Kriege, Konflikte, Klimakrise: Die Negativschlagzeilen überschlagen sich derzeit. Umso wichtiger ist es, auf Fortschritte und Lösungen zu blicken. Denn im Klimaschutz bewegt sich einiges.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Elena Matera (RiffReporter) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

2023 ist ein Jahr der Rekorde. Die Ozeane waren historisch warm, die Oberflächentemperaturen der Erde und des Nordatlantiks brachen neue Rekorde und das Meereis um die Antarktis war so niedrig wie nie zuvor.

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Und damit nicht genug: Der EU-Klimawandeldienst Copernicus gab bekannt, dass 2023 das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden könnte. Eine Hiobsbotschaft folgt der anderen. Hinzu kommen all die Krisen und Konflikte, wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und der Krieg im Nahen Osten, der zu einer Verschiebung der geplanten Weltklimakonferenz Ende November führen könnte.

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Umso wichtiger ist es, gerade in diesen Krisenzeiten auf Fortschritte und Lösungen zu schauen. Hier also fünf positive Klimanachrichten der vergangenen Wochen.

Solarenergie könnte zur wichtigsten Energiequelle werden

Britische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind überzeugt, dass die Sonne bis spätestens 2050 die wichtigste Energiequelle für die Stromerzeugung weltweit sein wird. Das hat eine Analyse ergeben, die im Oktober im Fachmagazin "Nature Communications" veröffentlicht wurde.

Sonnenergie ist fast überall auf der Erde verfügbar. Der Einsatz von Solartechnologie, die immer günstiger wird, und das Lernen der Unternehmen, diese effizienter zu machen, haben laut der Forschenden zu einem selbstverstärkenden "Positivkreislauf" geführt.

Solarstrom wird laut den Forschenden daher immer erschwinglicher und wird sich letztendlich als dominierende Stromquelle durchsetzen, sogar ohne zusätzliche Unterstützung durch eine ambitionierte Klimapolitik, etwa mithilfe von Fördergeldern.

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Immer mehr Azubis wählen grüne Jobs

Auszubildende in Deutschland entscheiden sich zunehmend für Jobs im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich. Die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse für Berufe mit sogenannten "Green Skills" lag im Jahr 2021 um rund 14 Prozent höher als noch 2013. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Zu den umweltfreundlicheren Berufen zählen Heizungs- und Klimatechnik, Regenerative Energie und Umweltschutztechnik, aber auch Schornsteinfeger und Dachdeckerinnen.

Die Klimakrise erfordert, dass wir mehr ökologisch nachhaltigere Technologien einsetzen und gleichzeitig auf fossile Energien weitgehend verzichten. Der Bedarf an Fachkräften ist dringend notwendig, damit diese Transformation gelingen kann. Doch mangelt es vielerorts an Fachkräften, die etwa Solaranlagen anbringen oder Wärmepumpen einbauen können. Umso positiver ist daher die Entwicklung, dass sich immer mehr junge Menschen für einen Beruft mit "Green Skills" entscheiden.

Norwegen: Fjord-Kreuzfahrten ab 2026 nur noch emissionsfrei

Norwegen plant, ab 2026 nur noch Kreuzfahrtschiffen ohne schädliche Emissionen die Erlaubnis zur Fahrt in seine Fjorde zu erteilen. Geschützt werden sollen die berühmten Fjorde Geiranger, Nærøy, Aurland, Synnulvs und Ta, die regelmäßig von Kreuzfahrtgesellschaften wie Aida angesteuert werden und zum Unesco-Weltnaturerbe gehören.

Bislang haben die Kreuzfahrtschiffe hauptsächlich Diesel verwendet, was zu einer starken Belastung der Umwelt mit Ruß, Stickstoff und Kohlendioxid geführt hat. Die Unesco hat bereits 2018 darauf hingewiesen, dass die zahlreichen Kreuzfahrtschiffbesuche die Luftverschmutzung in den Fjorden erheblich erhöhen und als Gesundheitsgefahr für die Bewohner gelten.

