Die Lufthansa-Piloten streiken seit Mitternacht - und legen damit für drei Tage den Flugverkehr der deutschen Airline nahezu komplett lahm. Betroffen sind davon bis zum Freitag rund 425.000 Passagiere, etwa 3.800 Flüge wurden bereits gestrichen. Obwohl die rund 5.400 Lufthansa-Piloten schon jetzt zu den bestbezahlten Angestellten in Deutschland gehören, fordern sie zehn Prozent mehr Gehalt. Gestreikt wird aber eigentlich aus einem anderen Grund.
Die Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" (VC) hat zu einem Streik aufgerufen und bei einer Urabstimmung 99,1 Prozent ihrer Mitglieder hinter sich gebracht. Anlass ist neben der Forderung nach einem Lohnplus von zehn Prozent vor allem das Ende des Tarifvertrages zur so genannten Übergangsversorgung.
Der bisherigen Regelung zufolge konnten Lufthansa-Piloten bereits mit 55 Jahren in den Vorruhestand gehen und wurden bis zur gesetzlichen Rente mit 65 Jahren vom Konzern versorgt. Die Lufthansa hatte den bisherigen Tarifvertrag zur Regelung der Übergangsversorgung jedoch zum Jahresende 2013 einseitig gekündigt - wegen zu hoher Kosten.
Lufthansa-Streik: Wer fordert was?
Die Airline will die Übergangsversorgung neu gestalten und das frühestmögliche Austrittsalter auf 60 Jahre anheben. Mit Hilfe einer Übergangsregelung sollen die meisten älteren Piloten aber weiterhin mit 55 Jahren in den Vorruhestand gehen können. Berufsanfänger sollen sich hingegen an den Kosten für das frühere Ausscheiden beteiligen, das heiß selbst vorsorgen.
Die VC ist mit dem Lufthansa-Vorschlag nicht einverstanden und argumentiert einerseits mit der hohen Belastung und Verantwortung, die der Beruf mit sich bringe. Deswegen müssten Piloten auch in Zukunft selbst entscheiden dürfen, wann sie mit dem Fliegen aufhören. Zudem befürchtet die VC eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu Ungunsten der Berufseinsteiger. Die Gewerkschaft bietet hingegen an, die Kosten für die Übergangsversorgung zu deckeln. Wie das im Detail aussehen soll, sei Verhandlungssache.
In zweiter Linie wird auch um höhere Löhne gekämpft. Die Gewerkschaft fordert ein Plus von zehn Prozent innerhalb der kommenden zwei Jahre. Die Lufthansa bietet hingegen eine Einmalzahlung sowie insgesamt 5,16 Prozent innerhalb der kommenden fünf Jahre.
Was Lufthansa-Piloten bislang verdienen
Schon jetzt gehören Lufthansa-Piloten zu den bestbezahlten Angestellten der Republik. Nach Unternehmensangaben steigen Flugoffiziere direkt nach ihrer Ausbildung mit einem jährlichen Grundgehalt von 55.500 Euro ein.
Davon müssen unter anderem Teile der Kosten für die zweijährige Ausbildung bei der Lufthansa bezahlt werden. Diese beläuft sich laut Lufthansa derzeit auf 70.000 Euro und kann in Raten abbezahlt werden.
Nahezu jährlich rutschen Piloten in eine neue Gehaltsstufen. Als Flugkapitän bekommt ein Pilot 193.000 Euro brutto im Jahr, inklusive Zulagen kommt er auf maximal 255.000 Euro brutto im Jahr. Laut Lufthansa entsprechen die Gehälter in etwa denen, die andere ehemalige Staatsfluglinien in Europa, wie Air France oder British Airways, zahlen.
Wie es im Lufthansa-Streik nun weitergeht
Unabhängig von den einzelnen Forderungen der Pilotengewerkschaft, hält die Lufthansa einen Streik mit dem aktuellen Ausmaß beim gegenwärtigen Stand der Verhandlungen für überzogen. "Wir haben sowohl für eine verbesserte Vergütung als auch für eine künftige Regelung zum vorzeitigen Ausscheiden aus dem Flugdienst gute Angebote gemacht", sagt Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens in einer Mitteilung.
Die "Vereinigung Cockpit" teilt hingegen mit, dass die Lufthansa trotz mehrerer Treffen die Vorschläge der Gewerkschaft nicht ernsthaft aufgegriffen habe. "Wir lassen uns von Lufthansa nicht hinhalten", sagt Ilona Ritter, Vorsitzende Tarifpolitik.
Ein schnelles Ende des Tarifkonflikts ist damit nicht in Sicht, auch wenn die VC bereits angekündigt hat, bis nach den Osterferien keine weiteren Streiks durchzuführen - aus Rücksicht auf die Reisenden. Die werden es der Gewerkschaft danken, unabhängig davon, ob sie die Forderungen der Piloten für gerechtfertigt halten.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.