Zwischen all den Krisen gibt es sie noch: die positiven Entwicklungen. Gerade beim Klima- und Umweltschutz hat sich in den vergangenen Wochen einiges getan. Vom Solarboom bis zu autofreien Straßen – das sind die Lichtblicke.

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In einer Welt, in der eine negative Schlagzeile die nächste einholt, gehen viele positive Entwicklungen unter – gerade in Sachen Klima- und Umweltschutz. Dabei gab es in den vergangenen Wochen einige kleinere und größere Erfolge, die zeigen, dass sich manches bewegt.

Die Solarenergie in Deutschland boomt

Die Zahl der gemeldeten Solaranlagen hat in Deutschland Anfang April 2025 erstmals die Fünf-Millionen-Marke geknackt. Allein seit Anfang 2024 wurden über 1,25 Millionen neue Anlagen installiert, hat der Bundesverband Solarwirtschaft kürzlich gemeldet.

Besonders gefragt sind dabei Balkonkraftwerke: kleine Solargeräte, die auf Balkonen, Garagen oder an Hauswänden angebracht werden können, um eigenen Strom zu erzeugen. Mehr als eine halbe Million von ihnen sind laut Marktstammdatenregister seit Januar 2024 in Betrieb gegangen. Insgesamt sind jetzt rund 870.000 Anlagen angemeldet – dazu kommen noch eine unbekannte Zahl an Balkonkraftwerken, die nicht registriert wurden.

Die meisten Solaranlagen, rund 4,1 Millionen, finden sich nach wie vor auf Dächern, an Fassaden und anderen Gebäuden. Auch Freiflächenanlagen tragen einen großen Teil zur Solarstromproduktion bei. Zwar gibt es davon hierzulande nur 19.000, sie liefern aber gut 31,5 Gigawatt Leistung – genug Strom, um mehrere Millionen Haushalte pro Jahr mit Strom zu versorgen.

Die aktuellen Zahlen zeigen, wie erfolgreich Solarenergie in Deutschland inzwischen geworden ist. Außerdem: Jede neue Solaranlage senkt den Verbrauch fossiler Energien. Und je mehr Strom wir hierzulande selbst aus Sonne, Wind oder anderen erneuerbaren Quellen erzeugen, desto weniger sind wir auf Energieimporte aus dem Ausland angewiesen – etwa auf Gas, Öl oder Kohle. Das macht das Energiesystem krisensicherer, stabiler und schützt vor Preissprüngen auf dem Weltmarkt.

Erstes Institut für Moorspezialisten deutschlandweit

Moore sind echte Klimaschützer. Sie machen zwar nur etwa drei Prozent der weltweiten Landfläche aus, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Das Problem: Seit Jahrzehnten werden Moore entwässert, um sie für Landwirtschaft oder Bebauung nutzbar zu machen. Die Böden trocknen aus, zersetzen sich und setzen große Mengen CO2 frei. Schätzungen zufolge stammen um die sieben Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen aus entwässerten Mooren und Torfnutzung.

Seit April 2025 bildet jetzt das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern zum ersten Mal deutschlandweit Fachkräfte für Moorrenaturierung aus. In dem dreijährigen Kurs lernen die Teilnehmenden, wie sie Moore wiedervernässen und die Artenvielfalt fördern können.

Das Ziel: Bis 2032 sollen rund 80 Fachkräfte lernen, wie man geschädigte Moore wieder in ihren natürlichen Zustand bringt. Stichwort: Renaturierung. Gesunde Moore speichern nicht nur CO2, sondern helfen auch, den Wasserhaushalt im Gleichgewicht zu halten. Und das Programm soll größer werden: Auch andere Bundesländer könnten schon bald mitmachen.

Grünes Methanol für klimaneutrale Schifffahrt

Die Schifffahrt ist eine oft unterschätzte Klimasünderin. Rund drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen stammen aus Schiffen, die bislang fast ausschließlich mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Doch laut einer aktuellen Studie des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums DLR im Auftrag von Greenpeace soll es eine klimafreundliche Alternative geben: grünes Methanol. Anders als herkömmliches Methanol wird es aus erneuerbaren Energien und nachhaltigen Rohstoffen gewonnen und soll nahezu klimaneutral sein.

Die Studie zeigt, dass der Umstieg auf grünes Methanol die CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus von Schiffen um bis zu 96 Prozent senken könnte. In Zahlen bedeutet das: Allein bei den in deutschen Gewässern fahrenden Schiffen könnten jährlich 9,2 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden – mehr als eine Stadt wie Köln pro Jahr ausstößt.

