Leonardo da Vincis Mona Lisa ist der Superstar unter den Gemälden. Doch was macht eigentlich die Faszination dieses Bildes aus? Wer dem Geheimnis der Mona Lisa nachspürt, stößt auf eine Geschichte voller Rätsel, auf geheimnisvolle Maltechniken und sogar einen waschechten Krimi.

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Im Louvre-Museum in Paris sind mehr als 35.000 Objekte zu bewundern. Doch die meisten Besucher wollen vor allem sie sehen – die Mona Lisa, das berühmteste Gemälde der Welt.

Und so drängen sich jeden Tag bis zu 25.000 Menschen um ein gerade mal 76,8 mal 53 Zentimeter großes Ölbild hinter Panzerglas. Oft bleiben nur ein paar Sekunden, um einen Blick auf die geheimnisvolle Schönheit zu erhaschen, die Leonardo da Vinci irgendwann zwischen 1503 und 1506 porträtiert hat.

Doch wer ist die rätselhafte Dame überhaupt?

Die unbekannte Schönheit – das Mysterium um die Identität der Mona Lisa

Wen Leonardo da Vincis Meisterwerk darstellt, ist eines der großen Mysterien der Kunstgeschichte. Die Mona Lisa heißt im Original übrigens "La Gioconda", also "die Heitere". Der im Deutschen gebräuchliche Titel verweist auf eine der zahlreichen Theorien zur Identität des Models.

Demnach handelt es sich um Lisa del Giocondo, die Frau des Florentiner Seidenhändlers Francesco del Giocondo. Tatsächlich besagt eine handschriftliche Notiz, die erst im Jahr 2008 gefunden wurde, dass da Vinci sie porträtiert haben soll.

Eine weitere Theorie führt zu Isabella d'Este (1474–1539), der Markgräfin von Mantua und berühmtesten Kunstmäzenin ihrer Zeit. Es existieren mehrere Briefe, in denen sie da Vinci um ein Porträt bittet. Leonardo fertigte sogar eine Studie an, die eine gewisse Ähnlichkeit zur Mona Lisa aufweist. Allerdings soll Isabella blond gewesen sein. Nahm sich der Künstler hier einfach gewisse Freiheiten?

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Eine der spektakulärsten Theorien besagt, dass Leonardo da Vinci sich selbst als Frau gemalt haben soll. Es könnte jedoch auch sein, dass das Porträt schlicht seiner Fantasie entsprang. So lässt sich vielleicht auch das Lächeln der Mona Lisa erklären. Denn dieses wirkt, als sei es nicht von dieser Welt.

Nicht von dieser Welt – das Lächeln der Mona Lisa

Das wahrscheinlich hervorstechendste Merkmal des Gemäldes ist das berühmte Lächeln. Es ist tiefgründig, geheimnisvoll, wissend und schelmisch zugleich; es transportiert Weisheit, steckt voller Ironie und wirkt doch nobel und erhaben.

Das Lächeln der Mona Lisa hat bereits Generationen von Kritikern, Historikern und Kunstliebhabern beschäftigt, denn es lässt unzählige Deutungen zu. Zeugt es von einer Frau, die mit sich im Reinen ist? Oder macht sie sich gar über den Betrachter lustig? Oder steckt hinter dem mystischen Lächeln eine ganz profane, gesundheitliche Erklärung?

Eine weitere Theorie besagt, dass eine Gesichtslähmung für den ungewöhnlichen Schwung der Lippen verantwortlich sein könnte. Der amerikanische Mediziner Joseph E. Borkowski wiederum wies darauf hin, dass ein solches Lächeln typisch für Menschen ohne Schneidezähne sei.

Dass uns der Gesichtsausdruck der Mona Lisa so fasziniert, hat jedoch nicht nur mit ihrem Lächeln zu tun, sondern auch mit ihrem Blick.

Mona-Lisa-Effekt – dieser Blick lässt einen nicht mehr los

Es ist ein irritierender Effekt. Egal in welchem Winkel man zu dem Bild steht, die Augen der Mona Lisa scheinen dem Betrachter durch den Raum zu folgen. Dafür gibt es eine wissenschaftliche Erklärung: In der realen Welt verändern sich Licht und Schatten, sobald man seine Position wechselt. Bei zweidimensionalen Bildern ist dies jedoch anders. Das erzeugt in unserem Gehirn den Eindruck, dass uns die Augen folgen.

Leonardo da Vinci war bei Weitem nicht der erste Maler, der diese Technik anwendete. Allerdings sorgte er durch seine meisterhafte Technik dafür, dass das Phänomen besonders ausgeprägt ist. Deshalb spricht man in diesem Zusammenhang oft vom Mona-Lisa-Effekt. Überhaupt lässt sich an dem berühmten Gemälde sein malerisches Genie in vielerlei Hinsicht studieren.

