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100 Jahre später
Gletscher schmelzen immer schneller ab. Fotograf Jürgen Merz hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen dramatischen Rückgang zu dokumentieren. Dafür reist er an Stellen, die vor rund 100 Jahren fotografiert oder gemalt wurden, und vergleicht die historischen Bilder mit denen von heute. Die Veränderungen sind erschreckend.
16 Bilder
Teaserbild: © Verlag Würthle & Sohn Nachfolger, Salzburg; Jürgen Merz

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Tschiervagletscher, Schweiz 2023
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts schrumpfen die Gletscher weltweit. Dabei geht es nicht um die jährliche Schneeschmelze im Frühling, sondern um einen langfristigen Masseverlust, wobei die Abtaugeschwindigkeit der Gletscher immer mehr zunimmt. Eine Studie, die im Januar 2023 im Science Magazin veröffentlicht wurde, geht davon aus, dass ein großer Teil der Gletscher bis 2100 verschwunden sein wird. Jürgen Merz hat den schweizer Tschiervagletscher im Jahr 2023 fotografiert, ...
© Jürgen Merz

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Tschiervagletscher, Schweiz um 1875
… der im Vergleich zu einer historischen Aufnahme aus dem Jahr 1875 gravierende Unterschiede aufweist. Wo einst alles voll Schnee war, ist es heute kahl. Schuld daran ist der anhaltende Temperaturanstieg, der durch menschlichen Einfluss zusätzlich befeuert wird und Gletscher weltweit schrumpfen lässt.
© Adolphe Braun, ETH-Bibliothek, Zürich, Bildarchiv

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Blaueisgletscher, Deutschland 2023
Auch in Deutschland macht der Klimawandel natürlich keinen Halt vor den Gletschern. Der nördlichste Gletscher der Alpen, der Blaueisgletscher, ist ebenfalls betroffen. Einst war er ein Wahrzeichen und Postkartenmotiv, doch davon ist nicht mehr viel zu sehen.
© Jürgen Merz

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Blaueisgletscher, Deutschland um 1925
Ein historisches Gemälde, das um 1925 entstanden ist, zeigt den Gletscher, wie er vor circa 100 Jahren aussah. Die Hütte, die hier zu sehen ist, wurde 1955 durch eine Lawine zerstört und weiter unten wieder aufgebaut, weshalb sie auf dem aktuellen Foto nicht mehr zu sehen ist. Abgesehen davon ist der liegende Schnee der Hauptunterschied zu der aktuellen Version des Gletschers im Berchtesgadener Land.
© Rudolf Reschreiter, München

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Gurgler Gletscher, Österreich 2023
Auch der Gurgler Gletscher in Österreich blieb nicht verschont. Für den Menschen haben Gletscherschmelzen Folgen: Die Gefahr von Naturkatastrophen steigt, zudem wachsen die Probleme bei der Wassernutzung: Je kleiner die Gletscher, desto weniger Schmelzwasser steht zur Verfügung. Das könnte in Zukunft zu Wasserknappheit führen.
© Jürgen Merz

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Gurgler Gletscher, Österreich um 1930/40
Diese historische Aufnahme des Gletschers, die zwischen 1930 und 1940 entstanden sein muss, zeigt den dramatischen Eisrückgang deutlich. Normalerweise kommt es auch in Sommermonaten zu Kaltlufteinbrüchen, die für Neuschnee auf den Gletschern sorgen und das Geröll, wie hier auf dem Bild, bedecken. Der weiße Schnee sorgt dann für eine Rückstrahlung des einfallenden Sonnenlichts – das nennt sich Albedo-Effekt.
© Much Heiss, Innsbruck

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Pasterze Gletscher mit Großglockner, Österreich 2019
Durch die in den letzten Jahren gestiegenen Temperaturen und immer häufiger vorkommende Hitzewellen bleibt der Albedo-Effekt aus, es kann keine Neuschneedecke entstehen – so wie hier auf der Pasterze in Österreich. Ohne Schnee nimmt das blanke Gletschereis die einfallende Sonnenenergie auf und wird so zusätzlich erwärmt. Greenpeace bezeichnete das in einem Artikel als "Teufelskreis".
© Jürgen Merz