Als Alternative zum Diesel setzt Norwegen nun hauptsächlich auf sogenannten grünen Wasserstoff. Bis 2025 sollen zwei Wasserstoffschiffe die längste Fährverbindung des Landes bedienen. Außerdem wird erwartet, dass die Entscheidung zur Emissionsreduzierung die Industrie dazu zwingen wird, ihre Flotten umzustellen und vor allem auf elektrische Antriebe zu setzen.

Illegale Abholzung im Amazonas-Regenwald geht zurück

Nach Berichten der brasilianischen Weltraumbehörde Inpe wurde im August dieses Jahres eine Fläche von 563 Quadratkilometern Amazonas-Regenwald zerstört, was etwa zwei Drittel weniger ist als im Vorjahr.

In der ersten Hälfte des Jahres ging die Abholzung bereits um ein Drittel zurück. Der Rückgang ist besonders bemerkenswert, da gerade der August normalerweise einer der Monate ist, in dem die Abholzung am größten ist.

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sprach von einer positiven Entwicklung. Während des Wahlkampfes im vergangenen Jahr hatte er angekündigt, energisch gegen die illegale Abholzung vorzugehen. Aber: Die Abholzungsrate muss noch viel weiter sinken. Denn der Regenwald ist ein wichtiger Puffer im Kampf gegen den Klimawandel, da er extrem viel Kohlendioxid speichern und durch Verdunstung die Atmosphäre kühlen kann. Zudem ist der Tropenwald ein wahrer Biodiversitätshotspot.

Erst im Juni dieses Jahres hatten Brasilien und Kolumbien gemeinsam erklärt, dass sie die Abholzung des Regenwaldes bis 2030 stoppen wollen und internationale Unterstützung anfordern.

Was man tun kann, um von den vielen Krisen nicht überfordert zu werden

Eine Krise jagt die nächste, wir kommen einfach nicht zur Ruhe. Viele Menschen sind auch von der damit einhergehenden Nachrichtenflut überfordert. Doch wir sind dem nicht hilflos ausgeliefert. Was man selbst tun kann, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck in der aktuellen Ausgabe der Wissenschaftskolumne "Die Psychologie hinter den Schlagzeilen".

Deutschland zahlt wieder für den Schutz des Amazonas

Und hier kommt eine weitere gute Nachricht in Bezug auf den Amazonas-Regenwald: Deutschland hatte seine Hilfen zum Schutz des Ökosystems unter der Regierung des rechtsextremen Jair Bolsonaro vier Jahre lang ausgesetzt. Jetzt hat Deutschland seine Hilfszahlungen für den sogenannten Amazonienfonds zum Schutz des Gebiets wieder aufgenommen. Die deutsche Botschaft in Brasilia und die Brasilianische Entwicklungsbank (BNDES) gaben bekannt, dass 20 Millionen Euro freigegeben wurden, zusammen mit weiteren 520.000 Euro für die technische Zusammenarbeit.

Warum das wichtig ist? Das Ökosystem des brasilianischen Amazonas spielt nicht nur eine zentrale Rolle beim Kampf gegen die globale Erwärmung. Auch die Auswirkungen der Erwärmung sind bereits deutlich zu spüren. Derzeit herrscht eine extreme Dürre im Amazonasgebiet. Der Wasserstand des Flusses Negro hat den niedrigsten Pegel seit 121 Jahren erreicht. Die Dürre hat auch zum Tod von schätzungsweise 150 Flussdelfinen im Tefe-See geführt, was etwa zehn Prozent der Delfinpopulation entspricht. Der Amazonienfonds ist daher ein wichtiger Schritt, um den Amazonas-Regenwald zu schützen, ihn widerstandsfähig zu machen – und damit unser weltweites Klimasystem zu sichern.

Man sieht also: Auch in Zeiten voller Krisen, Konflikte und Dauerstress bewegt sich etwas im Klimaschutz. Natürlich muss noch viel mehr passieren, doch es geht voran.

Verwendete Quellen:

Dieser Beitrag stammt vom Journalismusportal RiffReporter. Auf riffreporter.de berichten rund 100 unabhängige JournalistInnen gemeinsam zu Aktuellem und Hintergründen. Die RiffReporter wurden für ihr Angebot mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet.  © RiffReporter

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