Leonardo erfindet den Weichzeichner – die Maltechnik Sfumato

Leonardo da Vinci war ein Meister seines Faches. Zu seinen bahnbrechenden Entwicklungen gehört die Maltechnik Sfumato. Dabei werden Konturen nicht mit klaren Umrissen dargestellt. Stattdessen erscheinen sie weich und verschwommen.

Die Mona Lisa ist ein Paradebeispiel für den Sfumato. Da Vinci wendet die Technik im Gesicht und bei den Händen an, aber auch bei der Landschaft im Hintergrund. Licht und Schatten verschwimmen ineinander, alles erscheint in einen geheimnisvollen Nebel getaucht, die Atmosphäre wirkt fast magisch.

Moderne Untersuchungen mit Lasertechnik zeigen, wie aufwendig Leonardos Stil ist. Der Meister trug Schicht um Schicht auf, bis die Farben ineinander verschmolzen. Eine Anstrengung, die sich bezahlt machte. Denn der geheimnisvollen Aura der Mona Lisa kann man sich nur schwer entziehen.

Das gilt auch für jene, die Übles mit ihr im Schilde führen.

Krimi in Paris – ein Diebstahl macht die Mona Lisa zum Superstar

Die Mona Lisa blickt auf eine aufregende Geschichte zurück. Sie war Teil der Privatsammlung Ludwig XIV. in Versailles und hing im Schlafzimmer Napoleons. Doch zum wahren Superstar stieg sie auf, als sie aus dem Louvre gestohlen wurde.

Der Rummel um die Mona Lisa ist Tag für Tag riesig. © IMAGO/ABACAPRESS/Jumeau Alexis

Heute unvorstellbar: Der Italiener Vincenzo Peruggia, der als Glaser im Louvre arbeitete, ließ sich am 21. August 1911 über Nacht im Museum einschließen, löste das Bild aus seinem Rahmen und spazierte damit – eingewickelt in einen Kittel – am nächsten Tag hinaus.

Über zwei Jahre lang war das Meisterwerk in einem staubigen Loch in der Wand der Wohnung Peruggias versteckt – nur wenige Meter vom Louvre entfernt. Fälschlicherweise geriet sogar Pablo Picasso als Täter in Verdacht. Für die Sensationspresse ein wahres Fest! So sorgte die Berichterstattung sogar dafür, dass die Menschen in den Louvre pilgerten, um sich die leere Stelle anzusehen, an der einst die Mona Lisa hing.

Peruggias Ziel war es, das Werk in seine italienische Heimat zurückzubringen. Im Dezember 1913 versuchte er, das Bild für 500.000 Lire "zur Deckung seiner Unkosten" an einen Kunsthändler in Florenz zu verkaufen. Der jedoch rief die Polizei. Peruggia flog auf und wurde zu einer Haftstrafe von sieben Monaten verurteilt.

Das Gemälde birgt noch viele Rätsel

Auch nach über 500 Jahren hat die Mona Lisa nichts von ihrer Faszination verloren. Im Gegenteil: Immer wieder sorgen neue Entdeckungen für Aufsehen. 2006 etwa fand ein Forscherteam mit neuartigen Infrarot- und 3-D-Technologien eine weitere dünne Farbschicht auf dem Gemälde. Offensichtlich trägt die Mona Lisa einen transparenten Schleier – wie es damals bei Schwangeren üblich war. Ist für ihr geheimnisvolles Lächeln etwa auch das Mutterglück verantwortlich?

Erst im Jahr 2023 wiesen Forscher Plumbonakrit, ein äußerst seltenes Mineral auf Bleibasis, in den Farbschichten der Mona Lisa nach. Das zeigt, dass Leonardo da Vinci mit seinen Materialien und Techniken offenbar noch weitaus ausgiebiger experimentierte, als bisher angenommen.

Wahrscheinlich birgt die Mona Lisa noch zahlreiche weitere Rätsel. Und sie wird sicher noch viele Generationen an Kunstfans in ihren Bann ziehen.

Verwendete Quellen

Diese seltene Gabe Leonardo da Vincis steckt im Lächeln seiner Mona Lisa

Der Italiener Leonardo da Vinci war nicht nur ein Multitalent und eine selten zu findende Begabung. Die Natur stattete den Künstler und Wissenschaftler zudem mit einer Fähigkeit aus, die Forscher erst Jahrhunderte später entdeckt haben. Diese Fähigkeit lächelt Kunstliebhaber von da Vincis berühmtestem Bild an.
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