbrauch im Schnitt um 14,8 Prozent zu.

Die Forschenden berechneten auch die Auswirkungen von Luftraumbeschränkungen über anderen Krisengebieten wie Libyen, Syrien und Jemen. Da hiervon aber weniger Flüge betroffen sind und diese Länder eine geringere Fläche haben, betrug der Einfluss auf die globalen Luftfahrtemissionen weniger als 0,2 Prozent.

Japan will CO2-Emissionen bis 2040 um 73 Prozent senken

Lange Zeit galt Japan als einer der größten Klimasünder der Welt. Im Jahr 2023 generierte das Land laut "Spiegel" fast 70 Prozent seiner Energie aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas. Doch das soll sich ändern.

Bis 2035 will Japan seine Treibhausgasemissionen um 60 Prozent im Vergleich zu 2013 reduzieren, bis 2040 sollen es sogar 73 Prozent sein. Bis dahin sollen erneuerbare Energien zur Hauptenergiequelle des Landes werden.

Die neuen Ziele orientieren sich am im Pariser Klimaabkommen vorgegebenen 1,5-Grad-Ziel. Klimaschutzorganisationen bezeichnen die neuen Emissionsziele Japans dennoch als viel zu niedrig. Greenpeace Japan fordert eine Senkung um 78 Prozent bis 2035. Laut der Umweltorganisation 350.org seien sogar Kürzungen um 81 Prozent bis 2035 notwendig, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.

Verwendete Quellen

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