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Pasterze Gletscher mit Großglockner, Österreich um 1900
Die Pasterze am Großglockner hat über 80 Meter Rückgang erlitten. Wie sie einst aussah, zeigt die historische Aufnahme, die um 1900 entstanden ist. Die Pasterze ist ein typisches Beispiel für den rasanten Gletscherschwund. Gegenüber der "Kleinen Zeitung" sagte Andreas Kellerer-Pirklbauer, Wissenschaftler am Institut für Geografie an der Uni Graz, im April 2023: "Die Zunge hat innerhalb eines Jahres 6,4 Meter Höhe verloren. Das entspricht einem Verlust von 14,7 Millionen Kubikmeter Eis." Die Hauptverbindung der Pasterze zum Eis des Großglockners wird bei diesem Tempo wohl in wenigen Jahren durchtrennt sein – möglicherweise bereits 2025.
© Verlag Würthle & Sohn Nachfolger Karl Würthle, Salzburg

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Matterhorn mit Furgg Gletscher, Schweiz 2022
Auch beim Matterhorn in der Schweiz hinterlässt der Klimawandel seine Spuren merklich. Wetterextreme und bröckelnde Felsen, die durch den Klimawandel und die Eisschmelze verursacht werden, fordern immer wieder Todesopfer. Schnee und Eis werden laut Forschern bis Ende des Jahrhunderts wohl nur noch auf der Spitze zu sehen sein.
© Jürgen Merz

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Matterhorn mit Furgg Gletscher, Schweiz 1926
Der Vergleich mit der historischen Aufnahme aus dem Jahr 1926 zeigt deutlich, wie sehr sich der Gletscher in den vergangenen 100 Jahren verändert hat. Dass das Matterhorn bröckelt, ist schon länger bekannt – Felsveränderungen hat es schon immer gegeben –, doch die Ausmaße erschrecken Forscherinnen und Forscher. Uralte, früher sichere Bergsteigertouren können heute zur tödlichen Falle werden.
© ETH-Bibliothek, Zürich, Bildarchiv

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Schwarze Milz Gletscher, Österreich 2023
Die Schwarze Milz ist der letzte Gletscher im Allgäu und wird Prognosen zufolge auch bald verschwunden sein. Gletscherforscher Christoph Mayer von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hat 1986 eine Diplomarbeit über den Ferner, wie der Gletscher auch genannt wird, geschrieben. Seinen Messungen zufolge war das Eis damals noch über 20 Meter dick. 2019 waren es bereits weniger als fünf Meter – und der Schwund hält an.
© Jürgen Merz

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Schwarze Milz Gletscher, Österreich um 1930
Diese Aufnahme aus dem Jahr 1930 zeigt den Schwund deutlich. Wer glaubt, der Klimawandel bringe durch die Eisschmelze sogar mehr Wasser, das Wasserkraft und Landwirtschaft versorgt, liegt damit zunächst nicht ganz falsch. Das große Problem jedoch ist die daraus entstehende schlechte Verteilung: Besonders in trockenen Sommern fehlt es an Gletscherwasser. Laut einer Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich liegt der Wendepunkt des maximalen Wasserabflusses in den Alpen sogar bereits hinter uns.
© Hans Hipp, Stadtarchiv Immenstadt

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Aletsch Gletscher mit Märjelensee 2022
Hier zu sehen ist der flächenmäßig größte und längste Gletscher der Alpen. Alles, was auf diesem Foto des Aletsch Gletschers aus dem Jahr 2022 grün ist, ...
© Jürgen Merz

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Aletsch Gletscher mit Märjelensee 1875
... war einst mit Eis, Schnee und Wasser bedeckt. Der Gletscher gehört zum UNESCO-Welterbe, doch sollte sich nicht schnell einiges ändern, wird der Klimawandel seinen Lauf nehmen und den Aletsch Gletscher bis 2100 gänzlich verschwinden lassen.
© Francis Firth, ETH-Bibliothek, Zürich, Bildarchiv

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Kjenndalsbreen, Norwegen 2019
Auch beim Kjenndalsbreen in Norwegen war im Jahr 2019 deutlich mehr Geröll und Gestrüpp als Eis und Schnee zu sehen.
© Jürgen Merz

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Kjenndalsbreen, Norwegen um 1890/1900
Das sah zwischen 1890 und 1900 noch ganz anders aus. Das langfristige Abschmelzen der Gletscherzungen ist ein globales Phänomen. Einige Gletscher sind zwar wieder gewachsen, aber diese einzelnen Vorstöße sind sowohl regional als auch zeitlich begrenzt. Sie erreichen bei weitem nicht die Hochstände der Kleinen Eiszeit (16.-19. Jahrhundert). Die norwegischen Gletscherzungen haben sich seit ihrem letzten Höchststand im 19. Jahrhundert um einige Kilometer zurückgezogen, wie Messdaten zeigen.
© Loen, Kjendalskronebrae, Nordłord, Norway./Library of Congress
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