Weltweit brechen die Börsen ein. Japan verzeichnet den größten Absturz seit 37 Jahren, auch der Dax gibt nach. Die Sorgen um die Konjunktur nehmen rapide zu – genauso wie die politischen Risiken.
Die ersten Beobachter sprechen bereits vom "schwarzen Montag 2.0.". Eine Anspielung auf den Börsencrash von 1987. Der liegt lange zurück, doch auch diese Woche beginnt mit einem Beben an den weltweiten Börsen – und was für einem. Auf breiter Front brechen die Märkte ein.
Den Anfang macht Japan. Der Leitindex Nikkei 225 sackt um 12,4 Prozent ab – das ist der größte Tagesverlust seit 37 Jahren. Auch die anderen asiatischen Märkte geben nach. An der türkischen Börse muss der Handel am Montag zweimal wegen heftiger Kursverluste unterbrochen werden.
Dabei endete schon die vergangene Woche turbulent. Am Montag geht es so weiter. Besonders trifft es diesmal auch Krypto-Währungen wie Bitcoin. Der Kurs ist zeitweise um mehr als 20 Prozent oder 10.000 Euro gefallen. Auch der deutsche Aktienmarkt ist in diesen Abwärtssog geraten. Bis zum Mittag ist der Dax auf den tiefsten Stand seit Februar gefallen. Allein im August mit seinen bislang drei Handelstagen hat der Dax sieben Prozent an Wert verloren. Immerhin: Im Vergleich zum japanischen Börsenbeben ist das noch einigermaßen moderat.
Börsenbeben: Weltweite Talfahrt weitet sich aus
Die weltweiten Verluste haben sich im Laufe des Tages noch ausgeweitet: Der Blick der Anleger richtet sich jetzt in Richtung USA. Dort öffnet die Börse erst am Nachmittag deutscher Zeit. Nach Börsenstart sackt der Leitindex Dow Jones um rund 2,8 Prozent ab. Noch steiler abwärts geht es beim S&P 500 - dem Index der 500 größten US-Unternehmen. Hier steht am Nachmittag ein Minus von über vier Prozent.
Bislang waren es vor allem Tech-Aktien, die die Börsen beflügelt haben. Und die geben jetzt nach: Der Kurs des iPhone-Herstellers Apple ist um mehr als zehn Prozent abgesackt. Das dürfte auch mit US-Starinvestor Warren Buffet zusammenhängen. Der 93-Jährige hat seine Apple-Position deutlich reduziert und die Hälfte der Aktien verkauft. Die Folge: ein Kursrutsch. Auch die zuletzt so gehypte Aktie des Chipherstellers Nvidia hat innerhalb eines Monats um fast 30 Prozent nachgegeben. Allein in der vergangenen Woche hat der Konzern eine Billion US-Dollar an Wert verloren. Zum Vergleich: Das entspricht dem Wert des halben Dax.
Was ist da los? Warum brechen die Märkte plötzlich auf breiter Front ein? Und woher rührt die Panik?
In den USA wachsen die Sorgen vor einer Rezession
Die Antwort darauf ist nicht ganz einfach. Den einen Grund gibt es nämlich nicht. Es ist eher eine Reihe von Gründen, die jetzt zu dieser Abwärtsbewegung führt.
Zuallererst: Die USA meldeten zuletzt schwache Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten. Für das weltweite Wirtschaftswachstum sind die Vereinigten Staaten nach wie vor entscheidend. Fallen die USA aus, sorgt das am Aktienmarkt für Panik. Hinzu kommt: Das Land wählt in diesem Jahr einen neuen Präsidenten, der republikanische Kandidat Donald Trump könnte von einer Wirtschaftskrise profitieren – und dann im Amt einen protektionistischen Kurs mit Strafzöllen durchsetzen.
In Japan hingegen ist es der Anstieg der Landeswährung Yen, der die Kurse auf Talfahrt schickt. Die Notenbank in Tokio hatte ihren geldpolitischen Kurs zuletzt geändert und die Zinsen erstmals seit 17 Jahren wieder angehoben. Für die exportorientierten japanischen Unternehmen ist das zunächst keine gute Nachricht, da ihre Produkte auf dem Weltmarkt teurer werden. Weitere Zinserhöhungen könnten folgen – und die Gewinnaussichten der Unternehmen trüben.
Ein weiterer Grund für die Börsen-Talfahrt: Ist der KI-Hype vorüber?
Zuletzt haben vor allem Aktien rund um das Hype-Thema KI das Wachstum getrieben und die Fantasie der Anleger beflügelt. Innerhalb kürzester Zeit ist etwa die Nvidia-Aktie förmlich explodiert. Mahnende Stimmen gab es zwar schon länger, doch die Märkte setzten darauf, dass sich die Erfolgsgeschichte fortsetzt. Nun scheint hier eine Abkühlung einzusetzen. Nvidia teilte zuletzt mit, dass es den Start neuer KI-Chips verschieben muss.
So weit alles nicht ungewöhnlich, könnte man meinen. Doch Börse ist eben auch viel Psychologie. Und momentan greifen die Märkte jedes Anzeichen von Schwäche auf – und lassen die Kurse nach unten rauschen.
Kriegsgefahr belastet die Märkte
Die Nervosität dürfte auch mit der politischen Lage zusammenhängen. Kommt es möglicherweise zum Krieg zwischen Israel und Iran? Nutzt China die vermeintliche Gunst der Stunde, um in Taiwan einzumarschieren? Noch ist vieles Säbelrasseln. Doch daraus könnte schnell Ernst werden. Und ein solches Szenario wäre Gift für die Weltwirtschaft. Taiwan ist ein wichtiger Halbleiter-Standort. Egal, ob in Smartphones, Computern oder Autos: Ohne Halbleiter geht kaum mehr etwas. All das sind Sorgen, die die Börsen unter Druck setzen.
Dass die nächste Zeit ungemütlich bleiben könnte, zeigt ein Blick auf den Dax. Der ist zuletzt unter die 200-Tage-Durchschnittslinie gefallen. Diese Linie gibt Hinweise auf den längerfristigen Trend an der Börse. Steigen die Kurse oder fallen sie? Im Moment spricht vieles für einen Bärenmarkt – mit weiter fallenden Kursen. Das Börsenjahr 2024 könnte noch turbulenter werden.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.