Seit der Finanzkrise herrscht Transparenz im Bankensektor? Von wegen! Die ARD-Story "Geld regiert die Welt" deckt die Macht der globalen Finanzkonzerne auf und verdeutlicht, wie sehr die kleinen Leute Finanzriesen wie Blackrock ausgeliefert sind.
Wie ein schwarzer Felsen ragt das Hauptgebäude der amerikanischen Fondsgesellschaft Blackrock in den New Yorker Himmel. Was in seinem Inneren geschieht, bleibt der Öffentlichkeit jedoch verborgen. Von Transparenz fehlt jede Spur. Während die internationalen Großbanken seit der Finanzkrise 2008 unter Beobachtung stehen, wachsen in ihrem Schatten gigantische Finanzkonzerne, deren Arbeit nur Insidern bekannt ist. Von der Politik weitestgehend unbeaufsichtigt, haben sie ein Netz aus Macht und Einfluss über die ganze Welt gespannt. Die Autoren Tilman Achtnich und Hanspeter Michel zeigen in ihrem Film "Geld regiert die Welt", wie kleine Leute plötzlich zu Spielbällen der Schattenbanken werden.
Blackrock: Die mächtigste Firma der Welt?
Larry Fink ist der unausgesprochene König der Wall Street und der wohl mächtigste Mann der Welt, dessen Name nur Finanzexperten geläufig ist. Der Gründer von Blackrock hat das größte Finanzimperium der Welt aufgebaut. Fink verwaltet vier Billionen Dollar – zehnmal so viel wie der deutsche Bundeshaushalt. Allein in Deutschland ist seine Firma an fast allen Konzernen beteiligt, von neun Dax-Unternehmen ist sie der größte Einzelaktionär. Mit ihren Entscheidungen beeinflusst Blackrock das Schicksal ganzer Städte und Länder. Und oft leiden besonders die kleinen Leute unter der Gier nach Profit.
Kleine Leute sind Leittragende
Freiburg im Breisgau ist weit entfernt von New York und doch beeinflusst Blackrock das Leben von Christel Hoffmann. Die Auwald Siedlung, in der sie lebt, fiel vor zwei Jahren in die Hände der Immobiliengesellschaft TAG, deren Aktionär Blackrock ist. Seitdem verfällt die Bausubstanz zunehmend, denn für die Investoren zählt nur der Gewinn aus den Mieteinnahmen. "Es ist eine Katastrophe. Alles ist verfallen und marode," sagt Hoffmann bei einem Besuch des Filmteams. Die Idee des sozialen Wohnungsbaus, nach der die Anlage einmal konzipiert wurde, geriet vollständig in den Hintergrund.
Dies ist längst kein Einzelfall. Die globalen Veränderungen sind auch im schwäbischen Geislingen zu spüren. Seit vielen Jahren ist die Traditionsfirma WMF nun schon im Besitz von Investoren. Momentan gehört sie dem Finanzriesen KKR aus New York, an dem auch Blackrock beteiligt ist. Wolfgang und Markus Lutz beklagen, dass die Arbeitsbedingungen seit der Übernahme immer schlechter geworden sind. Von 7.000 Mitarbeitern sind noch 1.600 übrig geblieben, ein Großteil der Produktion ist nach Asien verlegt worden. Mit dem Unternehmen können sich die beiden längst nicht mehr in dem Maße identifizieren wie noch vor einigen Jahren. "Ich habe mich innerlich von der Firma WMF verabschiedet, weil das nicht mehr die WMF ist, die ich als Firma gekannt und geliebt habe als Firma", erklärt Wolfgang Lutz in der ARD. "Es geht bloß um Profit, immer mehr, immer noch mehr, koste es, was es wolle", beklagt sein Sohn Markus.
Globales Netzwerk kontrolliert die Wirtschaft
Auf ihrer Jagd nach Renditen bringen die Finanzkonzerne die sozialen Errungenschaften zu Fall. Der aggressive angelsächsische Kapitalismus ist zusehends auf dem Vormarsch. Der Ökonomieprofessor Max Otte warnt deshalb davor, dass die soziale Marktwirtschaft kollabieren könnte. Doch lässt sich die Entwicklung überhaupt noch aufhalten?Angesichts des weltumspannenden Netzwerks, das sich die einflussreichen Unternehmen aufgebaut haben, ist dies undenkbar. Dank der Untersuchungen des Physikers James Glattfelder weiß man, dass ein sehr kleiner Teil von 147 Finanzakteuren die Hälfte der globalen Wirtschaft bestimmt. Auch er kommt in der ARD zu Wort und erklärt, dass die Unternehmen ohne eine globale Kontrollbehörde ungestört schalten und walten könnten.
Organisationen wie Facing Finance versuchen zumindest ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Sie schauen hinter die Fassade der Finanzindustrie und decken Beteiligungen an fragwürdigen Unternehmen auf. Doch am System der Wall Street vermögen sie rein gar nichts zu ändern.
Die Sendung "Geld regiert die Welt" zeigt, dass die großen Geldgeschäfte von den Banken zu Firmen im Schatten gewandert sind. Dabei wird deutlich, dass Blackrock das Potenzial hat, das globale Finanzsystem ins Wanken zu bringen. Dieser Umstand dürfte beunruhigen. Eine Regulierung wäre dringend notwendig, damit zukünftig keine zweite Finanzkrise die Weltwirtschaft erschüttert.
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