In Italien hat der Verwaltungsrat von Telecom Italia (TIM) nach einer Reihe von Marathonsitzungen dem Verkauf des Festnetzes an die US-Beteiligungsgesellschaft KKR zugestimmt. Die Entscheidung fiel am Sonntag mit elf gegen drei Stimmen, wie TIM mitteilte. Der Hauptaktionär, der französische Konzern Vivendi, votierte gegen den Verkauf und kündigte umgehend an, er werde mit "allen zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel" dagegen ankämpfen.

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Unternehmenschef Pietro Labriola erklärte, der Verwaltungsrat habe eine "großartige historische Entscheidung getroffen". Er sei aber weiterhin "offen" für Diskussionen und für Vorschläge, "im Besonderen von Seiten der wichtigsten Aktionäre".

TIM ist mit 26,2 Milliarden Euro hoch verschuldet. Das Unternehmen hob am Sonntag hervor, dass es mit dem Verkauf der Netzgesellschaft seine Schulden um rund 14 Milliarden Euro reduzieren könne. KKR bewertet das Festnetz mit 18,8 Milliarden Euro, der Kaufpreis könnte bis zu 22 Milliarden Euro erreichen. Vivendi hält das für viel zu niedrig und 31 Milliarden Euro für angemessen. Das französische Unternehmen hat einen Anteil von 23,75 Prozent an TIM.

Die Regierung von Giorgia Meloni unterstützt den Verkauf des Festnetzes an das US-Unternehmen. Die Regierung will aber einen Anteil von bis zu 20 Prozent an der Netzgesellschaft halten, um Einfluss auf strategische Entscheidungen zu haben. Am Mutterkonzern TIM ist der Staat mit 9,81 Prozent beteiligt.

Das Angebot von KKR klammert die Unterseekabelsparte Sparkle aus, die ebenfalls zur Netzgesellschaft gehört. Hier soll der US-Fonds bis Anfang Dezember ein Angebot vorlegen - aus Finanzkreisen verlautete, es belaufe sich bislang auf 600 Millionen Euro.

Telecom Italia hinkt auch wegen der hohen Verschuldung beim Glasfaserausbau im europäischen Vergleich hinterher. Nach Angaben der EU-Kommission haben in Italien 44 Prozent der Haushalte einen Glasfaseranschluss. In Frankreich sind es demnach 63 Prozent, in Spanien 89 Prozent.  © AFP

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