US-Präsident Donald Trump hat sich nicht nur mit China in einen Handelskrieg verstrickt. Die Auswirkungen sind schon jetzt zu spüren - und bremsen die Weltwirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt der Internationale Währungsfonds. Weitere Schocks sind nicht auszuschließen.
Der Dauerstreit um neue Handelsbarrieren der Vereinigten Staaten und die hohe Schuldenlast vieler Staaten haben das Wachstum der Weltwirtschaft spürbar gebremst.
Das Wachstum gehe mit 3,7 Prozent zwar im laufenden und dem kommenden Jahr auf vergleichsweise hohem Niveau weiter, nehme aber nicht mehr wie eigentlich erwartet an Tempo zu, sagte der scheidende Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), Maurice Obstfeld, am Dienstag bei der Vorstellung des Weltwirtschaftsberichtes in Nusa Dua (Indonesien).
Wahrscheinlichkeit von weiteren Schocks steigt
"Die Vorhersage war überoptimistisch", sagte er zu der eigenen Prognose des IWF im April, die noch ein Wachstum von 3,9 für die Jahre 2018 und 2019 vorausgesagt hatte.
"Die Wahrscheinlichkeit weiterer negativer Schocks für unsere Wachstumsvorhersage ist gestiegen", sagte Obstfeld. Der Handelskrieg zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China sowie die Androhung von US-Zöllen auf Autos und Autoteile insgesamt könnte etablierte Lieferketten unterbrechen.
Das gelte vor allem dann, wenn es zu Vergeltungsmaßnahmen kommt, sagte Obstfeld. Mit Blick auf die USA analysierte der IWF-Chefökonom: "Das Wachstum wird von nicht nachhaltigen politischen Maßnahmen getrieben".
Die derzeit positive Situation in den Vereinigten Staaten sei von prozyklischen Stimuli des Staates mitverursacht und werde nach Aufhebung dieser Effekte zurückgehen. Obstfeld meinte damit vor allem die Steuerreform der Regierung von Präsident
Diese bedeutet einen stützenden staatlichen Eingriff in einer Zeit ohnehin galoppierender Konjunktur - eine untypische Maßnahme besonders für US-Republikaner, noch dazu in Zeiten hoher Staatsschulden.
IWF senkt Prognose für 2019
Der IWF habe deswegen auch die US-Prognose bereits für 2019 angepasst. Auch für die Eurozone wurde die Voraussage im Vergleich zum April dieses Jahres um 0,1 Punkte nach unten korrigiert. Weniger optimistisch ist der IWF auch für China, wenngleich das Reich der Mitte mit einem Wachstum über sechs Prozent weiterhin boomt.
In Entwicklungs- und Schwellenländern insgesamt sieht der IWF sogar eine Verlangsamung um 0,2 Punkte im laufenden und 0,4 Punkte im nächsten Jahr. Länder wie Pakistan, Argentinien, die Türkei und Südafrika aber auch Brasilien seien vom starken Dollar und den vergleichsweise rasch anziehenden Zinsen in den USA beeinträchtigt.
In Ländern wie Brasilien zeige sich, welcher Druck durch hohe öffentliche Schulden und gleichzeitig große staatliche Ausgabeverpflichtungen, etwa bei Renten, entstehen könne.
Insgesamt sei die Schuldenlast der öffentlichen und privaten Hand in aller Welt extrem angestiegen und liege heute um 60 Prozent höher als noch vor der Finanzkrise im Jahr 2007.
Für den bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zeigte sich Obstfeld optimistisch. Der IWF gehe davon aus, dass ein Übereinkommen zwischen London und Brüssel erzielt werde.
"Eine Übereinkunft irgendeiner Art ist sicher im Interesse der Verhandlungsparteien", sagte Obstfeld. "Wir bleiben bei unserer Annahme, dass vernünftige Politik die Oberhand behält und hoffentlich behalten wir recht", betonte der 66-Jährige, der sein Amt beim IWF zum Jahresende an Nachfolgerin Gita Gopinath abgeben wird. (ank/dpa)
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