Leipzig (dpa) - Rätselhafte Feenkreise gibt es auch in Australien. Dies berichten Wissenschaftler um Stephan Getzin vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS").
Bisher waren die kreisförmigen kahlen Stellen inmitten von trockenen Graslandschaften nur aus dem Südwesten Afrikas, vor allem aus Namibia, bekannt. Über ihre Entstehung rätseln Wissenschaftler seit langem. Zumindest in Australien spielen Ameisen oder Termiten dabei keine Rolle, schreiben die Wissenschaftler nun. Ihrer Untersuchung zufolge entstehen sie aufgrund einer besondere Verteilung des Wassers im Boden durch natürliche Selbstorganisation der Pflanzen.
Feenkreise besprenkeln die Landschaft in großer Zahl. Jeder der wie mit einem Zirkel gezogenen Punkte ist bei näherem Blick von einem Kranz aus hohem Gras umwachsen. Der Durchmesser der Kahlstellen kann mehrere Meter betragen. Eine der Theorien zu ihrer Entstehung besagt, dass Termiten oder Ameisen die Gräser an den Kahlstellen entfernen, damit diese in den Trockenlandschaften nicht die wenige Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen. 2013 etwa berichtete Norbert Jürgens von der Universität Hamburg im Fachblatt "Science", Sandtermiten verringerten das Graswachstum, indem sie die Graswurzeln fressen.
Wissenschaftler des Leipziger UFZ vertreten hingegen bereits seit einiger Zeit die Ansicht, dass die Kreise durch Selbstorganisation entstehen. "Das Besondere an Feenkreisen ist, dass sie sich auch über größere Gebiete erstaunlich regelmäßig und homogen verteilen, aber nur innerhalb eines engen Niederschlagsbereichs", sagt Getzin. Ein solches Muster entstehe am ehesten durch Konkurrenz um Wasser. Kritiker dieser Theorie bemängelten allerdings, dass es dann auch in anderen Trockenregionen ähnliche Strukturen geben müsste. Und genau das wies das Team um Getzin nun nach: Die Wissenschaftler entdeckten eine mit Feenkreisen durchsetzte Landschaft im australischen Outback - 10 000 Kilometer von Namibia entfernt.
Luftaufnahmen belegten, dass die Kreise ganz ähnlich angeordnet sind wie die afrikanischen. Jeder der Kahlstellen ist demnach in gleichem Abstand von sechs weiteren umgeben. Aus der Vogelperspektive sind die Feenkreise gleichmäßig in der Landschaft verteilt.
Vor Ort untersuchten die Forscher die Kreise genauer. Sie bestimmten unter anderem ihre Größe, maßen die Temperatur an der Oberfläche oder beobachteten, wie dort Wasser versickert. Nach der Auswertung kommen sie zu dem Schluss, dass der spärlich fallende Regen in der Region an den durch die Trockenheit extrem verhärteten Flächen abperlt und nicht in den Boden eindringt. Stattdessen wird das Wasser oberirdisch an die Ränder geleitet, wo es versickert und das Wachstum der Gräser begünstigt. Die kahlen Stellen bleiben kahl, weil Samen auf dem harten und heißen Boden nicht keimen können.
In Afrika sei die Bodenstruktur anders. "Das Wasser versickert im sandigen Boden und verbleibt unter der Oberfläche. Da oben keine Pflanzen wachsen, verdunstet das Wasser nicht, es diffundiert von dort an die Ränder", erläutert Getzin. "Das ist im Detail zwar ein anderer Mechanismus als in Australien ... Er führt aber zum gleichen Vegetationsmuster." Im mathematischen Modell konnten die Wissenschaftler die Entstehung der Feenkreise nachvollziehen.
Schließlich suchten die Wissenschaftler im australischen Outback noch nach Termitenbauten oder Ameisennestern. An einigen Kahlflächen fanden sie Hinweise auf die Insekten, an den meisten aber nicht. Außerdem gab es keinen Zusammenhang zwischen der Größe der Flächen und der Zahl der vorhandenen Insekten beziehungsweise ihrer Bauten. Ob das auch für die Feenkreise in Namibia gilt? Getzin: "Wir zeigen mit unserer Untersuchung zumindest, dass Feenkreise grundsätzlich ganz ohne Termiten oder Ameisen entstehen können." Vermutlich seien auch in anderen Trockenlandschaften der Welt Feenkreise zu finden. © dpa
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