Passagiere dürfen aufatmen: Der zähe Tarifkonflikt beim Bodenpersonal ist gelöst. Nun dürften keine weiteren Streiks Reisepläne durcheinanderbringen - vorerst jedenfalls.
Flugreisenden drohen vorerst keine Warnstreiks an deutschen Flughäfen mehr. Für das private Sicherheitspersonal haben sich Arbeitgeber und die Gewerkschaft in der Nacht zum Donnerstag auf einen Tarifkompromiss verständigt. Die Mitarbeiter bekommen jährlich 3,5 bis 9,77 Prozent mehr Geld.
"Das ist ein großer Erfolg", sagte Verdi-Vorstandsmitglied Ute Kittel am Donnerstag. "Das führt für die Beschäftigten zu saftigen Lohnerhöhungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen."
Die Sicherheitsmitarbeiter hatten in mehreren Warnstreiks große Teile des Flugverkehrs lahmgelegt. Vor allem der jüngste Warnstreik vergangenen Woche am größten deutschen Flughafen in Frankfurt und sieben anderen Airports hatte den Luftverkehr schwer getroffen.
Warnstreiks im Juli wieder möglich
Weitere Arbeitskämpfe am Boden drohen nun bis auf Weiteres nicht mehr. Es steht aber ein Tarifkonflikt in der Luft bevor: Die Gewerkschaft Ufo hat die Tarifverträge für die Flugbegleiter der Lufthansa zu Ende Juni gekündigt. Von Juli an sind damit theoretisch Warnstreiks möglich.
Passagiere werden die höheren Gehälter für das Sicherheitspersonal mit höheren Ticketpreisen bezahlen müssen. Der Bundesverband er Deutschen Luftverkehrswirtschaft erklärte am Donnerstag, der Abschluss führe zu einer Verteuerung des Luftverkehrs in Deutschland.
"Was wir nun brauchen, sind deutliche Fortschritte bei Automatisierung und Effizienzsteigerung der Kontrollen", sagte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow. "Denn eine Verdoppelung der Kosten an den Sicherheitskontrollen seit 2010, aber eine Effizienz nur halb so groß wie in europäischen Nachbarländern - das zeigt, dass es so in Deutschland nicht weitergehen kann."
Verschiedene Berufsgruppen betroffen
An die Stelle regionaler Tarifverträge für das Sicherheitspersonal tritt nun ein bundesweiter Abschluss mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen für rund 23.000 Beschäftigte. Er sieht Erhöhungen in drei Schritten vor, jeweils zum 1. März 2019, zum 1. Januar 2020 und zum 1. Januar 2021. Der Vertrag gilt für drei Jahre.
"Mit dieser Struktur schaffen wir es, die Entgeltgruppen in den Bundesländern in den nächsten Jahren anzugleichen", sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Reinhard Friebertshäuser.
Es geht um drei Berufsgruppen mit unterschiedlichen Aufgaben an den Flughäfen. Die eine Gruppe kontrolliert Passagiere und deren Gepäck, die zweite Zugänge und Zufahrten an den Flughäfen und die dritte Fracht, Post und Catering für die Flugzeuge.
Für die Luftsicherheitsassistenten, die Passagier- und Handgepäckkontrollen durchführen, erfolgt die erste Erhöhung schon zum 1. Februar 2019. 2021 erreichen sie einen Stundenlohn von 19,01 Euro statt der bisher je nach Region üblichen rund 17 Euro.
Vereinbart wurde auch, nun über Zeitzuschläge, Funktionszulagen und die Umwandlung von Entgelt in zusätzliche Freizeit zu verhandeln. © dpa
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