Wird der Hypo-U-Ausschuss noch in diesem Jahrhundert ein Ende finden? Wir meinen: Nie und nimmer!

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Wir schreiben das Jahr 2102. Die Vorsitzende des Hypo-Untersuchungsausschusses Dr. Petra Bures beendet mit den Worten "Irgendwann is' Schluss, ich brauch jetzt an Spritzer" die letzte Sitzung des im Jahre 2015 gestarteten Ausschusses. Die 77-jährige Bures hatte den Vorsitz von ihrer Großmutter - Doris Bures - übernommen.

Seit 2025 die Vererbung aller politischen Ämter eingeführt wurde, ist so manches in der Alpenrepublik unkomplizierter geworden. Mit Ausnahme des FPÖ-Parteivorstandes, der aus 20 Klon-Nachkommen von Heinz-Christian Strache besteht, die ständig versuchen, sich gegenseitig abzuschieben.

Die Arbeit des Hypo-Untersuchungsausschusses ist nun eingestellt, weil sich kein Mitglied mehr daran erinnern kann, um was es eigentlich geht. Überhaupt hat sich herausgestellt, dass in den vergangenen 30 Jahren die Sitzungen vorrangig zum Tausch von Happy-Hippo-Figuren aus Kinderüberraschungseiern genutzt wurden.

Kinderüberraschungseier? Happy Hippos? Die waren in den 90er-Jahren des vorletzten Jahrhunderts mal hip und gelten nun als Alternative zu Gold als Anlageform.

Am Abend nach der letzten Sitzung schwelgt Dr. Petra Bures zu Hause in Erinnerungen und holt das Tagebuch ihrer Großmutter hervor. Diese hatte damals den Ausschuss als Vorsitzende eröffnet und die wichtigsten Fakten der Sitzungen in ihrem Tagebuch festgehalten. Der erste Eintrag stammt vom 26. Februar 2015.

Das Tagebuch der Doris Bures

1. Sitzung: Na super, da schläft man einmal bei der Kabinettssitzung ein und schon muss man einen Ausschuss leiten. Und dann noch dazu einen mit so viel Theater! Überall waren Kameras und ausgerechnet heute war meine Frisur so widerspenstig wie die Moser Gabi.

4. Sitzung: Zwölf Stunden lang haben irgendwelche Nasen behauptet, nichts zu wissen. Aber mei, ich weiß ja auch nichts. Ich glaub', es geht um den Schutz von Nilpferden, bin mir aber nicht sicher.

6. Sitzung: Alle sprechen von "distressed" und "not-distressed". Als ich eine Runde Yoga zum Stressabbau vorgeschlagen habe, haben mich alle angeschaut, als ob ich Frank Stronach zum Frauenbeauftragten ernannt hätt'. Manche wollen sich einfach nicht helfen lassen.

8. Sitzung: Das IT-Girl Petra Pichler vom ORF twittert ständig über meine Arbeit. Ich finde das ungeheuerlich. Wo bleibt da der Datenschutz? Wenigstens erfahre ich über ihre Tweets, was ich als nächstes machen muss.

10. Sitzung: Heute habe ich Grinsekatze Faymann fünfmal bei Quizduell geschlagen. Er war in einer EU-Sondersitzung, hatte also auch nichts zu tun. Dass er nicht wusste, wer österreichischer Bundeskanzler ist, hat ihn bestimmt besonders geärgert.

18. Sitzung: Alfons Mensdorff-Pouilly ist heute unangemeldet in den Ausschuss gekommen und hat gemeint, ein paar Herrschaften aus Saudi-Arabien würden uns gerne einen Deal unterbreiten. Außerdem sei gerade Sommerschlussverkauf bei den Eurofightern. Aber dann ist er draufgekommen, dass er sich in der Tür geirrt hat.

21. Sitzung: Die NEOS bringen eine Karikatur der Hypo-Affäre mit in die Sitzung. Endlich kann ich zumindest erahnen, worum es geht. Affen und Ziegen scheinen dabei eine Schlüsselrolle zu spielen.

