Der langjährige Chef der Autobauer Fiat Chrysler und Ferrari, Sergio Marchionne, ist tot. Das teilte Fiat am Mittwoch mit.
Nur wenige Tage nach seinem überraschenden Rückzug ist Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne gestorben. Das gaben Fiat und Holding der Agnelli-Familie übereinstimmend bekannt. Er wurde 66 Jahre alt.
Zumindest sein letztes großes Ziel hatte Marchionne noch erreicht: Fiat Chrysler von den Schulden zu befreien. Der Spitzenmanager verwandelte zwei schwer angeschlagene Unternehmen in einen globalen Player der Automobilindustrie.
Vergangenen Samstag hatte Marchionne überraschend seinen Rückzug verkündet. Sein Ende als Chef des italienisch-amerikanischen Autobauers und der Tochter Ferrari kam deutlich früher als erwartet - aus gesundheitlichen Gründen.
Scharfer Kritiker von Ferrari in der Formel 1
Als womöglich "härtesten Kritiker" des Formel-1-Engagements von Ferrari hatte sich Marchionne einmal selbst bezeichnet. Ein Sanierer schaue schließlich eiskalt auf Zahlen. Und die müssten stimmen.
Marchionne hatte den neuen Besitzern des schillerndsten Kreisverkehrs der Welt immer wieder mit einem Ausstieg gedroht, sollte durch die Änderungen im Motorenreglement von 2021 an die DNA der Formel 1 verloren gehen.
Mit Kompromisslosigkeit und teils unkonventionellen Ideen sanierte der 66-Jährige den kriselnden Turiner Großkonzern Fiat und richtete ihn neu aus. Er baute die Bürokratie ab und halbierte die Entwicklungszeiten für neue Modelle.
Als einer der größten Verdienste des Italo-Kanadiers gilt die Fusion von Fiat und Chrysler im Jahr 2014. Die prestigeträchtige Marke Ferrari brachte er erfolgreich an die Börse. 2014 beerbte er Luca di Montezemolo als Ferrari-Präsident und war seit 2016 auch fürs Tagesgeschäft hauptverantwortlich.
Bekannt für seine markigen Sprüche
Der 1952 in den Abruzzen geborene Marchionne ist für seine markigen Sprüche bekannt. Zu Vorwürfen, auch Fiat habe bei Abgaswerten geschummelt, sagte er mit Blick auf VW etwa: "Wer uns mit dem deutschen Unternehmen vergleicht, hat etwas Illegales geraucht."
Marchionne hatte in Toronto studiert, vor seiner Zeit bei Fiat arbeitete der Anwalt und Wirtschaftsprüfer bei Verpackungsfirmen. Sein Markenzeichen waren die dunklen Pullover, die er lieber trug als Anzüge.
Erst bei der Verkündung des gelungenen Schuldenabbaus im Juni trug er eine Krawatte, kaum sichtbar. Das hatte er einst versprochen - für den Fall, dass die Schuldenfreiheit gelingen sollte.
Vergangenes Jahr hatte Fiat Chrysler den für 2019 geplanten Abschied von Marchionne verkündet. Dass dessen Karriere bei dem Autobauer schneller zu Ende gehen würde, war da noch nicht abzusehen.
John Elkann löst Marchionne an der Ferrari-Spitze ab
Mit dem Ende der Ära Marchionne ändert sich vor dem letzten Formel-1-Rennen vor der Sommerpause einiges - auch für Sebastian Vettel. Neuer Ferrari-Präsident wird Fiat-Boss John Elkann; Ferrari-Vorstandschef wird Louis C. Camilleri, der zuvor unter anderem leitende Positionen beim Tabakmulti Philip Morris innehatte und mit Teamchef Maurizio Arrivabene vertraut ist. (ank/dpa/AFP)
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