Ein großer Vorteil von grünem Methanol ist, dass es grundsätzlich in bestehenden Schiffsmotoren eingesetzt werden kann – allerdings nur mit entsprechenden technischen Anpassungen. Laut der Studie könnte damit ein Großteil des weltweiten Schiffsverkehrs bis 2050 klimaneutral werden. Natürlich gibt es auch Herausforderungen: Grünes Methanol ist momentan teurer als fossile Kraftstoffe und benötigt größere Tanks, um dieselbe Reichweite zu erzielen. Doch die Autorinnen und Autoren der Studie halten diese Hürden für lösbar.

Tempo 30 und autofreie Straßen in Bologna und Paris

Auch aus dem Verkehrsbereich gibt es gute Nachrichten. In der italienischen Stadt Bologna gilt seit einem Jahr Tempo 30 auf allen Straßen. Das Ergebnis des Projekts Città 30 wurde vor einigen Wochen verkündet: Zum ersten Mal seit 1991 kamen demnach keine Fußgänger im Straßenverkehr ums Leben.

Das langsamere Tempo hat aber noch weitere positive Effekte: 11.000 Autos weniger sind täglich in der Stadt unterwegs. Gleichzeitig steigt die Zahl der Radfahrenden, sie nahm im vergangenen Jahr um zehn Prozent zu. Mit weniger Autos und mehr Menschen auf Fahrrädern oder zu Fuß verbessern sich auch die Luftwerte deutlich. Die Stickstoffemissionen durch den Verkehr sind um fast 30 Prozent gesunken. So zeigt Bologna, wie eine einfache Maßnahme den Verkehr sicherer machen und zugleich die Lebensqualität erhöhen kann.

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Auch Paris beweist schon seit einigen Jahren, dass Veränderungen im Stadtverkehr möglich sind. Allein zwischen 2016 und 2022 wurden mehr als 1.000 Kilometer Radwege neu geschaffen. Teile der Uferstraßen an der Seine, einst stark befahren, wurden in autofreie Zonen umgewandelt. Und der Platz vor der Pariser Oper gehört jetzt den Fußgängern.

Eine breite Mehrheit von 66 Prozent der Bürgerinnen und Bürger hat im März 2025 dafür gestimmt, 500 zusätzliche Straßen für Autos zu sperren. Die neuen autofreien Straßen sollen begrünt werden. Parks, Bänke und Bäume sollen entstehen und die Straßen in Orte verwandeln, an denen Menschen sich gerne aufhalten. Gleichzeitig könnten bis zu 10.000 Parkplätze verschwinden, was wiederum Unmut bei vielen Autofahrenden auslöst.

Sowohl Bologna als auch Paris zeigen, dass der Mut zur Veränderung greifbare Vorteile bringt: weniger Verkehrstote, bessere Luft und ein öffentlicher Raum, der den Menschen gehört – nicht den Autos.

Mehr ökologische Landwirtschaft in Brandenburg

Auch bei der ökologischen Landwirtschaft in Brandenburg geht es voran. In nur einem Jahr kamen dort über 8.600 Hektar neue Bio-Flächen hinzu – eine Steigerung, die zeigt, dass immer mehr Betriebe auf umweltfreundliche Methoden umstellen, wie das Landwirtschaftsministerium Brandenburg Anfang April 2025 mitgeteilt hat. Fast 18 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden jetzt nach Öko-Standards bewirtschaftet. Über 1.600 Betriebe setzen dabei auf nachhaltige Methoden, zwei Drittel davon sogar vollständig.

Die aktuellen Zahlen zeigen: Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte setzen auf umweltschonende Anbaumethoden. Das tut Umwelt und Klima gut. Denn im Ökolandbau wird weitgehend auf chemische Pestizide und synthetische Düngemittel verzichtet – das schont Wasserressourcen, fördert die Artenvielfalt und verbessert die Bodenqualität. Ökologischer Landbau unterstützt außerdem den Aufbau von Humus im Boden. Mehr Humus speichert auch mehr CO2.

Der Anstieg der Bio-Flächen kommt übrigens einer wachsenden Nachfrage entgegen – laut dem Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft greifen Verbraucherinnen und Verbraucher immer häufiger zu regional produzierten Bio-Lebensmitteln.

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