Ist das Nabucco-Projekt der OMV gescheitert? Zumindest deutet derzeit einiges darauf hin, dass die Gas-Pipeline nicht gebaut wird.
Wie "Die Presse" erfahren haben will, ist Schluss mit Nabucco. Das Projekt hatte den Zweck, ab Ende 2017 Gas aus dem kaspischen Gasfeld Shah-Deniz in den Westen zu transportieren. Eine führende Rolle hatte dabei der österreichische Mineralölkonzern OMV inne.
Nach Angaben der "Presse" hat sich das Konsortium, das das Gasfeld betreibt, für die Konkurrenz namens TAP entschieden. Mit im Konsortium sitzen demnach BP, Statoil, Total, Lukoil, die iranische Ölgesellschaft NIOC, die türkische Ölgesellschaft TPAO und der aserbaidschanische Energieriese Socar. Die OMV war demnach zu einer telefonischen Stellungnahme vorerst nicht bereit.
Nabucco-Bau sollte 2011 starten
Die Nabucco-Pipeline sollte von der türkisch-bulgarischen Grenze über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich führen. Ziel war es, die Gasversorgung Europas über den sogenannten südlichen Korridor sicherzustellen.
Jahrelang hatte die OMV federführend an dem Pipeline-Projekt gearbeitet. Allerdings gab es immer wieder Rückschläge: Zeitpläne wurden nach hinten verschoben, die Pipeline gekürzt. Im März 2010 hatte Nabucco-Geschäftsführer Reinhard Mitschek noch bekräftigt, dass Ende 2011 mit dem Bau begonnen werden sollte. Das erste Gas hätte 2014 eintreffen sollen.
Später wurde bekannt, dass der staatliche aserbaidschanische Konzern Socar gemeinsam mit der türkischen TPAO eine eigene Gas-Pipeline quer durch die Türkei bauen will: die Transanatolische Pipeline (Tanap). An diese Pipeline soll Nabucco West oder TAP andocken.
OMV schweigt sich über Kosten aus
Wie das Magazin "Format" schreibt, hält sich die OMV über die Höhe der Investitionen in das Nabucco-Projekt bedeckt: Die bisherigen Projektkosten seien vernachlässigbar "in Relation zu dem, was es bringen kann", hatte OMV-Chef Gerhard Roiss im Mai betont.
"Format" zufolge wurden seit 2008 zahlreiche Kapitalerhöhungen bei der in Wien ansässigen Nabucco Gas Pipeline International GmbH vorgenommen - und in Summe damit mehr als 160 Millionen Euro in die Projektgesellschaft gepumpt. (ank)
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