René Benko hat sich dem Druck gebeugt: Der Signa-Gründer zieht sich aus dem Vorsitz der mit Problemen kämpfenden Holding zurück. Er übergibt an einen Sanierer aus Deutschland.

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Immobilien-Investor René Benko legt den Beiratsvorsitz der von ihm gegründeten Signa Holding nieder. Das gab das Unternehmen am Mittwoch bekannt.

Der 46-Jährige übergibt den Vorsitz wie erwartet an Arndt Geiwitz. Der Sanierer aus Deutschland übernimmt zudem den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Signa, wie mehrere österreichische Medien übereinstimmend berichten. Die Privatstiftung der Familie Benko bleibt indes weiterhin größter Gesellschafter der Holding.

Benko überträgt seine Stimmrechte an Geiwitz

Geiwitz soll die Immobilien- und Handelsholding restrukturieren. Benko übertrage auch seine Stimmrechte an Geiwitz, teilte das Unternehmen mit. Das "Handelsblatt" hatte zuvor unter Verweis auf Insider berichtet, dass Benko unter bestimmten Umständen bereit sei, Geiwitz als Sanierer für Signa einzusetzen.

"Dies ist in der derzeitigen Situation die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", sagte Benko laut Mitteilung. Es gelte nun, Vertrauen wiederherzustellen. Das Immobilienportfolio von Signa bleibe einzigartig. Alle Beteiligten seien gefordert, Signa jetzt zu unterstützen.

Geiwitz sagte, das Unternehmen brauche jetzt Ruhe und Ordnung. Es gelte, langfristige Lösungen zu finden. "Es ist daher verantwortungsvoll wie geboten, jetzt eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten", sagte der bekannte Sanierer. Die Qualität des Immobilien-Portfolios sowie die der geplanten Projekte insbesondere in Deutschland sei sehr gut.

Signa kommt seit längerem nicht aus den Schlagzeilen

In den vergangenen Tagen war bereits über einen Rückzug von Benko spekuliert worden. Miteigentümer Hans Peter Haselsteiner hatte dem Radiosender Ö1 gesagt, Benko sei zu dem drastischen Schritt bereit. Zuvor hatten Medien berichtet, dass sich Gesellschafter der Immobilienholding Signa zunehmend gegen Benko wenden.

Vergangene Woche hatte das "Handelsblatt" aus einem persönlichen Schreiben von Gesellschaftern der Signa Holding an Benko zitiert: Nur bei einem sofortigen Rückzug des 46-Jährigen sei ein "Krisenmanagement (...) zur Rettung der Gruppe" möglich.

Haselsteiner bestätigte, dass die Gesellschafter der Signa Holding GmbH Benko gebeten hätten, den deutschen Sanierungsexperten als Generalbevollmächtigten einzusetzen. Geiwitz war unter anderem durch das Insolvenzverfahren der zu Signa gehörenden Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bekannt geworden.

Er hat nach Darstellung eines Sprechers des Wirtschafts- und Steuerberaterbüros SGP Schneider Geiwitz & Partner vor einigen Tagen einen entsprechenden Beratungsauftrag von Signa erhalten. Erste Aufgabe von Geiwitz sei es, "sich einzuarbeiten und einen Überblick über die Unternehmensgruppe zu gewinnen".

Druck auf Benko ist stetig gestiegen

Zur Signa-Gruppe gehören Luxus-Immobilien und Warenhäuser. Zuletzt war Signa wegen Verkäufen, Insolvenzen und einem Baustopp in die Schlagzeilen geraten.

Benko galt in Österreich lange als Vorzeige-Unternehmer und Selfmade-Milliardär, der schon während seiner Schulzeit als Teenager mit der Renovierung von Dachböden begann. Heute gehören zu seinen Beteiligungen prestigeträchtige Objekte wie das Chrysler Building in New York oder der im Bau befindliche Elbtower. Die Immobilien-Branche insgesamt hat inzwischen jedoch angesichts gestiegener Zinsen und höherer Materialkosten zu kämpfen.

In Hamburg wächst wegen einer Bauunterbrechung beim Milliardenhochhaus Elbtower der politische Druck auf den Projektentwickler Signa Real Estate, der zur Signa-Holding gehört. Der in das Projekt involvierte Vermögensverwalter Commerz Real ist laut einem Sprecher mit Signa und der ausführenden Baufirma im Gespräch, "um rasch eine Lösung zu finden" und den Bau bald wieder voranzutreiben. Die Signa-Gruppe selbst gibt seit Wochen gegenüber Medien keine Stellungnahmen ab.

Erst kürzlich hatte Signa Sports United (SSU) Insolvenz angemeldet. Die als niederländische Firma eingetragene SSU ist Mutterfirma mehrerer Internet-Sportartikelhändler. Zuvor hatte die Signa Holding eine Finanzierungszusage von 150 Millionen Euro für SSU zurückgezogen.

Anfang Juni hatte die Signa-Gruppe das operative Geschäft der österreichischen Möbelgruppe Kika/Leiner verkauft. Der große Möbelhändler meldete kurz darauf Insolvenz an. (ank/dpa/AFP)

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