23. Sitzung: Wollte die Zeit für Überweisungen auf die Cayman Islands nutzen, als ich feststellen musste, dass ich keinen Zugriff mehr auf mein Konto bei der Kärntner Hypo habe. Wenn dieser Ausschuss endlich vorbei ist, muss ich mal nachprüfen, was da los ist.

28. Sitzung: Der Strache Heinzi ruft mich während der Sitzung an und fragt, ob ich nicht zur FPÖ wechseln will. Ich müsste mir dann allerdings das Büro mit einer Ursula Stenzel teilen. Habe keine Ahnung, wer diese Frau ist. Und mit Unbekannten teile ich mir kein Büro.

32. Sitzung: Heute hat der Karl-Heinz im Ausschuss vorbeigeschaut. Sagen wollte er nicht viel, aber schweigend gefällt er mir sowieso besser. Später kam er dann noch einmal vorbei, weil er einen Swarovski-Schlüsselbund verloren hat. Da sei der Schlüssel für seine Jacht drauf. Aber es hat ihn niemand gefunden.

33. Sitzung: Ernst Strasser hat mir per WhatsApp ein Foto von sich auf einer Jacht in der Südsee geschickt und geschrieben: "Schaffe es heute leider nicht in die Sitzung. Bussi, Ernst". Muss aber ein altes Foto und ein blöder Witz gewesen sein. Er ist samt Fußfessel im U-Ausschuss aufgekreuzt und hat wieder nichts gesagt. Außer, dass er sich "keiner Show stellen und mich auch an keiner Show beteiligen" und "keinen Gatsch" werfen will. Na bumm.

34. Sitzung: Heute ist der Schüssel Wolfi in den Ausschuss gekommen. Der glaubt ja, er sei noch immer Bundeskanzler, und dachte glatt, er wäre in seiner Kabinettssitzung. Die Kollegen von der ÖVP haben mich gebeten mitzuspielen, weil er momentan so labil ist. Der Lugar Rober hat ihn nur noch mit "Herr Doktor" angeredet. Die Kaiserkrone fand ich dann aber schon ein wenig übertrieben.

38. Sitzung: Neuer Rekord bei Candy Crush! Hab' sofort einen Screenshot an die Hanni Mikl-Leitner geschickt – die wird sich schwarz ärgern.

49. Sitzung: Ein Herr von der Nationalbank spricht von Betreuungsbedarf. Geht es im U-Ausschuss wohlmöglich doch um Pflege und die überalterte österreichische Gesellschaft? Muss unbedingt nachlesen.

43. Sitzung: Es wird ein "Nachbar in Not"-Paket für die Bayern erwähnt. Ich spende sofort zehn Euro. Die Situation dort ist ja auch wirklich schlimm! Morgen werd' ich die Mikl-Leitner fragen, ob wir nicht ein paar Bayern aufnehmen können.

378. Sitzung: Dieser Untersuchungsausschuss dauert nun schon so lange, dass ein Untersuchungsausschuss zum Hypo-Untersuchungsausschuss einberufen wurde. Ich soll schon wieder die Vorsitzende sein.

379. Sitzung: Als erste Zeugin im U-Ausschuss zum Hypo-U-Ausschuss bin ich selbst zur Anhörung geladen. Als Vorsitzende habe ich mich selbst ins Kreuzverhör genommen und war mit den Antworten alles andere als zufrieden. Das wird noch ein Nachspiel haben. Zum ersten Mal gratulieren mir die Ausschusskollegen zu meiner Arbeit. Ich habe die Ahnungslosigkeit der Zeugin vollkommen durchschaut.

834. Sitzung: Ich habe sämtliche Sudokus dieser Welt gelöst. Es wird Zeit, die Konsequenzen zu ziehen und den Vorsitz an meine Enkelin Petra zu übergeben. Verdammt. Das hätte ich ihr gern erspart. Die hat ja noch nicht einmal mehr den schönen Karl-Heinz zum Anschauen.

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