Die Gletscherschmelze hat sich laut einer Studie in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel beschleunigt. Gleichzeitig sinkt in der deutschen Bevölkerung einer Umfrage zufolge die Sorge vor der globalen Erderwärmung. Wie sich die Klimakrise auf die eigene Lebenswelt auswirkt, will ein Online-Tool nun greifbarer machen. Das sind die aktuellen Klimanews.

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2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Auswirkungen der Klimakrise werden spürbarer: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den nächsten.

Die globale Erwärmung zu bremsen und die Folgen beherrschbar zu halten, ist eine der zentralen Herausforderungen für die Menschheit. In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen News und Entwicklungen rund ums Klima auf dem Laufenden.

Gletscherschmelze hat sich um ein Drittel beschleunigt

Gletscher gelten als Indikatoren für den menschengemachten Klimawandel: Aufgrund des zunehmenden Temperaturanstiegs schmelzen die gigantischen Süßwasserreservoire – mit massiven Auswirkungen auf Land- und Meeresökosysteme sowie den Anstieg des Meeresspiegels.

Laut einer neuen Studie hat sich das Abschmelzen der Gletscher innerhalb eines Jahrzehnts um mehr als ein Drittel beschleunigt. Zwischen den Jahren 2012 und 2023 gingen demnach 36 Prozent mehr Gletschereis verloren als zwischen 2000 und 2011. Damit sind durchschnittlich rund 273 Milliarden Tonnen Eismasse pro Jahr geschmolzen – was etwa dem Wasserverbrauch der gesamten Weltbevölkerung in 30 Jahren entspricht.

Besonders dramatisch ist die Lage laut der Studie in den Alpen: Dort sind seit dem Jahr 2000 rund 40 Prozent des Gletschereises geschmolzen. Weltweit gingen seit der Jahrtausendwende insgesamt etwa fünf Prozent des Gletschervolumens verloren.

Sorgen um die zunehmende Erderwärmung sinkt in der Bevölkerung

Die Sorge vor dem Klimawandel nimmt in der Bevölkerung laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach ab. Wie das Magazin "Der Spiegel" berichtet, gaben im Jahr 2019 noch 51 Prozent der Befragten an, sich große Sorgen um die Erderwärmung zu machen. Heute sind es nur noch 36 Prozent – obwohl die Auswirkungen der Klimakrise immer spürbarer werden. Weitere 41 Prozent gaben in der aktuellen Umfrage an, sich weniger große Sorgen zu machen, 20 Prozent kaum oder gar keine.

Der Rückgang ist nach Ansicht der Meinungsforscherinnen und -forscher darauf zurückzuführen, dass sich die Aufmerksamkeit durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine auf andere Themen verschoben hat.

In der Allensbach-Umfrage hielt allerdings auch eine Mehrheit von 60 Prozent der Befragten die Energiewende für notwendig, nur 15 Prozent sind anderer Meinung. Aus Sicht von 35 Prozent der Befragten birgt der klimafreundliche Umbau des Energiesystems jedoch mehr Risiken als Chancen für Deutschland; 26 Prozent sehen es umgekehrt.

Auch das hängt nach Einschätzung der Forschenden mit dem Ukraine-Krieg zusammen, der Sorge um die Energieversorgung im Land ausgelöst habe. Demnach habe sich seit Beginn des Krieges im Jahr 2022 die Zahl derjenigen verdoppelt, die hauptsächlich Risiken sehen.

Online-Tool zeigt, wie sich die Klimakrise auf die eigene Lebenswelt auswirkt

Ständig ist zu lesen, dass die Auswirkungen des Klimawandels schon heute spürbar sind – auch bei uns: Hitzewellen, Dürren oder Starkregenfälle. Aber inwiefern ist der Klimawandel ursächlich für diese Katastrophen? Und wie wirkt sich die Klimakrise an ganz "normalen" Tagen ohne Wetterextreme aus? Antworten darauf kann das Online-Simulationstool "Climate Storylines" des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) liefern.

Wie wäre dieser milde Februartag in Europa vor Beginn der Industrialisierung ausgefallen – und wie, wenn sich das Klima bereits um vier Grad erhitzt hätte? Hätte es die aktuelle Hitzewelle in Brasilien auch schon im vorindustriellen Zeitalter gegeben und wie schlimm sähe sie in einem Zukunftsszenario von plus vier Grad aus?

Um das zu berechnen, speist das AWI-Klimamodell Daten des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) ein und ermittelt, wie die gegenwärtige Situation in einer kühleren und in einer wärmeren Welt aussehen würde. Damit lässt sich nach Angaben des AWI nicht nur der Einfluss des Klimawandels auf Extremwetterereignisse bestimmen, sondern auch auf Tage mit unspektakulärem Wetter.

Noch ist "Climate Storylines" nicht vollständig ausgereift. Bislang wurden nur Daten seit Januar 2024 eingespeist, bald sollen sie bis 2018 zurückreichen. Künftig soll das Tool auch regionale und lokale Details genauer wiedergeben und neben dem Extremszenario von vier Grad auch die Veränderungen bei zwei Grad und drei Grad darstellen.

Mit ihrem Tool wollen die Forschenden für Öffentlichkeit, Politik und Medien greifbar machen, wie der Klimawandel das Wetter jedes einzelnen Tages beeinflusst – und ein Bewusstsein dafür schaffen, was passieren könnte, wenn wir dem Klimawandel nicht gegensteuern.

Wie Wölfe dem Klima Gutes tun

Das Ökosystem der Erde ist ein komplexes Gebilde: Jedes Lebewesen hat darin seine eigene Aufgabe, die in vielfältigen Wechselwirkungen zueinander stehen. Wie alles zusammenhängt, ist längst nicht im Detail entschlüsselt. Welche Rolle Wölfe darin unter anderem spielen, zeigt nun eine neue Studie aus Großbritannien: Demnach hat der Wolf positive Effekte auf das Klima.

Forschende der Universität Leeds haben herausgefunden, dass eine Wiederansiedlung von 167 Wölfen in Schottland ausreichen würde, um jährlich eine Million Tonnen CO2 zu binden. Das entspricht laut dem "Spiegel" etwa fünf Prozent des Kohlenstoffabbauziels für britische Wälder, das nötig ist, um bis 2050 ein Netto-null-Ziel zu erreichen.

Wölfe wurden in Schottland vor rund 250 Jahren ausgerottet. In ihrer Abwesenheit konnte sich das Rotwild unbegrenzt vermehren – was das Waldökosystem durch das Abfressen von Baumsetzlingen stark beeinträchtigt. Laut den Forschenden könnte die Wiederansiedlung von 167 Wölfen die Rothirsch-Population so weit senken, dass sich die Wälder natürlich regenerieren könnten – und damit große Mengen CO2 in Form von Kohlenstoff speichern.

Dass dieser Plan aufgehen könnte, zeigt eine Studie aus dem Yellowstone-Nationalpark in den USA: Nachdem dort im Jahr 1926 die letzten Wölfe getötet worden waren, belastete die wachsende Population von Wapiti-Hirschen die Vegetation stark. Deshalb wurden 1995 wieder Wölfe angesiedelt – mit erstaunlichen Auswirkungen auf den Baumbestand: Zwischen 2001 und 2020 nahm das Volumen der Weidekronen der Studie zufolge um 1.500 Prozent zu. Das ist nicht nur eine gute Nachricht für das Klima, sondern auch für die Biodiversität im Park.

Verwendete Quellen