Platz 26 von 61. Der Wirtschaftsstandort Österreich ist endgültig im Mittelmaß angekommen. Wir sind da, wo Deutschland vor zehn Jahren war. Und fallen weiter.

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Das Institut für Management-Entwicklung (IMD) in Lausanne bewertet seit 1989 jährlich die Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Länder. Aktuell sind es 61. Das Institut bewertet, wie gut ein Land im internationalen Wettbewerb mithalten kann und wie sich die Qualität als Standort für Unternehmen entwickelt.

2015 hat Österreich vier Plätze verloren und ist auf Rang 26 abgerutscht - so schlecht lag der Standort im Ranking noch nie. Seit einem 11. Platz im Jahr 2007 ging es allerdings stetig bergab. Noch 2010 reihte sich Österreich knapp vor Deutschland ein. Heute sind uns die Nachbarn 16 Ränge voraus.

Wie es besser geht, zeigen die vordersten Plätze im IMD-Ranking: Die belegen erwartbar die USA, China, Singapur und die Schweiz - die von zwei auf vier zurückgerutscht ist. Direkt vor Österreich liegt indes Südkorea. Und Island. Direkt dahinter Japan, Litauen, Tschechien und Thailand.

EU sieht Österreich am absteigenden Ast

Zwar ist Österreich immer noch ein reiches Land, aber auch ein teures. Kaufkraftbereinigt reicht es nur noch für Platz 37 im Ranking. Auch die EU-Kommission bescheinigt schlechte Karten: Nach Prognosen aus Brüssel kann die Republik 2015 nur noch mit einem Wachstum von 0,8 Prozent rechnen. Ähnlich zaghaft entwickeln sich in der EU nur Italien, Frankreich, Zypern und Griechenland.

Kategorisch ernst zu nehmen ist das IMD-Ranking nicht: Es dient - wie das des Weltwirtschaftsforums - schlicht zum internationalen Vergleich. Oft wird kritisiert, dass neben harten Fakten auch die Meinung von rund 6.200 Managern miteinfließt, die die negative Entwicklung noch verstärken kann. Zudem werden einige Messgrößen in absoluten Zahlen herangezogen - etwa Einwohner und Beschäftigte. Insgesamt kommen über 340 Faktoren zum Tragen, die unterschiedlich gewichtet werden.

Wahrnehmung ist negativ

In jedem Fall deckt sich das Ergebnis der Studie mit der Außenwahrnehmung von Österreich: Die Wirtschaftskammer wertet rund 180 solcher Ranglisten aus - und auch insgesamt fällt Österreich 2015 zurück. Nächstes Jahr könnten sich das neue Crowdfunding-Gesetz und eine dank der Steuerreform bessere Kaufkraft positiv auswirken, vermutet WKO-Experte Stephan Henseler im Gespräch mit dem "Kurier". Vor allem müssten aber die Firmen Vertrauen fassen und die Investitionen ankurbeln.

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