Minus zehn Prozent. Die Verluste beim beliebten Einsteiger-ETF MSCI World sind auf den ersten Blick dramatisch. Viele, die den ETF nutzen, um damit Geld anzusparen, sind verunsichert. Wie geht man mit den aktuellen Schwankungen um? Wir haben beim Deutschen Aktieninstitut nachgefragt.

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Wer regelmäßig Geld anlegt, nutzt dafür oft einen Indexfonds, einen ETF. Darin werden mehrere Unternehmen gebündelt, was das Risiko beim Investieren minimiert. Stürzt der Kurs eines einzelnen Unternehmens ab, fällt das bei einem ETF oft nicht sonderlich ins Gewicht. Ein gutes Beispiel dafür ist der MSCI World. Er bildet mit über 1.500 Unternehmen in über 20 Ländern laut "Business Insider" einen Großteil der Weltwirtschaft ab.

Das Sparen mithilfe von ETF-basierten Sparplänen haben laut "t-online.de" in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen für sich entdeckt. Gerade Jüngere legen Geld auf diese Art an, berichtet "Zeit Online", und nutzen dafür gerne Broker-Apps. Sie machen das Investieren auf dem Smartphone mit wenigen Klicks möglich und erleichtern den Einstieg in die Finanzwelt.

ETF leicht erklärt

  • ETF ist die Abkürzung für Exchange Traded Funds. Es handelt sich dabei laut JustETF.com um einen an der Börse gehandelten Indexfonds, der mehrere einzelne Aktien als Gruppe darstellt und es Sparern ermöglicht, mit einer Einzahlung in eine Vielzahl von Unternehmen gleichzeitig zu investieren.
  • Besonders beliebt bei ETF-Sparplänen ist der MSCI World. Dabei handelt es sich um einen globalen Aktienindex, der die Kursentwicklungen von über 1.500 Unternehmen aus über 20 Industrieländern abbildet.
  • Aktuell gibt es laut "Tagesschau.de" Kritik an der Zusammenstellung des MSCI World ETF. Weil er zu US-lastig sei, würden Sparer die von US-Präsident Trump angekündigten Handelszölle besonders zu spüren bekommen. Tatsächlich stammen über 70 Prozent der Unternehmen im MSCI World aus den USA.

Doch seit US-Präsident Donald Trump der Welt mit Handelskriegen droht, Strafzölle verhängt und Verbündete verprellt, rauschen die Kurse ab. Wer einen ETF-Sparplan hat, also regelmäßig einen festgelegten Betrag in den Fonds steckt, kann mitunter Bauchschmerzen bekommen. Die Gewinne der letzten Wochen sind dahin.

Verunsicherung nach Kurseinbruch

Tatsächlich sind die Einbrüche des Kurses deutlich spürbar. Innerhalb eines Monats stand der beliebte ETF mit knapp zehn Prozent im Minus. Einige verunsichert das – vor allem diejenigen, die erst kürzlich mit dem Aktienhandel begonnen haben und seit ein paar Monaten in einen Sparplan einzahlen.

Kletterte der Kurs bislang Tag für Tag ein kleines bisschen nach oben und vermittelte den Sparern ein Gefühl von Sicherheit, weckt der Kursverlauf jetzt Sorge und Unschlüssigkeit: Was mache ich jetzt? Sollte ich doch besser die Finger vom Investieren lassen?

Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt der Chefvolkswirt am Deutschen Aktieninstitut, Gerrit Frey, wie es um den MSCI World momentan steht: "Der US-Kapitalmarkt ist der bei weitem größte Kapitalmarkt auf der Welt und hat in den letzten Jahren besonders gute Renditen gebracht. Dementsprechend ist der MSCI World stark gestiegen, wovon die Anleger in MSCI-ETFs profitiert haben." Eine kurzfristige Korrektur dieser Entwicklung sei auf den Aktienmärkten zwar immer möglich, ändere aber nichts daran, dass mit einem Investment in den ETF das Grundprinzip der Streuung berücksichtigt wird.

