Jollydays hat überraschend Insolvenz angemeldet, viele Gutschein-Käufer und -Besitzer sind nun verunsichert. Mitbewerber versuchen zu beschwichtigen – mit mäßigem Erfolg.
Nach der Pleite des Gutscheinanbieters Jollydays versuchen die Mitbewerber zu beruhigen. Die Einlösung von "WellCards" und "Thermengutscheinen" sei "garantiert", hieß es auf APA-Anfrage. Der auch in Österreich aktive deutsche Erlebnisgutschein-Anbieter
Die Gutscheinanbieter rechnen nicht mit Einbrüchen im Weihnachtsgeschäft und verzeichnen aktuell keine vermehrte Einlösung der bereits gekauften Gutscheine.
Jollydays-Pleite kam selbst für Experten überraschend
Für den Wiener Handelsexperten und Marktforscher Andreas Kreutzer war die Insolvenz von Jollydays "eigentlich nicht vorherzusehen". Auffällig sei aber gewesen, "dass die Marketingmaßnahmen zuletzt rasch zurückgefahren wurden" und die Gutscheinverkäufe deswegen offenbar rückläufig waren.
"Möglicherweise hat sich aber auch ganz generell das Geschäft mit Gutscheinen für Erlebnisaktivitäten erschöpft", so Kreutzer. Grundsätzlich seien Gutscheine für den Einzelhandel, genauso wie für Gastronomie und Hotellerie, ein "wichtiges Absatzinstrument und je nach Sparte für 15 bis 30 Prozent des Umsatzes verantwortlich". Der Experte schätzt, dass bis zu 35 Prozent der Gutscheine nicht eingelöst werden, vor allem Gutscheine unter 100 Euro.
Manche Gutschein-Käufer und -Besitzer sind aufgrund der Jollydays-Pleite nun verunsichert. "Die Einlösung von WellCard-Gutscheinen kann garantiert werden", so der geschäftsführende WellCard-Gesellschafter Michael Semmler zur APA. WellCard verzeichnet aktuell "überhaupt keinen außergewöhnlichen Anstieg der Gutschein-Einlösungen". Der Anbieter "Thermengutscheine" betonte, dass Gutscheine "zu 100 Prozent" eingelöst werden können. Die Jochen Schweizer mydays Gruppe bezeichnete sich als "liquide" und verwies auf die ProSiebenSat.1 Gruppe als "finanziell potente und verlässliche Gesellschafterin". Der letzte Jahresabschluss der Jochen Schweizer GmbH datiert aus dem Jahr 2020. Damals wurde laut Firmenbuch ("Wirtschafts-Compass") ein Jahresverlust von 6,7 Mio. Euro ausgewiesen.
Tausende Gutscheinbesitzer von Insolvenz betroffen
Die Gutschein-Anbieter erwarten keine Auswirkungen der Jollydays-Insolvenz auf ihr Geschäft im Herbst und zu Weihnachten. "Jollydays war in den letzten Jahren weit davon entfernt, ein führender Gutscheinanbieter zu sein. Daher wird sich das Kaufverhalten nicht wirklich ändern", sagte WellCard-Gesellschafter Semmler.
Jollydays hat über seine Website Gutscheine für tausende verschiedene Aktivitäten vom Fallschirmsprung bis zum Thermen- oder Kurzurlaub verkauft. Eingelöst wurden sie dann vom jeweiligen Erlebnisanbieter. Der Erlebnisgutschein-Verkäufer hatte bei der Insolvenz-Anmeldung Mitte August Verbindlichkeiten in Höhe von 8,6 Mio. Euro und Aktiva im Wert von rund 100.000 Euro angegeben. Die AK Oberösterreich rechnet mit "tausenden betroffenen Gutscheinbesitzern". Über 100 Betroffene der Jollydays-Pleite haben sich bereits bei der AK OÖ gemeldet. (APA/bearbeitet von lag)
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