Was bedeutet Streuung und warum ist sie so wichtig?

  • Streuung bezeichnet in der Welt der Finanzen eine Strategie, bei der das investierte Geld möglichst breit verteilt in verschiedene Aktien gesteckt wird. Verliert ein Unternehmen an Wert, kann das durch einen anderen, gerade erfolgreichen Aktienkurs ausgeglichen werden. Das Risiko vor großen Verlusten kann damit erheblich reduziert, allerdings auch nie komplett ausgeschlossen werden.

Börsen-Experte rät zu Gelassenheit und langem Atem

Einige schauen beim Investieren in einen ETF-Sparplan nicht nur mit Sorge auf den Kurs des MSCI World, sondern auch auf die turbulente US-Wirtschaftspolitik. Hohe Zölle auf Importe und Exporte sind mitverantwortlich für den Wertverlust. "Bleibt es bei unklaren Signalen der US-Politik, ist weiter mit Schwankungen am Aktienmarkt zu rechnen", sagt Frey. Doch auch hier hat er beruhigende Worte für Sparer: "Langfristig orientierte Anlegerinnen und Anlegerinnen können aber Ruhe bewahren. Denn es kommt für den Erfolg einer Aktienanlage auf einen langfristigen Anlagehorizont und die Diversifizierung an."

Was aufgrund der Sorge vor Wertverlust schnell in Vergessenheit gerät: Der Sparplan macht sich vor allem dann bezahlt, wenn er über einen längeren Zeitraum, also über mehrere Jahre hinweg, konstant genutzt wird. Auf die Frage, wie Sparer mit dem eingebrochenen Kurs des MSCI World am besten umgehen sollten, hat der Volkswirt Dr. Gerrit Frey eine klare Empfehlung: "Ruhe bewahren und die Chance in der langfristigen Entwicklung sehen. Aufs und Abs am Aktienmarkt sind normal." Wer längerfristig dabeibleibe und sein Investment in den ETF aufrechterhalte, könne durchschnittlich sechs bis neun Prozent Rendite im Jahr erwarten.

Fallender Kurs als Chance?

Der Finanzexperte geht sogar noch weiter und sieht in dem gesunkenen Kurs einen möglichen Vorteil, jedenfalls wenn das Investment in Form eines Sparplans passiert: "Bei sinkenden Kursen kauft man dabei automatisch mehr Anteile an einem ETF, bei steigenden weniger. Das federt Schwankungen zusätzlich ab. Fallende Kurse sind deshalb kein Problem. Solange man ein langfristiges Sparziel verfolgt, sind es sogar gute Einstiegszeitpunkte."

"Zwischenzeitliche Kursverluste sind nicht entscheidend für den Erfolg."

Gerrit Fey, Chefvolkswirt am Deutschen Aktieninstitut

Gerade bei Sparplänen ist es also wichtig, sich nicht aufgrund von kurzzeitigen Schwankungen entmutigen zu lassen. Was dabei hilft, ist der Blick auf das große Ganze. Betrachtet man die Kursentwicklung des MSCI World der letzten zehn oder gar 15 Jahre, sieht der kürzliche Einbruch des Kurses nur noch wie eine kleine Delle aus. Laut Frey darf man sich bei den aktuellen Entwicklungen des ETF nicht aus der Ruhe bringen lassen: "Sparpläne sind auf lange Zeiträume angelegt. Zwischenzeitliche Kursverluste sind nicht entscheidend für den Erfolg, sondern der langfristige Trend am Aktienmarkt. Und der ist immer positiv gewesen."

Über den Gesprächspartner

  • Dr. Gerrit Fey ist Chefvolkswirt am Deutschen Aktieninstitut und damit für die Grundsatzfragen der Kapitalmärkte zuständig. Er studierte und promovierte an der Universität Marburg mit einem Schwerpunkt in Geld-, Währungs- und Institutionenökonomie.

Verwendete Quellen